Wenn Jerome Mullan über Magdeburg spricht, dann tut er das mit viel Herzlichkeit. Und sein Akzent fällt dabei kaum auf. Obwohl sein Name schon vermuten lässt, dass er kein gebürtiger Magdeburger ist. Doch er macht ganz unmissverständlich klar: „Nordirland ist meine Heimat, Magdeburg ist mein Zuhause.“
1971 geboren, wuchs er in der Nähe des Lough Neagh auf und zog später nach London, um Europäische Betriebswirtschaft zu studieren. „Mit dem Studium wuchs mein Interesse an der deutschen Sprache und auch an der deutschen Kultur. Vor allem Ostdeutschland und seine Geschichte faszinierte mich“, schildert Jerome Mullan. Und die Faszination ging über das Lernen hinaus. Erste Station nach dem Studium 1993: Spreewald. Dass es ihn Monate später nach Magdeburg zog, ist eher dem Zufall geschuldet. „Eigentlich wollte ich nach Berlin“, gesteht der Nordire. „doch Magdeburg hat mich ausgesucht.“ Genauer gesagt, die Berlitz Sprachschule engagierte ihn als Englischlehrer.
„Heute bin ich froh, dass ich nicht in Berlin, sondern in Magdeburg gelandet bin. Denn die Stadt hat so viel zu bieten, ist aber nicht zu groß und auch nicht zu klein. Zudem habe ich hier viele Freunde gefunden und interessante Menschen kennengelernt.“ Der Anfang in der Stadt an der Elbe war vermutlich nicht einfach. Die Menschen wirkten zunächst distanziert, schwer zugänglich. „Das kannte ich aus meiner Heimat gar nicht. Dort sind die Leute sehr offenherzig, zeigen gleich Interesse. Doch wenn man hier in Magdeburg die Menschen erst mal kennenlernt, dann können daraus Freundschaften fürs Leben entstehen“, erzählt der Nordire und fügt hinzu, dass sich nicht nur die Menschen in den vergangenen 22 Jahren geändert haben.
„Auch in der Stadt wurde viel bewegt. Magdeburg hat sich sehr zum Vorteil verändert.“ Er erinnere sich noch daran, wie grau Buckau 1994 war, als er dort seine Wohnung bezog. Kein Vergleich zu heute … Auch das kulturelle Angebot habe sich immens verbessert. „Und entlang der Elbe hat sich viel getan. Das alles würde ich sehr vermissen, vor allem die Menschen.“ Doch Pläne, seine Wahlheimat zu verlassen, schmiedet Jerome Mullan nicht. „Hin und wieder habe ich dieses Kribbeln, zu neuen Ufern aufzubrechen, schon verspürt. Aber ich fühle mich in Magdeburg so wohl. Und außerdem kommt meine Familie aus Nordirland sehr gern zu Besuch hierher.“
Beruflich ist er ebenfalls fest in der Region verwurzelt. Nach einem Abstecher als Moderator und Redakteur zum Radio, widmete sich Jerome Mullan wieder dem, was er am liebsten macht: Menschen seine Muttersprache näher zu bringen. Vor elf Jahren machte er sich selbständig und ist mit „english mobil“ in Magdeburg und anderen Städten Sachsen-Anhalts unterwegs. Sein Angebot richtet sich dabei vor allem an Firmen, die ihre Mitarbeiter im alltäglichen Englisch und im Business-Englisch schulen möchten.
Tina Heinz