… Männer würden ständig nur quatschen und viel versprechen. Sie wollten große Helden sein, doch nur als Pantoffelhelden daherkommen. Dieses ganze Gerede gehe ihr ziemlich … Ich unterbrach sie mit der Frage, welche Laus ihr über die Leber gelaufen sei. Dann sprudelte es aus ihr heraus, dass ihr Freund immer wieder beteuert hätte, dass er mit ihr etwas unternehmen würde und überhaupt mehr Zeit mit ihr verbringen wollte. Doch stets käme dann doch wieder die Arbeit dazwischen oder irgendeine andere Aufgabe.
Immer sei alles andere wichtiger als sie. Das würde sie nicht mehr lange mitmachen, wenn jetzt nicht endlich Taten folgten. Die Vorwürfe schienen erdrückend und ich musste eine Weile überlegen, was ich zu den Schlussfolgerungen sagen könnte. Dann hatte ich eine Idee. Ich wollte von ihr wissen, wie oft ihr Freund eigentlich kritische Bemerkungen über ihr Verhalten äußerte? Meine Ex stutzte und schien zu grübeln. Nach einigen Augenblicken gestand sie offen, dass er kaum etwas Negatives sagen würde. Im Grunde hätte er sich noch nie beschwert. Vielleicht könne sie daraus ersehen, das häufige Kritik – selbst, wenn diese berechtigt erscheine – zu einer Spannung führte. Auch wenn sie mit ihrer Einsicht über mangelnde Zeit und Aufmerksamkeit Recht hätte, sei sie trotzdem Motor für das Ungleichgewicht. Dennoch werde sie das nicht in sich hineinfressen. Es müsse doch gesagt werden, wenn etwas nicht stimmt. Da stimmte ich ihr zu. Allerdings stünde sie dann vor der Wahl, entweder den Zustand mit fortlaufenden Beschimpfungen zu verschlimmern oder eventuell ihren Freund zu Kritik ihr gegenüber zu motivieren. Wenn sie beide gleichberechtigt über Defizite reden würden, könne sie eher erfahren, was ihren Partner stört und es entstünde eine gewisse Balance in gegenseitiger Kritik. Aus dieser Art gleichberechtigten Kommunizierens ließen sich erfolgreicher verbindende Wege finden, als wenn sich einer in eine Ecke gedrückt sehen müsste. Sie dachte erneut nach. Kam jedoch nur zu dem Schluss, dass sie mit ihren Vorwürfen im Recht sei. Daraufhin bemerkte ich nur, dass sie bitte rechtschaffend die Spirale weiterdrehen sollte und wünschte ihr dabei viel Glück. Thomas Wischnewski