Weihnachten – das Fest der Feste. Zeit der Besinnlichkeit. Zeit für die Familie. Zeit, um abzuschalten und Kraft zu tanken. Zeit, um das bald endende Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen und ein Fazit zu ziehen. Wie wird dieses Fazit – mit dem Blick auf das Berufliche – bei Katrin Budde aussehen? Die SPD-Landesvorsitzende hat 2016 Großes vor. Erste weibliche Ministerpräsidentin Sachsen-Anhalts möchte sie werden. Als erste Frau die Staatskanzlei in der Hegelstraße erobern. 2015 war für dieses Ziel das Jahr der Vorbereitungen … das Jahr der Kampfansage … das Jahr der Weichenstellung.
Doch vieles ist wohl nicht so gelaufen, wie es geplant war. Das tut es doch nie – möchte man da rufen. Selten laufen die Dinge so wie geplant. Und daran kann, ja muss, man wachsen, wenn man Großes erreichen will. Aber das, was das Jahr 2015 mit sich gebracht hat, kann im Fall der sachsen-anhaltischen SPD-Frontfrau sicher nicht mit „schiefgelaufen – Schwamm drüber“ abgetan werden. Am Frauentag, als Katrin Budde zur Spitzenkandidatin ihrer Partei ernannt wird, konnte niemand ahnen, mit welchem Brimborium Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper Monate später aus der SPD austreten würde. Um den Sozialdemokraten nicht zu schaden, wie es im Oktober hieß. Die Entscheidung selbst ist so eine Sache – die Art und Weise, das steht auf einem anderen Blatt. Doch darüber wurde schon zur Genüge diskutiert… Es wollte auch noch niemand wirklich wahrhaben, welche Herausforderungen auf Bund und Länder aufgrund der zunehmenden Zuwanderung von Asylsuchenden warten würden. „Wir schaffen das“, hatte die Bundeskanzlerin mit Blick auf die Situation in Deutschland gesagt. Natürlich schaffen wir das! Sollen wir den Kopf sonst in den Sand stecken? Die Frage ist nur nach wie vor: Wie?
Wir schaffen das. Dies hat sich wohl auch die AfD mit Blick auf die Landtagswahl gedacht. Bei der aktuellen Sonntagsfrage vom 5. Dezember sieht das Umfrage-Institut INSA die Partei mit 13 Prozent im sachsen-anhaltischen Landtag. Dort wäre sie laut Statistik im September auch schon gelandet – jedoch lediglich mit 5 Prozent. Und die SPD mit ihren von Katrin Budde bevorzugten Koalitionspartnern? Negativ-Trend. Sowohl SPD als auch Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen verlieren an Zuspruch. Die Sozialdemokraten in Sachsen-Anhalt erzielen mit 15 Prozent sogar eines ihrer schlechtesten Umfrageergebnisse.
Kein Wunder, möchte man nach Trümpers Austritt meinen. Kein Wunder, könnte man auch in Betracht der Pseudo-Geschlossenheit der Partei denken. Oft genug wurde zum parteilichen Zusammenhalt aufgerufen. Doch das funktioniert natürlich nur, wenn sich die Parteimitglieder einig sind. Und mit Blick auf mögliche Koalitionspartner herrscht wohl keine Einigkeit. Finanzminister Jens Bullerjahn und der Bundestagsabgeordnete Burkhard Lischka zumindest sehen in Katrin Buddes rot-rot-Präferenz eine Gefahr für die Partei. Geschlossenheit sieht anders aus.
Und als wäre das nicht schon genug, scheinen auch die Medien der SPD-Spitzenkandidatin nicht unbedingt wohlgesonnen – ja, in manchen Beiträgen noch nicht einmal „neutralgesonnen“. Woran liegt es, dass immer wieder Artikel auftauchen, die sich vermehrt mit ihrem Erscheinungsbild statt mit politischen Inhalten beschäftigen. An ihrer Parteizugehörigkeit? Oder daran, dass sie eine Frau ist?
Immerhin die Parteitage im Dezember (auf Landesebene in Wittenberg und auf Bundesebene in Berlin) dürften Mut gemacht haben. Beifall und stehende Ovationen, 93 Prozent der Stimmen für Platz 1 auf der Landesliste und die Wiederwahl in den SPD-Parteivorstand klingen nach einem versöhnlichen Jahresausklang. Und für all das, was Anfang 2016 noch kommen mag, heißt es: tief Luft holen. Oder wie es der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Ralf Stegner, formulierte: „Wahlkampf heißt Wahlkampf und nicht Wahlspaziergang…“ Tina Heinz