Marks Macht macht nichts?

thomas_editorialWas ist das Maß der Dinge und wer hat es in der Hand?

Der Blick auf eine Google-News-Seite offenbart ein Thema unter einer Art Überschrift ,Wie das Netz über dies und das reagiert’. Aha, wir lesen im Internet, was im Internet steht bzw. was andere da hineinschreiben. Was schließt man daraus? Die Meinungen über die Meinungen der Meinungen werden wichtiger. Im Internet transportiert und interpretiert sich zunehmend, wie und was über ein Geschehen interpretiert wird, als die Tatsachen selbst. Und außerdem gibt es dieses Facebook von Herrn Zuckerberg. Die Plattform nährt sich angeblich einer weltweiten Nutzerzahl von 1,7 Milliarden Menschen. Klar, wo viele sind, muss alles sein – Wahrheit, Wirklichkeit, Nachrichten, Informationen, Katzenvideos und schnuckelige Babyfotos, eines süßer als das andere. Gut. Letzteres ist nicht schlimm. Niemand ist gezwungen, sich irgendetwas davon anzuschauen. Etwas anderes sollte uns eher zu denken geben: Weltweit beschäftigen Unternehmen mittlerweile Menschen, deren Job es ist, ausschließlich bei Facebook, Informationen einzustellen, zu verbreiten, zu suchen oder zu überwachen oder Statistiken auszuwerten. Prima. Klingt, als ob so ein Netzwerk eine ganz passable Jobmaschine sei. Wo gearbeitet wird, entsteht Wertschöpfung. Nun gut, niemand kann das, was da entsteht, anfassen, schmecken, gegen den eigenen Hunger einsetzen, und der Stuhlgang wird dadurch irgendwie auch nicht angenehmer. Wer übrigens ganz, ganz viele „Likes“, „Freunde“, „Verfolger“ etc. hat, der ist nach dem Aufmerksamkeits- und Werbeverständnis mehr wert, als ein anderer. Aha! Ich weiß, das ist alles nicht neu. Denkt jedoch jemand darüber nach, in welche Machtabhängigkeit man sich dort begibt? Die Regeln des Zusammenspielens bestimmt der liebe Mark, der jetzt richtige Macht hat, seine Wohltätigkeiten zu verbreiten. Krankheiten will er ausrotten und gegen den Hunger kämpfen. Sicher. Noch ein paar „Likes“ mehr und schwuppdiwupp ist das nächste Menschheitsproblem gelöst. Wohlgemerkt – es geht hier um den einen: um Mr. Mark Zuckerberg. Je mehr Facebook-Nutzer, je mehr Daten, je mehr Meinungen über Meinungen der Meinungen, umso göttlicher wird sich der Erfinder und Gründer fühlen. Möge es ihm lange gut gehen und er vor allem gesund bleiben, insbesondere geistig gesund. Und haltet ihn bitte bei Laune. Tut bitte, was er will! Denn er hat die Macht. Er kann – nur mal so spekuliert – morgen Facebook abschalen. Einfach so. Was dann? Ein Mensch ganz allein entscheidet darüber, ob Milliarden andere Menschen, die an einen Wert durch Facebook glauben, im nächsten Moment wertlos sind. Freunde, Kontakte, Informationen, Wege zu- und füreinander sind plötzlich weg, Jobs sowieso. Klar, ganz sicher – das wird der liebe Mark nicht machen. Das traut er sich nicht. Man muss nur schön artig sein und machen, was er will oder den Gott auf dem Zuckerberg vielleicht sogar anbeten. Thomas Wischnewski