Vor der Kaserne, vor dem großen Tor steht eine Laterne … Doch wo steht heute eigentlich jene Lili Marleen? Ganz gewiss nicht mehr unter der Laterne. Diese so oft besungene Laterne steht laut Liedtext bekanntlich vor dem großen Tor, also dem Kasernentor. Seit 2001 steht eben diese Lili Marleen auf der anderen Seite des Kasernentores, nämlich auf dem Kasernenhof. Ja, seit 2001 stehen dem sogenannten „schwachen Geschlecht“ laut mehrheitlichem Beschluss des Deutschen Bundestages alle Dienstlaufbahnen der Deutschen Bundeswehr offen. Spötter riefen damals lauthals: „Ha! Eben noch am Herd! Jetzt schon direkt am Sturmgewehr!“ Skeptiker fragten, ob es ethisch-moralisch in Ordnung wäre, Frauen mit der Waffe in der Hand an Auslandseinsätzen der Bundeswehr zu beteiligen. Optimisten wiederum äußerten: Frauen seien die besseren Männer ergo auch die besseren Soldaten. Frauen sind längst nicht so wehleidig wie ihre maskulinen Gegenüber. Frauen im Soldatenrock können beim Kampfeinsatz mit der Höflichkeit des Feindes rechnen. So oder ähnlich klangen die Diskussionen. Soll die Frau nur stillen oder aber auch schießen? Diese kontroversen Diskussionen eskalierten, als Ursula von der Leyen als erste Frau zur Verteidigungsministerin ernannt wurde. Spötter riefen damals lauthals: „Ha! Sieh da! Da kommt Flintenuschi!“ Skeptiker fragten, ob eine approbierte Ärztin nicht lieber das machen sollte, wovon sie wirklich etwas versteht. Optimisten wiederum äußerten, dass eine Frau an der Spitze der Bundeswehr die verkrusteten männlichen Strukturen aufbrechen könne. Und Frau von der Leyen brach. Sie brach auf zu völlig neuen Ufern in der Gestaltung der deutschen Verteidigungspolitik. Stichwort: Bundeswehrreform. Gedankt dem Umstand, das auch Frauen statt schicker Hüte nun Blauhelme auf dem Kopf tragen, will die Verteidigungsministerin die Armee aller Deutschen familienfreundlicher gestalten. Doch wie könnte das konkret gestaltet werden? Vielleicht Kindertagesstätten in den Kasernen? Hier könnte man die Kinder in einem neuen Erziehungskonzept vormilitärisch ausbilden. Familienfreundlicher eben. Oder wenn das Kind der Soldatinnen und Soldaten zu Recht ausruft: „Heute gehören Mami und Papi mir!“ Aber es ist gerade Kampfeinsatz. Dann vielleicht Kindersitze in die Panzer? Ein Grundgedanke dieser Reform von Frau von der Leyen ist die Einführung der Teilzeit in der Bundeswehr. Wie aber soll das funktionieren? Nehmen wir an, da liegt die Soldatin Christina Mustermann am Hindukusch und schießt auf einen Taliban. Der schießt natürlich zurück. Dann schießt wieder Soldatin Mustermann. Dann wieder der Taliban. So schießt man hin und man schießt her. Plötzlich aber hebt die Soldatin Mustermann den rechten Arm und ruft dem Taliban zu: „He, Mohamed! Tut mir leid, aber ich habe jetzt Feierabend. Na Teilzeit! Du weißt schon!“ Und was macht der Taliban? Der lacht sich tot. Na bitte! Geht doch! Tote schaffen ohne Waffen! Ich möchte an dieser Stelle allen Spöttern, Skeptikern und Optimisten zurufen: „Jede Kaserne auf deutschem Boden, ob nun mit oder ohne Frauen, strahlt immer den knöchernen Charme einer latenten Bedrohlichkeit aus. Und einer, der drei Jahre seiner wunderschönen Jugend in so einem Kriegsspielhaus verbringen musste, weiß wovon er redet.“ Doch jetzt bin ich erst einmal der Optimist! Wenn es gelänge, dass weder Frauen noch Männer diese Kasernen bevölkern müssen und Kasernen keine Kasernen mehr sind, dann sind wir dem ein Stückchen näher, das sich mit friedlichem Leben beschreiben lässt. Dann könnte Lili Marleen wieder unter der Laterne stehen und warten. Auf ihren Liebsten. Ohne Angst. Er ist ja dann kein Soldat mehr. Ja, ja! Optimismus eben!
Herzlichst, Ihr Frank Hengstmann