Vom 2. September bis 14. Oktober finden die Magdeburger Literaturwochen statt, die 10. Verdichtung. Titel diesmal: „Exil – Fremde Heimat“. Zum Auftakt wird unter diesem Motto die Ausstellung „Rettungswiderstand in Dieulefit“ eröffnet, die 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den bemerkenswerten Einsatz der Menschen dieser südfranzösischen Region bei der Rettung von Verfolgten und Flüchtlingen aus verschiedenen europäischen Ländern, vor allem aber auch aus Deutschland würdigt.
Anna Tüne, Vorsitzende des Berliner Vereins Courage gegen Fremdenhass e.V., hat diese Ausstellung als ein Projekt verschiedener „Topografien der Menschlichkeit“ erarbeitet und wird die Besucher bei der Eröffnung durch die Ausstellung führen. Mit dem Dokumentarfilm „Sam und Jacky“ wird deutlich, wie es gelang, den Flüchtenden zeitweilig eine neue Heimat zu geben und persönliche Beziehungen zu knüpfen, die bis in die Gegenwart reichen. Eröffnung der Literaturwochen und der Ausstellung „Rettungswiderstand in Dieulefit“: 2. September, 19 Uhr, Literaturhaus. Eintritt frei.
2. Kulturnacht: Grenzenlos
Autoren/Texte/Begegnungen unter dem Titel „Grenzenlos“ gibt es während der 2. Magdeburger Kulturnacht im Literaturhaus. Geplanter Ablauf:
19.30 Uhr: „die mitte ist die andere seite“ –
Johann Voß (Gitarre) / Anne Serger (Harfe),
20.00 Uhr: „Verdunkelte Sonne“ – Schreibwerkstatt für Frauen (Stefanie Rusch),
20.30 Uhr: Lesungen mit Albrecht Franke, Holm Meyer und Peter Biele,
21.00 Uhr: „Grenzen in unseren Köpfen“ – LiteraTeens (Bea Buchholz),
21.30 Uhr: Literarische Werkstatt Grenzenlos. Mit Torsten Olle, Sabine Raczkowski, Ursula Günther, Matthias Lehmann, Monika Brunner,
22.00 Uhr: Herbert Beesten und Danuta Ahrens,
22.30 Uhr: Die Schreibkräfte mit Journal Nr. 8
zeitgleich: filmische & literarische Impressionen (non stop im Kinoraum)
26. September, 19 bis 24 Uhr, Literaturhaus.
Zirkus-Theater lässt Buch entstehen
Die portugiesisch-holländische Zirkus-Theater-Compagnie „Projecto Anagrama“ ist auf Tournee in Deutschland und stellt auf ihre Weise dar, wie ein Buch entsteht: Albertino hat den Kopf voller dramatischer Geschichten, Ideen und Träume … Am Ende einer langen Reise voller Spiel und Akrobatik mit Papier und Tinte und entlang alter Druckmaschinen entsteht das kleine Wunder, das Buch heißt und viele Menschen inspiriert, begeistert und mitreißt. Das Publikum wird eingeladen, die Zirkuskünstler in diese bunte Fantasie- und Bücherwelt voller Clownerie, Zaubertricks, Seiltanz und Rola-Bola-Akrobatik zu begleiten.
Projecto Anagrama: Cover, Blätter & Letter: 22. September, 20 Uhr, Moritzhof.
Für Kinder: Geschichten erzählen, aufschreiben und drucken – jonglieren, zaubern und auf dem Seil tanzen. Das Zirkus-Theaterprojekt Anagrama erzählt Kindern, wie ein Buch entstehen kann…
Projecto Anagrama: Einband, Blätter & Schrift: 23. September, 9 und 11 Uhr, Moritzhof.
Canto General – Der große Gesang
Bereits 1938 schrieb Neruda erste Verse zur Entstehung und Geschichte Lateinamerikas, die später in das Poem „Canto General“ eingingen. Das vollendete Werk erschien 1950 in Mexiko, zu einer Zeit, als Neruda vor den Repressalien der Regierung Videla an unterschiedlichen Orten Zuflucht suchen musste. Mikis Theodorakis vertonte in den 1970er Jahren Teile aus diesem Gedichtzyklus seines Freundes. Mit diesem Programm stellt „Quijote“ eine musikalische Bearbeitung für drei Stimmen in deutscher Sprache vor und gibt einen Einblick in den historischen Kontext und die Entstehungsgeschichte des Poems und späteren Oratoriums. Das Trio „Quijote“: Sabine Kühnrich (Gesang, Flöte), Ludwig Streng (Gesang, Piano, Bouzouki), Wolfram Hennig-Ruitz (Gesang, Gitarre).
Pablo Neruda / Mikis Theodorakis: Canto General – Der große Gesang, mit dem Chemnitzer Trio „Quijote“: Sonntag, 20. September, 20 Uhr, Kulturzentrum Moritzhof.
Schweigen, mitten unter uns
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt. Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie zunächst eine Buchbinderlehre, bevor sie ein Studium der Theaterwissenschaft und Musiktheaterregie abschloss. Sie veröffentlichte die Novelle „Geschichte vom alten Kind“, es folgten Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr zuletzt erschienener Roman „Aller Tage Abend“ wurde von Lesern und Kritik gleichsam gefeiert und vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2013 mit dem Joseph-Breitbach-Preis und 2015 mit dem Independent Foreign Fiction Prize, den sie als erste lebende deutsche Autorin gewann.
Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen – Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist. 29. September, 19 Uhr, Literaturhaus.
Sonntagsmatinee: WasserHautSeele
Wundersame Begegnungen – auch zwischen Literatur & Musik. In fünf Kapiteln, allesamt eingeführt durch eine Illustration Anne Rose Bekkers, und Notaten zwischen den Kapiteln erzählt Autor Ludwig Schumann in einer Vielzahl verschiedener Formen, bis hin zu Terzinen, von der Liebe, und, natürlich, auch von Zeiten des Leidens und des Reifens. Das Kapitel „Buch Sehnsucht“ wurde von dem syrischen Dichter Wahid Nader ins Arabische übersetzt und erschien 2012 in Damaskus in einer syrischen Literaturzeitung. Friedhelm Ruschak, eigentlich als Rockmusiker bekannt, zeigt sich in der literarisch-musikalischen Matinée von einer anderen Seite: Er bringt seinen Kontrabass mit und begleitet den Dichter musikalisch. Das wird eine spannende Liaison. Eine Premiere.
WasserHautSeele, wundersame Begegnungen: 20. September, 11 Uhr, Gewächshäuser.
Literatur EXTRA: Leben sammeln
Victor Klemperer (1881-1960) hat sein Leben lang Tagebuch geführt. Er wollte „Leben sammeln“. Seine Tagebücher von 1933-1945 „Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten“ gehören zu den erfolgreichsten und grundlegenden Büchern über die Lebensverhältnisse während des Nationalsozialismus und die schrittweise Ausgrenzung und Vernichtung der jüdisch-deutschen Bevölkerung. Die authentischen Aufzeichnungen des Universitätsprofessors eröffneten vielen Lesern einen genauen und direkten Einblick in das Alltagsgeschehen dieser Jahre, so wie es anderswo kaum nachzulesen ist. Nun wurden weitere Texte von diesem Chronisten deutscher Geschichte veröffentlicht. In einem bisher nie publizierten Kapitel seiner Erinnerungen sowie in verschollenen Feuilletons aus dem belagerten München schildert Klemperer das Chaos nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und das Scheitern der Münchner Räterepublik – eine Zeit, in der die Basis für die spätere unheilvolle historische Entwicklung im 20. Jahrhundert geschaffen wurde. Burghart Klaußner (Foto), als Schauspieler bekannt aus vielen Fernsehfilmen wie „Good bye, Lenin!“ und „Die fetten Jahre sind vorbei“ hat für den Aufbau Verlag das Revolutionstagebuch als Hörbuch eingelesen und stellt eine Textauswahl vor.
Burghart Klaußner: „Man möchte immer weinen und lachen in einem“ aus Victor Klemperers Revolutionstagebuch 1919. Lesung am
17. November, 19 Uhr, Literaturhaus.
Verdichtung 10 – Das Programm
Literarische Abende und Veranstaltungen:
Mittwoch, 2. September, 19 Uhr, Literaturhaus:
RETTUNGSWIDERSTAND in DIEULEFIT
Eröffnung. Ausstellung. Vortrag. Musik. Eintritt: frei
Sonntag, 6. September, 17 Uhr, Kabarett „…nach Hengstmanns“, Breiter Weg 37; Erika Mann und „Die Pfeffermühle“: Vorsicht! Scharf!
Das Kabarett der 1930er Jahre im Exil.
Karten über Literaturhaus, VVK 12, AK 16 Euro.
Montag, 7. September, 19.30 Uhr, Forum Gestaltung, Brandenburger Str. 10;
Vladimir Vertlib: Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur – und neue Texte
Voranmeldungen über Forum Gestaltung und Literaturhaus: VVK 6 €, AK 8 €.
Donnerstag, 10. September, 19 Uhr, Treffpunkt: Westportal / Dom; Ferne – Fremde – Heimat. Literarischer Spaziergang durch die Magdeburger Altstadt. Voranmeldung in der Feuerwache, Eintritt: 15 € (einschl. Extras).
Samstag, 12. September, 19.30 Uhr, Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage;
Inés Burdow: Im Schwanenhals. Eine Hommage an die Dichterin Helga M. Novak. Voranmeldungen über Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage und Literaturhaus, Karten: 6 €
Sonntag, 13. September, 16 Uhr, zu Gast im Moritzhof/Scheune; Familiennachmittag – zwischen Orient und Okzident, Gedichte und Lieder aus Syrien, Deutschland und der Türkei. Voranmeldung über Moritzhof oder Literaturhaus, Eintritt: 6 € / Kinder bis 14 Jahren frei
Sonntag, 13. September, 18 Uhr, Moritzhof;
Filmvorführung: Der junge Siyar (2014, Regie: Hishman Zaman)
Voranmeldungen: Moritzhof oder Literaturhaus, Eintritt: 5 €
Montag,14. September, 14 Uhr, Literaturhaus;
Regine Sondermann: Katharina die Große (1729-1796) als Schriftstellerin. Brief der Kaiserin an die Menschen in ihrer ehemaligen Heimat. Eintritt: 5 €
Mittwoch, 16. September, 19 Uhr, Literaturhaus; Dr. Michael Franz: Einordnung von Beute- und Raubkunst. Eintritt: 3.50 € / 1,50 € ermäßigt
Freitag, 18. September, 19 Uhr, Literaturhaus;
Briefe nach Limlingerode – Begegnungen mit Sarah Kirsch (1935-2013); Eintritt: 5 €
Samstag, 19. September, 17 Uhr, Show-Treppe im „Palais“ der JVA; Bürger Ensemble Magdeburg: MOMENTUM – Bewegung & Sprache. Eintritt: 8 €
Sonntag, 20. September, 11 Uhr, Gruson-Gewächshäuser; Sonntagsmatinee; Ludwig Schumann / Friedhelm Ruschak: WASSERHAUTSEELE. Eintritt: 6 €
Sonntag, 20. September, 20 Uhr, Kulturzentrum Moritzhof; Pablo Neruda / Mikis Theodorakis: Canto General – Der große Gesang,
mit dem Chemnitzer Trio QUIJOTE. Eintritt: VVK 8 € / AK 10 €
Dienstag, 22. September, 20 Uhr, Moritzhof;
Projecto Anagrama: Cover, Blätter & Letter.
Portugiesisch-holländisches Zirkus-Theater.
Eintritt: VVK 8 € / AK 10 €
Mittwoch, 23. September, 9 und 11 Uhr, Moritzhof; Projecto Anagrama: Einband, Blätter & Schrift. Das portugiesisch-holländische Zirkus-Theaterprojekt erzählt, wie ein Buch entsteht. Eintritt: 3.00 €
Donnerstag, 24. September, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek, Breiter Weg 109; Adriana Altaras: Titos Brille. Die Geschichte meiner strapaziösen Familie. Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt e.V., der Stadtbibliothek und des Landesfrauenrats Sachsen-Anhalt e.V. Eintritt: frei
Der Film zum Buch wird im Moritzhof gezeigt:
25. September, 18 Uhr, 27. September, 17 Uhr, Moritzhof, 28. bis 30. September, jeweils 19 Uhr. Eintritt: 5,00 €
Samstag, 26. September, 19-24 Uhr, Literaturhaus; 2. Magdeburger Kulturnacht: Grenzenlos – Autoren/Texte/Begegnungen.
Autoren und Autorinnen des Fördervereins der Schriftsteller e.V., Literarische Werkstatt, Schreibwerkstatt für Frauen und Literateens sowie Magdeburger Schreibkräfte mit ihren literarischen Arbeiten. Außerdem: Filmische Impressionen der Autorin Birgit Herkula als Dorfschreiberin in Olang (Südtirol) und Fotos von Sabine Raczkowski unter dem Titel „Ohne Worte“: literarische Wochenend-Schreibwerkstätten des Bödecker-Kreises.
Eintritt: Kombi-Ticket der Magdeburger Kulturnacht VVK 10 € / AK 15 €
Dienstag, 29. September, 19 Uhr, Literaturhaus; Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen – Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist.
Eintritt: 10 €
Mittwoch, 30. September, 19 Uhr Literaturhaus; Peter Wawerzinek: Der schönste Platz in Magdeburg. Abschluss-Lesung des Magdeburger Stadtschreibers. Eintritt: 5 €
Literaturwochen EXTRA
Dienstag, 17. November, 19 Uhr, Literaturhaus;
Burghart Klaußner liest: „Man möchte immer weinen und lachen in einem“. Victor Klemperers Revolutionstagebuch 1919.
VERDICHTUNG für Kinder und Jugendliche
Lesungen in den Stadtteilbibliotheken
mit Thilo Reffert, Simone Trieder, Juliana Gombe, Conny Schuchna und weiteren AutorInnen aus Sachsen-Anhalt. Auskünfte/Voranmeldungen über Tel. (0391) 540 48 84; Terminvereinbarungen für Schulen: Tel. (0391) 4 04 49 95.