Schwimmen – das ist Florian Gieses Leidenschaft, als Sportler und als Trainer. Zunächst beim SCM und bei der Wasserwacht. Seit 2011 ist er im Verein für Sporttherapie und Behindertensport 1980 Magdeburg e.V. (VSB) hauptverantwortlich für den Bereich des Leis-tungsschwimmens für Behinderte.
Der Verein setzt – getragen und unterstützt durch den Vorstand – auf die Entwicklung des Leistungssports. „Die Anstellung von Florian Giese folgte einem gewollten und von uns geplanten Neuaufbau mit jungen Nachwuchssportlern“, erklärt VSB-Geschäftsführer Jörg Möbius.
„Die Herausforderung bei der Arbeit mit Menschen, die ein Handicap haben, besteht im Wesentlichen darin, alles individuell zu gestalten“, sagt Florian Giese über seine Arbeit. Art und Grad der Behinderung unterscheiden sich schließlich von Mensch zu Mensch und danach müsse man sich richten. „Aber ich möchte natürlich alle gleich behandeln. Dazu gehört, dass der Umgang untereinander recht locker ist – auch was die jeweiligen Handicaps betrifft.“
Besonders gut funktioniere das in der Gruppe, die der Sportwissenschaftler derzeit trainiert. „Die Arbeit mit den Mädchen und Jungs macht viel Spaß. Sie unterstützen sich alle gegenseitig bei Wettkämpfen. Und die jeweilige Behinderung spielt dabei überhaupt keine Rolle.“ Zu dieser Gruppe gehören u.a. Pascal, der die Regenbogenschule besucht. Dort wird Pascal zwei Mal pro Woche von den ersten beiden Unterrichtsstunden befreit, damit er am Training teilnehmen kann. Auch Lina, Alexander und Johann gehören zur Gruppe – drei Schüler, die mit Unterstützung des VSB-Trainers den Sprung an eine Sportschule geschafft haben. Lina, die im Rollstuhl sitzt, und Alexander, dem der linke Unterarm fehlt, besuchen die Sportsekundarschule „Hans Schellheimer“ und machen in diesem Jahr ihren Abschluss. Johann, der eine Gehbehinderung hat, wurde im vergangenen Jahr als erster Schüler mit Handicap auf dem Sportgymnasium Magdeburg eingeschult.
Florian Giese ist sichtlich stolz auf seine Schützlinge, die ursprünglich „nur“ zum Trainieren und Schwimmen zum VSB gekommen waren. „Aber wenn man merkt, dass die Kinder und Jugendliche Potenzial haben, dann sollte man das auch fördern“, meint der Sportwissenschaftler. Die Ziele, im Leistungssportbereich unterwegs zu sein und eine Sportschule zu besuchen, seien erst mit der Zeit herangereift. „Und wenn diese Ziele dann erreicht werden, wird man vor weitere Probleme gestellt“, erzählt Florian Giese, der die jungen Sportler beim Schulwechsel begleitet hat. „Zum einen sind beide Schulen nicht behindertengerecht ausgestattet. Zum anderen findet sich nicht jeder in einem neuen Umfeld sofort zurecht.“ Außerdem sei es nicht einfach, Stundenplan und Trainingsplan unter einen Hut zu bringen – die Älteren absolvieren acht, die Jüngeren sechs Trainingseinheiten pro Woche, hinzu kommen Wettkämpfe am Wochenende. „Die Schulen sind uns dabei entgegengekommen und so konnten wir bei Lina, Alex und Johann den Übergang gut gestalten“, sagt Florian Giese. Auf Lina und Alexander kommt demnächst ein weiterer Umbruch zu. Nach dem Schulabschluss steigen sie im nächsten Jahr in den Erwachsenenbereich auf. „Das ist natürlich eine andere Liga. Möglicherweise müssen sie sich von ihren gewohnten Erfolgen zunächst verabschieden. Und das muss auch verarbeitet werden.“ Die Aufgabe des Schwimmtrainers wird es dann sein, die Sportler zu motivieren. (th)