Motivator auf vier Pfoten

Schulhund LilliWenn Lilli zur Arbeit in die Hugo-Kükelhaus-Schule geht, leuchten die Augen der Jugend-lichen.

Von Tina Heinz

Lilli ist sechs Jahre alt und besucht die 8. Klasse der Förderschule „Hugo Kükelhaus“ in Reform.

Doch Lilli nimmt nicht am Unterricht teil, um zu lernen. Vielmehr soll sie die Schülerinnen und Schüler beim Lernen fördern – im Rahmen tiergestützter Pädagogik. Denn bei der Zusammenarbeit mit der Beagle-Dame können die Kinder und Jugendlichen vieles von ihr, mit ihr und über sie lernen. An der Kükelhaus-Schule werden derzeit zwei Schulhunde eingesetzt und Lilli verbringt pro Woche jeweils eine Stunde in der Klasse 8a sowie in einer Klasse der Berufsschulstufe.
Werden die Schülerinnen und Schüler nach dem gemeinsamen Unterricht mit Lilli gefragt, leuchten ihre Augen und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Das ist das Schönste“, sagt Yannick und Jon-Luca, Pepe, Denny und Luca nicken eifrig. „Der Unterricht mit Lilli macht viel mehr Spaß …“ Und auch Susan Leue-Käding kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Es ist schön, zu sehen, wie motiviert alle sind, wenn der Hund in der Klasse ist.“ Die Lehrerin ist die Besitzerin der Beagle-Dame und hat mit ihr eine Ausbildung zum Therapie- und Schulhund absolviert.
„Theoretisch kann man das mit jedem Hund, egal welcher Rasse, machen, wenn er gewisse Anforderungen erfüllt“, erklärt Susan Leue-Käding. „Der Hund sollte beispielsweise kommandosicher, frei von Aggressionen und stressresistent sein. Zudem sind Ausgeglichenheit, innere Ruhe und ein ausgeprägtes Spielverhalten wichtig. Und natürlich sollte er sich gern – auch von fremden Personen – berühren lassen.“ Voraussetzungen, die Lilli alle erfüllt. Vor allem die Streicheleinheiten und das Verteilen von Leckerlis kommen bei den Schülerinnen und Schülern gut an.
Dass Hunde im Unterricht eingesetzt werden, ist zwar nicht selbstverständlich, aber heutzutage auch keine Seltenheit mehr. Längst ist bewiesen, dass Tiere eine positive Wirkung auf Psyche und Physis haben. Beispielsweise kann das Streicheln helfen, den Blutdruck und die Herzfrequenz der Menschen zu senken. Das sympathische Nervensystem ist weniger aktiv und somit werden weniger Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Doch das ist längst nicht der einzige Vorteil, den Susan Leue-Käding bei der Arbeit mit einem Hund sieht: „Die Schülerinnen und Schüler sind am Donnerstag, wenn ich Lilli mitbringe, deutlich motivierter, haben Freude am Lernen und können sich vieles auch leichter merken.“ Das liegt vor allem daran, dass die Lehrerin am Beispiel ihres Haustieres viele Dinge besser veranschaulichen kann als beim Lernen mit dem Lehrbuch oder mit einem Arbeitsheft.
Im Naturkundeunterricht erfährt die Klasse beispielsweise alles über den Körperbau des Hundes. „Derzeit beschäftigen wir uns mit der Nase und dem großartigen Geruchssinn – dazu gehört, dass Leckerlis versteckt werden, die Lilli dann suchen muss. Und auch ein Schüler darf sich auf dem Schulgelände verstecken, um zu verdeutlichen, wie gut Lillis Nase funktioniert“, erklärt die Lehrerin. Doch es geht nicht nur um den biologischen Aspekt. Auch der richtige Umgang mit den Tieren und Kommandos werden gelernt. Hinzu kommen wichtige Informationen für den Alltag, damit sich die Jugendlichen ein Bild davon machen können, welche Verantwortung man als Hundebesitzer trägt – angefangen beim Gang zum Tierarzt über die Kosten für Nahrung bis hin zur Pflicht, Hundehaufen zu beseitigen.
Ebenso bedeutend ist für Susan Leue-Käding, dass sich durch den Einsatz eines Schulhundes die Sozialkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler verbessert, die emotionale Kompetenz gestärkt, die Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und das Gruppengefühl gefördert wird. „Die Jugendlichen lernen, gewisse Regeln im Umgang mit dem Hund, aber auch im Umgang miteinander einzuhalten, sie werden sensibler und der Unterricht verläuft auch etwas ruhiger.“ Ein Erfolgserlebnis für alle, das die Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klassen mit einem Hundeführerschein krönen können, nachdem sie eine theoretische und eine praktische Prüfung abgelegt haben. Dann gibt es auch extra Streicheleinheiten für Lilli …