Salongeflüster: Mit einer Sandale um die Welt

johansen-freiVon Wort-Coiffeur Lars Johansen

Es ist Sommer. Die Stadt ist genau so leer wie der Beutel von Bullerjahn, und auch mein Friseursalon schwitzt kundenfrei vor sich hin. Da haben sich alle noch mal schnell eine Urlaubsfrisur verpassen lassen, damit sie am Urlaubsort nicht so aussehen, wie sie im Heimatort jeder kennt.

Und schon sind sie weg und erobern die Welt. Denken wir nur an den guten alten Steuben, der alte Zöpfe abschnitt und frisch geföhnt in Amerika die Unabhängigkeit durchsetzte. Damals war ein Amerikaurlaub noch ohne Visum, aber mit Waffe möglich. Heute geht das nur, wenn du mit der NSA unterwegs bist. In Sachsen-Anhalt heißt das NASA und die hören uns leider nicht ab, denn wenn sie das täten, würden die Bahnen hier nach vernünftigen Fahrplänen verkehren. Immerhin kann man mit dem ausgedünnten Ferienfahrplan der MVB das Leben endlich in proppevollen Zügen genießen. Aber weil sie nicht genießen können, gehen die meisten Menschen lieber zu Fuß. Und weil es heiß ist, tragen sie Sandalen. Jedenfalls die Männer. Und gerne auch ohne Socken. Manchmal gehen sie auch in Flipflops durch die Stadt, als wären sie gerade zwischen zwei Saunagängen unterwegs. Klar ist es so heiß, als wären wir in einer Sauna, aber es ist keine. Dabei sind Sandalen nicht ungefährlich. Einem griechischen König wurde einmal prophezeit, dass ihn ein Mann mit einer Sandale töten würde. Also nicht dass er ihn mit der Sandale töten würde, sondern, dass er nur eine tragen würde, vermutlich auch noch ohne Socke. Der Träger war Jason, und zur Strafe musste er eine ewig lange Kreuzfahrt durchs Mittelmeer unternehmen, nur um ein Vlies zu besorgen. Kurz, nackte Männerfüße in Sandalen sind alles andere als attraktiv. Nein, weiße Socken müssen auch nicht sein, im Gegenteil, die machen es schlimmer. Die einzigen übrigens, die ungestraft barfuß Sandalen tragen dürfen sind römische Legionäre, die die Welt erobern wollen. Also, liebe Sandalisten, wer nicht erobern will, trägt Schuhe. Der Nächste bitte.