Luxus-Umleitung in London

Deckway Themse ParlamentWenn die britische Vision eines schwimmenden Radweges umgesetzt wird, könnte der Magdeburger Holger Hagedorn maritime Spuren in London hinterlassen.

von Viola Leonarczyk

Schatz, hol dein Fahrrad. Heute radeln wir mal auf der Elbe“, sagt er. Sie antwortet: „Das ist ja viel aufregender, als am Schleinufer den Fußgängern auszuweichen.“ Ja, sie haben richtig gelesen. Mein fiktives sportliches Paar wohnt am Hasselbachplatz und plant seinen sonntäglichen Ausflug nicht entlang des Ufers, sondern über den leichten Wogen der Elbe. Zugegeben, es steckt eine ordentliche Portion Phantasie in dieser kurzen Unterhaltung.
Um so erstaunlicher ist es, dass sich zumindest die Londoner Stadtplaner rund um Bürgermeister Boris Johnson mit einem ähnlichen und recht anspruchsvollen Gedanken beschäftigen. Die Briten möchten ihre Hauptstadt zum Paradies für Radfahrer umgestalten. Derzeit ist nicht ausgeschlossen, dass auch ein Magdeburger seine Finger mit im Spiel haben könnte. Doch der Reihe nach.
Die vom dichten Verkehr ausgefüllte Londoner Innenstadt hat nur noch wenig Ausbauressourcen. Die radelnden Biker machen derzeit etwa ein Viertel des Verkehrsaufkommens aus, Tendenz steigend. Also dachten sich die ambitionierten Stadtplaner, warum nur Boote und Schiffe über die Themse schippern lassen? Bauen wir doch eine Luxus-Umleitung für die Radler, um die City zu entlasten. Tausende strampeln dann täglich an den Sehenswürdigkeiten wie dem Houses of Parliament, der Tower Bridge, dem London Eye und dem Big Ben vorbei.
Nach der Ausschreibung präsentierten im vergangenen Herbst einige kreative Köpfe ihre Entwürfe. Einer davon stammt vom Architektenteam Paul Schöpf und Holger Hagedorn. Die beiden haben für dieses Projekt ihre Kräfte gebündelt. Der in Wien lebende Marine Architekt Paul Schöpf entwarf  den umweltfeundlichen „Turtle-Solar-E-Bikeway“. Der Magdeburger Architekt Holger Hagedorn visualisierte diesen Plan. Denn Bilder sagen mehr als viele Worte. „Er versteht es, starke Gefühle und Emotionen beim Betrachten der Bilder zu wecken“, so Paul Schöpf über seinen Freund. So entstand ihr Konzept eines 12 Kilometer langen, auf hölzernen Pontons schwimmenden Radweges. „Alle 500 Meter finden die Radler eine Raststation in Form eines Schildkrötenpanzers“, erklärt Paul Schöpf seine Vision. Mit der auf den Solardächern erzeugten Energie können die E-Bikes aufgeladen werden. Er arbeitet gern mit nachwachsenden Rohstoffen aus der Natur. Die Paolo-Timber-Pontons, die auch ganze Häuser tragen, hat er selbst entwickelt. Die Kosten für den „Turtle-Solar-E-Bikeway“ liegen bei etwa 200 Millionen Pfund.
Ob die Idee des schwimmenden Radweges vom Architektenteam Paul Schöpf und Holger Hagedorn umgesetzt wird, steht noch in den Sternen.
Doch sollte ihr Konzept den Zuschlag erhalten, dürfen sich auch die Magdeburger über beeindruckende Spuren eines Elbestädters an der Themse freuen. Und vielleicht radeln wir auch bald über den leichten Wogen der Elbe.