Heiner Laugisch sagt mit 78 tschüss. Das größte Hallenfußball-Turnier der Elbestadt wird künftig vom FCM organisiert.
Von Rudi Bartlitz
Der Steuermann geht von Bord. Hinter den Kulissen des Magdeburger Lokal-Fußballs hat sich in den zurückliegenden Tagen und Wochen, mehr still und leise und von der Öffentlichkeit gar nicht so richtig beachtet, ein Rollentausch vollzogen. Heiner Laugisch, der Mister Kroschke-Cup schlechthin, hat die Verantwortung für das größte Hallenturnier der Landeshauptstadt nach 15 Jahren in andere Hände gelegt.
„Mit 78 spürt man das Alter von Jahr zu Jahr mehr, auch wenn man es selbst nicht so recht wahrhaben will“, sagt der noch immer vitale Mann im Gespräch mit Magdeburg Kompakt. Aber als es darum ging, einen Nachfolger für den Gründungsvater und Cheforganisator des Turniers zu finden, da hob im Verein Kroschke-Cup e.V. niemand den Finger. Zu viel Arbeit, zu viel Verantwortung wurde hinter vorgehaltener Hand gemunkelt.
Laugisch schien es geahnt zu haben – und hat umsichtig vorgesorgt. Erste Kontakte zum 1. FC Magdeburg waren seit längerem geknüpft. „Um den Wettbewerb nicht sterben zu lassen und in gute Hände zu legen“, so der umtriebige Macher, „habe ich mit FCM-Manager Mario Kallnik vereinbart, dass der Club ab sofort federführend den Cup organisiert. Ich stehe natürlich weiter jederzeit mit Rat zur Verfügung. Magdeburg braucht diese Veranstaltung einfach.“
Wie wahr! Der Kroschke-Cup, das ist nicht nur alljährlich im Januar ein sportliches Halligalli vor ausverkauftem Haus in der Gieseler-Halle; seit 2001 strömten über 220.000 Zuschauer in das altehrwürdige Gebäude. In diesem Jahr passierte bisher Einmaliges: Um 20 Uhr, zwei Stunden vor dem Endspiel, mussten die Organisatoren notgedrungen die Türen schließen lassen, weil der Besucheransturm einfach nicht zu bändigen war. Kroschke-Cup – das ist eine Mischung aus Sport und Unterhaltung, das alljährliche Kräftemessen der besten Magdeburger Teams aus Landesligen und Landesklassen mit dem Primus 1. FC Magdeburg. Doch dieses Turnier ist mehr. Alle Erlöse, die eingespielt wurden, kamen „auf Heller und Pfennig“ (Laugisch) der Nachwuchsarbeit zugute. Weit über 350.000 Euro sind so bisher zusammengekommen. Und davon profitierten nicht nur die Fußballer, Schecks gingen auch an junge Handballer und vor allem an den Behindertensport. Laugisch: „Diese Gemeinnützigkeit, das habe ich dem FCM mit auf den Weg gegeben, darf nie vergessen werden.“
Damit das nicht geschieht, wird der studierte Diplomingenieur und frühere Chef der Magdeburger Schilderfabrik – der nach der Wende eng mit dem Braunschweiger Unternehmer Klaus Kroschke zusammenarbeitete – auch künftig ein Auge auf „sein“ Turnier haben. Ganz wichtig: Es soll, da ist sich Fußball-Urgestein Laugisch mit dem FCM einig, trotz des mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus großen Rufs ein regionales Ereignis bleiben: „Das sind wir unseren Vereinen einfach schuldig.“ FCM-Macher Kallnik schwebt vor, in Zukunft vielleicht sogar noch ein Qualifikationsturnier vorzuschalten und die besten Teams aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt einzuladen. Er sagt: „Wir besitzen die nötige Kernkompetenz im Fußball und werden den sozialen Charakter des Events beibehalten.“
Wenn Laugischs Ehefrau Hannelore („Ohne ihr umsichtiges Wirken im Hintergrund wäre das alles nicht möglich gewesen“) allerdings geglaubt hat, jetzt kehre Ruhe ein und sie könne mit ihrem Heiner einen ruhigen Lebensabend genießen, hat sie die Rechnung ohne dessen andere „Hobbys“ gemacht: Bürgerverein, Solidaraktionen, Jagdbläser-Gruppe. Zudem schaut er „als geringfügig Beschäftigter“ (Originalton Laugisch) immer noch in seinem Betrieb vorbei, der seit acht Jahren von einer seiner beiden Töchter geleitet wird. „Aber da bringt der den Laden nur durcheinander“, lacht Ehefrau Hannelore.
Wegen seiner Umtriebigkeit und seiner unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeit wurde Laugisch in der Vergangenheit oft der heimliche Bürger-meister von Diesdorf genannt. „Das muss an meiner preußischen Ader liegen“, mutmaßt er augenzwinkernd. Inmitten unzähliger Fußball- und Handballfotos (die ihn Arm in Arm zeigen mit Koryphäen wie Beckenbauer und Gislason) im Keller-Hobbyraum des schmucken Einfamilienhauses prangt denn auch ein sinnbildlicher Spruch, den er als sein Lebensmotto bezeichnet. „Ob wir leben war nicht so wichtig“, steht da zu lesen, „Hauptsache wir taten unsere Pflicht.“ Und Laugisch sieht darin ganz offensichtlich mehr als nur einen launigen Kalender-Spruch.