Experiment gelungen: Der Umzug des Matthias-Pape-Gedächtnis-turniers von der engen Gieselerhalle in die Getec-Arena erwies sich als Erfolg. Mit über 8.000 Besuchern gehört die blendend organisierte inoffizielle deutsche Hallen-Fußballmeisterschaft der unter
15-Jährigen heute europaweit zu den größten Events ihrer Art.
Von Rudi Bartlitz
Chef-Organisator Lutz Pape atmete erleichtert durch: „Als wir den Umzug in die Getec-Arena planten, wussten wir, dass dies ein Risiko in sich trägt. Nicht nur finanziell.“ Nicht wenige fragten seinerzeit warnend: Wie wollt ihr Atmosphäre in die Halle bekommen, wenn sich da vielleicht 1500 Zuschauer verlieren? Spätestens am Sonntagnachmittag wussten Pape („Warum soll man nicht mal etwas wagen?“) und der veranstaltende 1. FC Magdeburg: Es ist vollbracht. Die Sportstadt Magdeburg hat ein neues Highlight, der Jugendfußball ein neues Wohnzimmer. „Es ist einmalig, dass zu einem Jugendturnier an zwei Tagen über 8.000 Leute kommen“, schwärmten unisono FCM-Präsident Peter Fechner und Oberbürgermeister Lutz Trümper.
Und die Trainer der zwölf Bundesligisten und vier Zweitligisten standen geradezu Spalier, um zu gratulieren. Die meisten mit einem kleinen Hintergedanken: Sie nutzten die Gelegenheit, um schon mal um eine Einladung für das nächste Jahr zu bitten. „Innerhalb der nächsten 14 Tagen könnten wir schon das Feld für 2017 komplett machen“, so Pape. Selbst bis zum großen FC Bayern ist der Ruf Magdeburgs mittlerweile gehallt. Der Turnierchef verrät: „Die Münchner haben anfragen lassen. Wenn alles klappt, könnten sie beim nächsten Mal dabei sein.“ Die Gedankenflüge gehen indes, wer kann es verdenken, noch ein Stück weiter. „Ja“, strahlt Pape, „auch wenn wir weiterhin eine inoffizielle deutsche Meisterschaft bleiben wollen, einmal einen der ganz großen Namen des internationalen Fußball wie Real, Barcelona oder Manchester United auf der Gästeliste zu haben, davon träumt man schon.“
Egal, ob nun einer der Big Player in Magdeburg irgendwann einmal aufschlägt oder nicht, welchen Stellenwert die Veranstaltung mittlerweile besitzt, zeigt ein Blick auf die Tribünen. Da sitzen sie, demonstrativ jovial die einen, mehr oder weniger professionell getarnt die anderen. Scouts. Bis zu 20 Vertreter dieser zuweilen umstrittenen Zunft der Kicker-Berufsberater wurden diesmal gesichtet. Ein idealeres Feld für ihre Job gibt es kaum. Und so sah man, Zufall oder nicht, den einstigen FCM-Kapitän und heutigen Spielerberater Frank Lieberam nach der Siegerehrung mit Magdeburgs Talent Soufiane Messeguem in einer Ecke verschwinden
Apropos FCM: Im Feld der Erst- und Zweitligisten schlugen sich die jungen Blau-Weißen-Helden mit Rang12 beachtlich. „Die Platzierung ist eigentlich zweitrangiert, die Jungen sollen wissen, wo sie stehen, voran noch gearbeitet werden muss“, befand Thomas Hoßmang, der Chef des hiesigen Nachwuchs-Leistungszentrums. „Wichtig wird sein, dass wir unseren Jungs hier Perspektiven bieten, dass sie keinen Anlass haben wegzugehen.“
Ein kleines Argument dafür könnte eben auch das Turnier sein. Und da steht der etwa 40 Mann umfassende erprobte Stab um Pape – nach dessen 2001 an Krebs verstorbenem Sohn und einstigen erfolgreichen FCM-Nachwuchstrainer das Event benannt ist – weiter vor großen Herausforderungen. Zwischen 60.000 und 70.000 Euro liegt der Etat des Turniers inzwischen. „Ohne die großzügige Unterstützung unserer Sponsoren geht es nicht“, so Pape. „Zwei Drittel des Geldes, ob nun für Catering, Unterbringung, Sicherheit oder Halle, stammt von ihnen. Nicht zu vergessen, dass wir sogar Preisgelder ausloben und Reisegeld-Zuschüsse zahlen.“ Die Gäste sollen sich eben wohlfühlen hier. Deren Dank blieb nicht aus. In der heutigen Jugend-Sprache fasste es der Kapitän der siegreichen Berliner Hertha-Bubis so zusammen: „Magdeburg war einfach krass.“ Höheres Lob ist kaum vorstellbar.