Online-Shops: Frauen kaufen öfter, Männer die Komplettausstattung

onlineeinkaufSchöne, bunte Onlinewelt. Sie macht uns das Einkaufen leicht. Die Auswahl ist scheinbar riesig. Oft sieht es so aus, als sei manches Produkt preiswerter als im Laden. Man kann zu jeder Tages- und Nachzeit shoppen gehen. Nach Hause geliefert wird ohnehin alles.

Das hätte man mal jemandem vor 100 Jahren erzählen sollen. Die Internet-Wirklichkeit von heute hätte damals wie ein Märchen aus einem Zukunftsroman geklungen. Was kaufen wir aber wirklich online? Lebensmittel sind es kaum. Anbieter aus diesem Bereich ziehen sich wieder zurück. Bei Frischeprodukten vertrauen Verbraucher doch eher dem Markt um die Ecke als einem blinkenden Bildschirm.
In einer Studie zum „E-Commerce 2015“ haben ECC-Köln und Otto das Einkaufsverhalten deutscher Online-Shopper zusammengetragen. Dabei stellte sich heraus, dass bekannte Einkaufsklischees auch online gelten. Und so lautet ein Untersuchungsergebnis: Frauen geben pro Einkauf mehr Geld für Unterhaltungselektronik aus, Männer für Bekleidung. Verkehrte Welt? Nein, das Klischee wird nicht wirklich widerlegt. Frauen geben zwar pro Klamotten-Bestellung zwölf Euro weniger als Männer aus, dafür shoppen aber doppelt so viele Frauen wie Männer mindestens einmal im Monat im Netz. Die Herren bestellen lieber einmal die Komplettausstattung als häufiger Einzelteile. Bei der Unterhaltungselektronik ist es einfach umgekehrt. Die Studie behauptet außerdem, dass Damen deutlich lieber stöbern und sich gegenüber Männern angeblich doppelt so häufig aus Langeweile im Internet tummeln. Übrigens, das Smartphone dient zwar immer öfter als Mittel zur Produktsuche, bestellt wird aber dann doch am PC. Jüngere Konsumenten behaupten, Smartphones wären schwieriger zu bedienen, vor allem wegen der kleinen Auswahlfläche und umständlicher Dateneingabe. Die ältere Generation beklagt die schlechtere Lesbarkeit. „Grundsätzlich lassen sich Online-Surfer nicht mehr pauschal in ,die Jungen’ und ,die Alten’ aufteilen. Auch ein Großteil der Silver Surfer ist mittlerweile mehrmals täglich online und kauft bei Lieblingsshops“, erklärt Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln.
Impulskäufe sind noch kein typisches Online-Kaufverhalten, nehmen jedoch zu. Es wird also nicht mehr nur ein konkreter Bedarf gedeckt. Mehr als zwei Drittel der Online-Shopper kauft immer wieder bei denselben Anbietern – durchschnittlich bei 2,4 Shops. Amazon und eBay haben die Nase vorn. Bei Beratungsbedarf rund um ein Produkt bevorzugen deutsche Online-Schopper „Hilfe zur Selbsthilfe“. Produktbeschreibungen, -bewertungen oder -videos zur Ware stehen hoch im Kurs. Sobald es aber Probleme gibt, ist nach wie vor der persönliche Kontakt zum Anbieter gefragt. So wünscht sich der Großteil der Kunden eine telefonische Beratung bei technischen Problemen, Beschwerden oder Reklamationen sowie bei Preisfragen. In diesem Servicesegment bleibt der statiionäre Handel ungeschlagen.
IT-Fachleute prognostizieren nach wie vor ein Wachstum im Online-Sektor. Wollen aber kein komplettes Umschwenken zum Internet sehen. Trotz einiger Vorteile für Online-Käufe wird der Einkaufsbummel durch Geschäfte nicht wegfallen. Im Gegenteil, man glaubt sogar daran, dass es künftig zu einer Trendumkehr kommen könnte. Wenn quasi „alles“ irgendwie nur noch virtuell auf Bildschirmen erlebbar sein würde, wendeten sich Menschen von einseitigen Möglichkeiten ab. Sinnliches Erleben könnte dann wieder viel stärker in den Fokus geraten. Nur ein oder zwei Sinne (Sehen und Hören) nutzen zu können, würde dauerhaft niemanden zufriedenstellen. Shoppen in der Stadt kann dann sogar wieder eine echte Faszination sein. (tw)

Weitere Infos zur Studie von Otto und ECE:

https://www.otto.de/unternehmen/de/newsroom/news/2015/studie_ecc.php