Der Handball-Bundesligist rangiert nach Abschluss der Hinrunde auf einem enttäuschenden 11. Rang. Trainer Sveinsson wurde am Dienstag gefeuert.
Von Rudi Bartlitz
Ein frohes Fest sieht jedenfalls anders aus. In der „Villa“, wie die Geschäftsstelle des SC Magdeburg schräg gegenüber der Getec-Arena auch genannt wird, fallen die Geschenke in diesem Jahr um einiges karger aus. Die Fans reiben sich die Augen – teils enttäuscht, teils sprachlos-erstaunt. Was ist bloß mit ihrem SCM passiert?
Nichts da mit glitzernden (Punkte)-Kugeln, die das Team lässig auf den Gabentisch rollen lassen könnte. Von einer frohen Weihnachts-Botschaft keine Rede. Die Zwischenbilanz nach der am zurückliegenden Sonntag abgeschlossenen Hinrunde liest sich ernüchternd. Die Grün-Roten grüßen von Platz 11, abgerutscht ins Niemandsland, irgendwo zwischen Spitzenfeld und Abstiegskampf.
Dabei war die Ausgangslage beim Start im Spätsommer doch hoffnungsvoller als in den halben Dutzend Jahren zuvor. Mit Platz vier in der Liga und dem Einzug ins Pokalfinale hatte das Team von Trainer Geir Sveinsson 2015 ein glänzendes Resultat abgeliefert. Das weckte Erwartungen, ob man das nun wollte oder nicht. Zumal der Kader noch durch, wie man zumindest dachte, drei Hochkaräter (Finn Lemke, Zeljko Musa, Michael Damgaard) verstärkt worden war. Dafür hatte man kräftig in die Taschen gegriffen. Experten wie Ex-SCM-Star Stefan Kretzsch-mar erwarteten denn auch, dass sich das Team „oben festsetzt und direkt hinter den drei Meisterschaftsfavoriten einordnet“.
Im Nachhinein muss es schon etwas verdächtig stimmen, dass sich das Team (die Klubverantwortlichen eingeschlossen) seinerzeit regelrecht davor drückte, eine Saisonprognose – man könnte auch sagen: ein Leistungsziel – abzugeben. Ahnten sie vielleicht schon etwas? „Wir versuchen, dran zu bleiben“, gab zumindest der Coach zu Protokoll. „Wir werden das Gleiche wie letztes Jahr machen und sehen, wie es läuft.“
Das sah Sveinsson dann auch. Aber sicher anders, als ihm lieb gewesen sein mag. Der SCM kam mühsam aus den Startlöchern. Genau da könnte der Hase im Pfeffer liegen. Es gibt im modernen Hochleistungssport keine Automatismen, die garantieren, dass nach der Sommerpause einfach da weitergemacht wird, wo Anfang Juni aufgehört wurde. Alles muss neu erarbeitet werden. Nach zwei Erfolgen gegen den Bergischen HC und Tabellenschlusslicht Lübbecke rangierte man zwar kurzzeitig auf Rang fünf, pendelte sich dann allerdings zwischen Position acht und zehn ein.
Die Ursachen für den Abrutsch? Da gibt es gleich ein ganzes Bündel. Unübersehbar zunächst die Kluft zwischen Heim- und Auswärtsstärke. Magere vier Zähler (gegen Schlusslicht Lübbecke und Aufsteiger Stuttgart!) brachten van Olphen & Co. von den Reisen mit. Aber auch daheim holperte es gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel gehörig: „Mit zwei Punkten belohntes Gewurschtel – mehr ist derzeit nicht drin“, schrieb ein Fan desillusioniert im Netz. Ebenso unübersehbar, dass der einst so abwehrstarke SCM Mühe hat, hinten den Laden zusammenzuhalten. Und klappte es wirklich einmal, wurden eben vorn die Fehler gemacht. Besonders bitter die Erkenntnis: Gerade spielerisch hat das Team den Anschluss zu den Spitzenklubs verloren. Verletzungsausfälle, so schwer sie auch wiegen, sollten da keine Entschuldigung sein.
Die Klubführung versuchte gegenzusteuern. Mit dem serbischen Nationalspieler Nemanja Zelenovic kam ein neuer Linkshänder, Mitte Oktober wurde der bisherige Torwarttrainer Tomas Svensson zum Co-Trainer gemacht – Erfolge zeitigte das bisher nicht. Und Coach Sveinsson – dessen Vertrag frühzeitig, eigentlich ohne Not, bis 2017 verlängert worden war – ließ bisher nicht erkennen, so zumindest der Eindruck von außen, dass er energisch genug gegen den Schlendrian in der Mannschaft vorgeht. Vielleicht hätte er, um im weihnachtlichen Bild zu bleiben, hin und wieder die Rute zumindest einmal hervorholen müssen. Zu spät. Die Geduld der Verantwortlichen war am Ende. Wenige Stunden vor Redaktionsschluss überschlugen sich die Ereignisse: Nach einer Sitzung des Aufsichtsrats wurde der Isländer gefeuert. Besinnlicher wird das Fest dadurch bestimmt nicht …