… dass Männer extrem ungeduldig seien. Warum müssten sie immer alles sofort haben wollen und könnten einfach nicht abwarten, fragte sie mich. Das sei doch kein aufs männliche Geschlecht beschränkte Phänomen, hielt ich dagegen. Weibliche Ungeduld sei doch geradezu sprichwörtlich, lautete meine Behauptung.
Wir hielten uns dann eine Menge Argumente vor, die sowohl die Ungeduld von Männern als auch die der Frauen belegen sollten. Trotzdem gelang es mir nicht, sie von einer Ausgewogenheit unter den Geschlechtern zu überzeugen. Schließlch schmetterte sie mir die Behauptung entgegen, dass sich männliche Unrast insbesondere in der Sexualität zeigen würde. Hier könnten die Kerle überhaupt nicht warten und würden stets extrem bedrängend sein. Mit diesem Hinweis hatte sie mich in der Tat in eine argumentative Sackgasse gebracht. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihr zu zustimmen. Wahrscheinlich würden die Männer nicht anders können, gab ich kleinlaut zu. Ich rang geradezu nach einer Erklärung: Das hätte sicherlich sehr natürlich biologische und evolutionäre Ursachen, erklärte ich schließlich. Aber Männer würden sich dadurch oft lächerlich machen und selbst disqualifizieren, lautete ihr Fazit. Das könnte wohl so sein, gab ich mich geschlagen. Doch wo läge nun das Problem, wollte ich wissen? Wenn sich Männer letztlich durch ihr Verhalten in ein solches Bild drängelten, sei das zunächst ihr ureigendstes Problem und nicht das der Frauen. Außerdem wären es die Damen selbst, die diesbezüglich die übersteuerte Hitzigkeit bremsen könnten. Ohne die Entscheidungsinstanz einer Frau käme es doch gar nicht zu einer erotischen Vereinigung. Ergo hätten es die Frauen in der Hand, die Ungeduld des männlichen Geschlechts in die ihnen angemessenen Bahnen zu lenken. Alles andere würde strafrechtlich verfolgt werden, gab ich zu bedenken. Andererseits würde das weibliche Geschlecht doch ganz schön belämmert dastehen, wenn es diesen Eroberungsdrang der Männer nicht gäbe. Sie sollte sich mal vorstellen, wie es wäre, wenn die Kerle immer abwarten würden, bis sie von einer Frau herangewunken werden, sagte ich noch. Selbstbewusstes Agieren stünde hoch im Kurs in der Damenwelt. Wenn die Herren stets und ständig abwarten sollten, bis ihnen die Naturzögerlichkeit einer Frau ein Zeichen schenkte, um zur Tat schreiten zu können, würde die Zahl der zurückhaltend Schüchternen bald Überhand nehmen. Möglicherweise sei ein derartiger Trend zur weiteren Verschüchterung gar nicht so abwegig. Nicht, dass ich etwas gegen die Selbstständigkeit und Karrierechancen im Sinne der Gleichberechtigung von Frauen hätte. Doch dürfe man nicht verschleiern, dass der zu begrüßende Einzug der Damen in alle gesellschaftliche Lebensbereiche eben auch andere Folgen hervorbringen könnte, zum Beispiel solche, dass sich Männer möglicherweise weniger zutrauen würden. Und was daraus die Konsequenz sein sollte, fragte meine Ex genervt. Frauen zurück an den Herd? Ich gab mich geschlagen und die Diskussion auf. Gegen die Gleichstellungskeule war jedes männliche Argument machtlos. Am Ende klebte an mir nur das Etikett, ein Chauvinist zu sein.
Thomas Wischnewski