In den Tiefen des Schranks …

IMG_6934Immer ist die Küche zu klein… Immer! Da zieht man um, trennt sich von Dingen, legt sich eine größere Wohnung zu, in der jeder Raum mehr Platz bietet als in der vorherigen Wohnung. Aber beim Einräumen stellt man fest, dass noch immer zu viel Kram vorhanden ist. Kein Wunder! Vor einigen hundert Jahren besaßen die Menschen nur das Nötigste. Und heute stehen im Schrank nicht nur zwei, drei Teller und Tassen. Nein, es sind mehrere Tausend Gegenstände, die sich in deutschen Haushalten tummeln. Bereits wenn das Kind das Elternhaus verlässt, gibt Mutti das alte Besteckset mit.

Und alle anderen Gegenstände, die sie nicht mehr braucht, weil neu gekauft. Dann zieht das Kind in die Zweier-WG mit jeweils zwölf Teelöffeln, Esslöffeln, Messern, Gabeln – von denen nur jeweils zwei ihre Verwendung finden. Der Rest schlummert in den Tiefen der Schubladen und Schränke. Doch das ist nur der Anfang.
Besteck ist ein gutes Beispiel, um deutlich zu machen, wie viel Kram ein Mensch allein in der Küche anhäufen könnte. Löffel – das urtümlichste aller Küchenwerkzeuge. Davon gibt es nicht nur ein oder zwei Sorten. Nein! Es gibt Butter-, Cocktail-, Dessertlöffel, Eier-, Eis-, Espressolöffel, Gemüse-, Gewürz-, Gourmetlöffel, Grapefruit-, Honig-, Kaffeelöffel, Kartoffel-, Kaviar-, Kiwilöffel, Marmeladen-, Probier-, Querlöffel zum Füttern eines Babys, Sahne-, Salat-, Saucenlöffel, Schaum-, Spaghetti-, Suppen-, Zuckerlöffel und noch viele mehr. Wer braucht das alles eigentlich? Und warum kann der Kaviar nicht mit einem Eierlöffel gegessen werden? Oder – wir bleiben in der Küche – warum gibt es für diverse Obst- und Gemüsesorten spezielle Dosen? Kiwi-Box, Apfel-Box, Banana-Box … als ob die Früchtchen nicht auch in Standarddosen passen würden oder nicht mit anderen Dingen in Kontakt kommen dürften.
Zum Kopfschütteln verleiten auch diverse Schneide-Hilfen, mit denen etwa Äpfel in Spalten oder Bananen in Stücke portioniert werden können. Mit einem Messer wäre dies vermutlich viel zu anstrengend und würde extrem lange dauern. Ebenso wie das Auspressen einer Zitrone. Stattdessen kann man sich einen Zitrussprüher kaufen – den Aufsatz in die Frucht drehen, und schon fließt der Saft. Oder wie wäre es mit einer Teebeutelpresse? Schützt die Finger vor Verbrennungen und holt auch den letzten Tropfen des Tees aus dem Beutelchen. Und wer es ganz bequem braucht und sich nicht die Hände dreckig machen möchte, dem sei ein Ei-Trenner empfohlen. Ohne zigfaches Hin und Her in der Schale lässt sich das Weiße vom Gelben separieren, indem man das Ei in einen kleinen Behälter gibt, der mit kleinen Schlitzen versehen ist, durch die das Eiweiß ablaufen kann. Praktisch! Nur sollte man sich am besten ein Haus mit mindestens zwei Etagen kaufen – eine zum Wohnen und eine für die Haushaltsgegenstände. Andererseits gilt es, nichts zu überstürzen. Denn wie das Leben so spielt, reduziert es sich wieder auf das Wesentliche: Am Anfang war die Nuckelflasche, am Ende nur die Schnabeltasse.       Tina Heinz