Gastroenterologen aus aller Welt treffen sich in der Landeshauptstadt.
Etwa 400 Magen-Darm-Spezialisten aus über 30 Staaten werden beim diesjährigen Kongress der European Helicobacter Microbiome Study Group (EHMSG) vom 15. bis 17. September 2016 in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt erwartet. Präsident der internationalen Vereinigung und Gastgeber der diesjährigen Tagung ist der Magdeburger Professor Peter Malfertheiner, Direktor der hiesigen Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie.
Er kündigt an: „Vorgestellt werden neueste Forschungsergebnisse zur Infektion mit Helicobacter pylori, ein Bakterium das bei Betroffenen immer eine Gastritis, also eine chronische Magenschleimhautentzündung auslöst. Dies muss nicht mit Schmerzen verbunden sein. Bei jedem fünften bis zehnten Betroffenen führt er jedoch zu Geschwüren und erhöht insgesamt das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken.“ Erstmals werden die neuen internationalen Leitlinien zur Behandlung der H. pylori-Infektion präsentiert. Inzwischen gibt es Erkenntnisse, dass die frühzeitige Behandlung des Magenbakteriums vor der Entstehung von Magentumoren schützt, die sich bei einer unbehandelten jahrelang bestehenden Schleimhautentzündung im Magen entwickeln können. „Nach heutigen Schätzungen könnten so fast drei Viertel der Magenkarzinome verhindert werden“, ist Prof. Malfertheiner überzeugt. Ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses liegt auf dem Gebiet des Darm-Mikrobioms. In den letzten Jahren wurde dessen entscheidende Bedeutung für die Erhaltung der Gesundheit und Entstehung von Krankheiten bekannt. Im Darm eines jeden Menschen leben hunderte Bakterienarten. Zusammen bilden sie das Mikrobiom. Forscher glauben, dass ihre richtige Zusammensetzung Krankheiten vorbeugen kann. Mit Bezug zu Verdauungsorganen wie Magen, Leber, Darm, Pankreas und darüber hinaus mit Einfluss auf Stoffwechselvorgänge im menschlichen Organismus gibt es eine Reihe neuer Erkenntnisse zur Bedeutung des Darm-Mikrobioms, nicht zuletzt auch durch den Zusammenhang von Veränderungen der bakteriellen Zusammensetzung im Darm mit neurologischen Erkrankungen.
Für interessierte Besucher wird während des internationalen Treffens als ein besonderer Höhepunkt ein sogenanntes „Public-Awareness Event“ am 16. und 17. September im Rotehornpark an der Stadthalle stattfinden. An einem begehbaren Magen-Modell kann man sich über Vorsorge, Diagnostik und Behandlung von Magen-Erkrankungen informieren und Experten befragen. Organisiert wird diese Aktion von der Healthy Stomach Initiative, einem internationalen Expertenbündnis, das sich der Aufgabe widmet, das Bewusstsein für einen gesunden Magen durch entsprechende Ernährung und Lebensstil stärker in die Öffentlichkeit zu tragen sowie Strategien zu propagieren, um den Magen beispielsweise vor Medikamenten und anderen Schadstoffen besser schützen zu können. Ein großer Teil der Weltbevölkerung leidet an funktionellen Magenbeschwerden.
Impulse für künftige Forschung
Herr Prof. Malfertheiner, Sie gehören zu den Gründungsmitglieder der European
Helicobacter Microbiome Study Group. Wenn jetzt 400 Magenspezialisten aus der ganzen Welt hierher kommen, ist das ein Beleg für die Kompetenz Ihrer Klinik?
Prof. Dr. Peter Malfertheiner: Das ist Anerkennung unserer langjährigen Forschungsarbeit auf diesem Gebiet. Und es ist ein Novum für Magdeburg. Unter den Kollegen sind beispielsweise 50 aus China. Seit 29 Jahren treffen wir uns, jetzt erstmals mit der Fachwelt an die Elbe.
Was steht im Mittelpunkt des Kongresses? Die Zukunft unserer Forschung. Wir vermuten Zusammenhänge von biotischen Mikroorganismen im Verdauungstrakt und Prozessen unseres Gehirns, möglicherweise gar mit Demenzerkrankungen. Die Prozesse weiter zu untersuchen, soll ein wichtiger Impuls für weitere medizinische Forschungen sein. Dies wollen wir von Magdeburg aus befördern.