Prêt-à-porter am Elbestrand

Magdeburgs erfolgreichstes Modelabel gehörte zu den international beachteten Bekleidungsproduzenten und war untrennbar verbunden mit einem Namen: Heinz Bormann. 1945 kehrt Heinz Bormann aus dem Krieg zurück und muss feststellen, dass die Schönebecker Konfektionsfabrik seines Schwiegervaters zerstört ist. Gemeinsam mit seiner Frau und ein paar aus den Trümmern geretteten Nähmaschinen begann er, Uniformen für die Rote Armee zu reparieren und wird bald darauf Modemogul der DDR.

Der 27-jährige Bormann gründet noch im selben Jahr die Heinz Bormann Bekleidungswerkstätten und stellt fortan Herrenoberbekleidung her. 1953 erfolgt eine Umstellung des Betriebes auf Damenoberbekleidung. Seine erste Kollektion sorgt 1954 auf der Modemesse in Düsseldorf für Aufsehen – Heinz Bormann erhält den Beinamen „Der Rote Dior“.

Zwei Jahre später greift die Wirtschaftsführung der DDR durch staatliche Beteiligungen an Privatunternehmen in Form von Kommanditgesellschaften in die Betriebe ein. Bormann beantragt eine solche Beteiligung und erhält die Genehmigung aufgrund seiner Bedeutung für die Wirtschaft der DDR. Das Geld nutzt er, um im Oktober selben Jahres eine Zweigstelle in Madgeburg zu eröffnen, wo sich drei Jahre später auch der Hauptsitz der Firma befindet.

Zum 1. Juli 1959 wird der Volkseigene Betrieb Treffmodelle neuer staatlicher Gesellschafter des Privatbetriebes Bormann. Zwar sind die Handlungsspielräume privater Unternehmen kleiner geworden, jedoch verspricht sich die Wirtschaftsführung der DDR viel von der Heinz Bormann KG und lässt dem „Roten Dior“ mehr Entscheidungsfreiraum. Der Export in die Sowjetunion und in westliche Länder zahlt sich sowohl für die DDR aus als auch für Bormann aus, dem durch dieses Ansehen unter anderem Kredite bewilligt werden.

Der Modeschöpfer ist mit 140.000 Stücken und einem Jahresverdienst von 80.000 Mark netto auf dem Höhepunkt. Internationale Messen, die Bormann selbst moderiert, gehören zum Alltag und die Modeschauen in der DDR sind beliebt. In Magdeburg ist der „Rote Dior“ besonders angesehen. Der Plan eines eigenen Salons, in dem es neben Mode auch Beratung geben soll, scheitert allerdings, da die finanziellen Risiken zu hoch sind und ein Modesalon nicht mehr zeitgemäß sei.

Mit der vollständigen Verstaatlichung im Jahr 1972 eröffnet das Unternehmen neu unter dem Namen VEB Magdeburger Damenmoden. Bis 1974 arbeitet „Der Rote Dior“ als Angestellter in dem Betrieb, dann zwingt ihn eine ernsthafte Krankheit zum Ruhestand. Das einst mit seinem großen Engagemet aufgebaute Unternehmen konnte an die alten Erfolge nicht mehr anknüpfen und verfiel in die textile Bedeutungslosigkeit.