Theater funktioniert völlig anders als das Schreiben eines Romans, sagt die Autorin Annett Gröschner. Die gebürtige Magdeburgerin hat mit beidem Erfahrung. Ihr Roman „Moskauer Eis“ wurde bereits 2005 erfolgreich im Gorki-Theater Berlin aufgeführt. Jetzt kommt das Stück am Theater Magdeburg auf die Bühne, unter der Regie von Lydia Bunk. Der 300-Seiten-Roman wurde dafür auf zirka 50 Seiten reduziert. „Immer noch viel Text“, weiß die Autorin. In Berlin hatte Sascha Bunge Videoeinspielungen für komprimierte Darstellungen genutzt, in Magdeburg „wird vieles anders gelöst werden“, weiß Annett Gröschner, „durch Spiel und Bewegung“.
Bei der Umsetzung lässt sie dem Theater freie Hand, sagt sie. „Es wäre schrecklich, wenn ich als Autorin immer dabei sitzen würde, das wäre wie Überwachung.“ Lieber wolle sie sich überraschen lassen. Die Handlung ist in Magdeburg angesiedelt. Gröschners Hauptfigur Annja Kobe (dargestellt von Marie Ulbricht) wird im Winter 1991 zu ihrer sterbenden Großmutter (Michaela Winterstein) gerufen. Ihr Vater (Raphael Kübler), der sich eigentlich kümmern sollte, ist verschwunden. Als Annja ihn tiefgefroren in einer mit keiner Steckdose verbundenen Kühltruhe findet, beginnt eine irrwitzige Reise in die eigene Familiengeschichte. Die Autorin, die selbst aus einer Familie von Gefrierforschern stammt, beschreibt mit Beobachtungsgabe und Witz das Leben vor und nach 1989. Die Theaterpremiere steht für den 1. April auf dem Spielplan. Vorab gibt es am 20. März dazu eine besondere Matinee auf dem Magdeburger Werder: Gemeinsam mit Schauspielern der Inszenierung führen die Schwestern Annett und Nadja Gröschner zu den fiktiven Orten der Handlung vom „Moskauer Eis“.
Bereits am 17. März liest Annett Gröschner bei der Leipziger Buchmesse aus ihrem neuen Roman: „Schwebende Lasten“ führt sie zurück nach Magdeburg und zur Familie einer Kranfahrerin des Thälmann-Werkes (SKET). Deren fünf Töchter treffen sich während des Hochwassers 2013 und ziehen ein Resümee über die vergangenen Jahre. (ab)
Annett Gröschner, 1964 in Magdeburg geboren, lebt seit 1983 in Berlin. Sie hat an der Humboldt-Universität Berlin Germanistik studiert, es folgte ein Forschungsstudium in Berlin und Paris. Sie ist Mitbegründerin und Mitarbeiterin der Frauenzeitschrift Ypsilon, 1992-1996 Arbeit als Historikerin für das Prenzlauer Berg Museum, seit 1994 beteiligt an zahlreichen Forschungs-, Buch- und Ausstellungsprojekten. Seit 1997 freiberuflich als Schriftstellerin und Journalistin, u.a. für die Berliner Seiten der FAZ (1999-2002), den Freitag, die taz, Theater der Zeit, Literaturen, Literarische Welt u.v.a sowie für das Radio. Arbeiten für das Theater, u.a. für das Maxim Gorki Theater, das Theater an der Parkaue und das Deutsche Theater Berlin.
Das Theaterstück „Moskauer Eis“ hat Premiere am 1. April am Theater Magdeburg. Bei der Leipziger Buchmesse liest die Autorin aus ihrem neuen Roman „Schwebende Lasten“ (17. März, 13 Uhr, Magdeburg-Stand).