Magdeburg ist mein Basislager. Hier befinden sich der Schrank mit meiner Reiseausrüstung, aber auch der texthungrige Laptop und meine Boden-Crew. Das sind Freunde und Familie, also diejenigen, die für mein ausgefülltes Sozialleben zwischen den Reisen sorgen. Reisen ist genau mein Ding! Das war schon (fast) immer so. Wer viel rumkommt und sich die Welt anschaut, dem kann zweierlei passieren: Entweder er sucht sich einen neuen, attraktiven Platz auf diesem Globus oder er weiß die Heimat zu schätzen und kehrt immer wieder zu ihr zurück. Letzteres trifft auf mich zu und ich halte fest: „Ohne Heimweh auch kein Fernweh!“
Neben mehrwöchigen Touren auf Jakobus` Pfaden und auf Schienen, verbrachte ich meine bisherige Lebenszeit je ein halbes Jahr in Victoria auf Vancouver Island in Kanada und in unserer Hauptstadt Berlin. Zweifelsohne sind dies Orte, die ihren Reiz haben. Nach einer gewissen Zeit jedoch, wächst in mir immer wieder das Verlangen zurückzukehren. Weshalb?
Für mich als Autorin spielt Kreativität eine bedeutende Rolle. Und meine Kreativität gedeiht – genauso wie die Pflanzen in der Natur, im Grünen. Um dorthin zu gelangen, möchte ich nicht kilometerweit fahren, sondern will den Weg unmotorisiert und schnell zurücklegen können, um dabei zu sein, wenn Bäume, Rasen und Elbe sich begegnen. Jeden Tag auf`s Neue … Zum Glück ist Magdeburg in dieser Hinsicht freundlich zu mir: Die Stadt lässt es zu, mit gesunden Wander- und Radler-Beinen vieles schnell erreichen zu können.
Als leidenschaftliche Bikerin schätze ich die grundsätzlich gut ausgebauten Radwege, habe das Gefühl, mich sicher durch die Stadt manövrieren zu können. Beim Spiel Magdeburg gegen Berlin steht es bei diesem Aspekt ganz klar 1:0! Und was Kanada angeht: Radfahren in Victoria am Meer entlang, mit Blick auf steinige Inseln, ist zugegebenermaßen nicht übel, aber für Gegenwind und Steigungen gibt es einen Punkt Abzug. Da lobe ich mir mein Flachland, in dem ich auch ohne stahlharte Oberschenkel vorankomme. Außerdem: Auf dem amerikanischen Kontinent sucht frau vergebens historische Gebäude … Da folge ich doch liebend gern der Fürstenwallstraße, bestaune linker Hand den Dom, rechter Hand das blaue Band.
Apropos blaues Band: Die Elbe verbindet Hamburg und Magdeburg miteinander. Warum mich das besonders interessiert? In der Hansestadt im Norden unserer Republik wurde vor 15 Jahren der traveldiary Reiseliteratur-Verlag gegründet. Als Schriftstellerin nahm ich vor einigen Jahren Kontakt dorthin auf und realisierte zwei Buchprojekte mit den Hamburgern. Die Zusammenarbeit verlief so glücklich, dass ich mich heute, drei Jahre nach der ersten Begegnung, selbst Verlegerin nennen darf. Meine Geschäftspartnerin und ich haben zum 1. April dieses Jahres – und das ist kein Scherz! – den Verlag übernommen. Und nein: Wir sind nicht nach Hamburg umgezogen, sondern leiten die Geschicke von hier aus. Dies tun wir, weil wir beide bereits seit einigen Jahren beruflich erfolgreich in der Landeshauptstadt aktiv sind und daran anknüpfen wollen.
Unser Büro werden wir im Szenestadtteil Buckau auf dem Gelände von werk4 ansiedeln. Hier, wo ein Zentrum für experimentelle Sport-, Kunst-, Handwerk- und Kulturbereiche entsteht, wollen auch wir von der kreativen Energie, die auf dem Gelände in der Brauereistraße fließt, profitieren. Neben verschiedenen Fernwehtiteln, an denen wir aktuell arbeiten und die zur Frankfurter Buchmesse im Oktober erscheinen, planen wir zudem ein konkretes Magdeburg-Projekt. Wir setzen die Reihe der außergewöhnlichen Stadtführer „ReiseGeister“ mit einer eigenen Ausgabe für die Landeshauptstadt fort. Als Magdeburger Unternehmerinnen sehen wir viel Potential in der Stadt und finden, dass sie einen eigenen ReiseGeist verdient hat. Die Magdeburgerinnen und Magdeburger, Gäste und Besucher dürfen sich also auf eine Reise durch die gegenwärtige Stadt mit dem Erfinder Otto von Guericke freuen.
Wer dann ab Herbst 2016 die Route begeht, die Uta Linde, meine Co-Autorin, und ich für unseren Otto ausgesucht haben, der kann sich sicher sein, dass er Magdeburg aus der Perspektive sieht, die wir so lieben und weshalb wir hiergeblieben sind …