… sie hätte kürzlich darüber nachgedacht, ob sie nicht einmal eine Beziehung mit einem Mann einer anderen Nationalität versuchen sollte. Erfahrungen mit Deutschen hätte sie nun wirklich genug gesammelt und der richtige war darunter nicht zu finden. Außerdem würde dem einen oder andern exotischen Exemplar so mancher Vorzug nachgesagt. Ich musste bei ihrer Rede ziemlich komisch ausgesehen haben. Jedenfalls fragte sie mich, ob mir eine Laus über die Leber gelaufen sei oder ob ich etwa etwas gegen Ausländer hätte?
Ganz im Gegenteil, sagte ich zu ihrem Vorwurf. Ich würde ihr auf jeden Fall zuraten und sie in ihrem Ansinnen jederzeit unterstützen. Ihre Idee sei ein prima Beitrag zur Verständigung unterschiedlicher Kulturen, dies würde sogar gelebte Integration sein. Es gäbe nur einen ganz klitzekleinen, faden Beigeschmack. Nämlich, wollte sie wissen? Dies sei die mangelnde Auswahl männlicher Exemplare mit deutschen Wurzeln. Da immer weniger Kindern geboren würden, könnte dies ein Indiz dafür sein, dass der Damenwelt weniger passende Partner zur Verfügung stünden. Dieser Trend hielte ja auch an, sodass es fast geboten sei, sich unter den Männern anderer Nationen umzusehen. Möglicherweise würde das sogar dazu beitragen, dass Kinderwünsche wieder stärker ins weibliche Bewusstsein rückten. Außerdem machte ich meiner Ex zusätzlich Mut, indem ich ihr prophezeihte, dass Männer anderer Kulturen sicherlich viel verständlicher, zahmer und angenehmer in der Handhabung sein würden. Sie würde sicher bei ganz vielen Nationalitäten auf eine unvoreingenomme Toleranz für ihr Selbstbewusstsein und Emanzipation stoßen. Allerdings solle sie berücksichtigen, dass Männer – egal welcher Herkunft – doch Männer bleiben würden. Es bestehe das Risiko, dass sich mögliche, kritisierte Verhaltensweise bei Deutschen auch bei anderen Nationalitäten wiederfinden ließen. Was bei den einen nicht gelang, muss bei anderen nicht besser klappen. Sie wirkte daraufhin sehr nachdenklich. Thomas Wischnewski