Von hier gingen sie an die Ostfront. Junge Infanteristen, die in der Hindenburgkaserne ausgebildet wurden. Am 5. Mai 1945 besetzten die Russen die östlichen Stadtteile Magdeburgs. Die 3. Stoßarmee der Roten Armee fand hier ihre neue Heimat. Sie nutzte auch die ehemalige Hindenburg-Kaserne sowie die gesamte Fläche des Cracauer Angers bis hin zum Herrenkrug. Die 3. Stoßarmee war auch die letzte Truppeneinheit der Westgruppe der Streitkräfte, die 1992 Magdeburg verließ. Zwischen den Soldaten und der einheimischen Bevölkerung gab es wenig Kontakte. Man lud zwar hin und wieder russische Soldaten zu Brigadefeiern ein, aber das diente kaum einem regelmäßigen Kontakt. In Norbert Eisolds „Angerbuch“ erzählt ein Magdeburger des Jahrgangs 47: „Das war unser Anger. Dabei haben sich längst die sowjetischen Soldaten dort etabliert und hielten das Gelände besetzt. Die hatten ihre Hindernisse dort, ihre Eskaladierwand und machten Schießübungen da. Wir haben oft zugeguckt. Für uns waren die Kasernen bloß die Russenkasernen.“ Ein Magdeburger, Jahrgang 1958, erzählt im gleichen Buch: „ Es gibt da ein Erlebnis, das meine Haltung zur Sowjetarmee… entscheidend prägte. Einer der Soldaten sollte über zwei Meter von einem Balken zum andern springen. Wir hätten das mühelos geschafft. Der aber traute sich nicht. Und nachdem wir ihn angespornt hatten und er immer noch nicht sprang, lachten wir uns fast kaputt. Bis ein Offizier kam und ihn durch Rütteln an dem Pfosten, auf dem der Balken auflag, zum Absprung zwang und er nun ziemlich traurig im Dreck lag, Das Lachen blieb uns im Halse stecken, als der Offizier mit offensichtlicher Hingabe daranging, den am Boden liegenden Soldaten mit den Füßen zu treten. Die Offiziere waren nicht unsere Kameraden. Abstoßend fand ich das.“ Auf dem Kugelfänger stand einst in russischer Sprache: „Derjenige wird siegen, der die bessere Technik, Organisation, Disziplin und Maschinen hat.“