„Schwere Jungs“ für Magdeburg

ses-frei1Am 11. Juli heisst es „Ring frei!“ für die SES-Boliden in der Magdeburger GETEC-Arena.

Von Norman Seidler

Schwergewichte gehören im Boxen der Königsklasse an. Ab 81 Kilogramm fliegen hier die Fäuste im stählernen Trommelfeuer durch den Ring. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt verwandelt sich am 11. Juli wieder zu einer uneinnehmbaren Festung.

Die Boxtradition der Magdeburger findet ihren nächsten Höhepunkt, wenn der SES-Boxstall zur Schwergewichtsnacht lädt.
Promoter Ulf Steinforth hat die schwersten Jungs unter Vertrag. Dieser Fakt an sich ist sicher keine große Herausforderung, doch genauer betrachtet hat der Magdeburger die meisten und besten deutschen Schwergewichtskämpfer in seine Reihen zusammen gezogen.
Der Köthener Steffen Kretschmann erlebt mit seinen 34 Jahren die Blütezeit eines Schwergewichtlers. Die Kampfbilanz von 19 Siegen (davon 17 durch K.O.) und zwei Niederlagen spricht für den 1,96-Meter-Riesen. In seinem neunten Profijahr will der Deutsche Internationale Meister im Schwergewicht voll durchstarten. Zuletzt gewann Kretschmann im November 2014 in Stuttgart gegen den Georgier David Gegeshidze.
Tom Schwarz ist erst 21 und zählt zu den größten deutschen Boxhoffnungen der Neuzeit. Der Hallenser rangiert bereits auf dem zehnten Platz der deutschlandweiten Rangliste und ist gleichzeitig mit Abstand der jüngste Sportler in den Top Ten. Der „Team Deutschland“ Boxer hat eine makellose Bilanz von elf Siegen in elf Kämpfen (davon acht durch K.O.) vorzuweisen. Diese elf Fights absolvierte er in weniger als zwei Jahren, was auf eine absolute Topform hinweist. Seinen letzten Kampf gewann Schwarz mit einem Gewicht von 107,4 Kilogramm gegen den bis dato ungeschlagenen Tschechen Vaclav Pejsar Anfang Mai in Jena nach Punkten. In Magdeburg wird Schwarz den nächsten Gang einlegen.
Cool kommt Michael Wallisch daher. Der 29-Jährige Münchener, der in Magdeburg lebt, schreit nach dem nächsten Kampf in der Heimat von SES. 14 Kämpfe, 14 Siege, davon neun durch K.o. lassen wohl auch für den 11. Juli Hoffnung aufkeimen, dass der 1,96-Meter-Bolide mit seinem rechten Hammer wieder Geschenke verteilt. Außerdem heißt es, den Titel des Deutschen Meisters im Schwergewicht nachzuweisen. Fünf Jahre nach seinem Profidebüt gilt es für Wallisch, neue Wege einzuschlagen und sich weiter zu mausern, denn das beste Boxalter für einen Schwergewichtler steht noch bevor.
Francesco Pianeta, der Italiener mit deutschem Pass, hatte Lehrgeld zahlen müssen. Nach 28 Siegen und einem Unentschieden trat der heute 30-Jährige vor fast exakt zwei Jahren gegen Weltmeister Wladimir Klitschko an und verlor. Viel Mut gehörte zu diesem Kampf, der im Alter von 28 Jahren mit einer Niederlage endete und alles verändern sollte. Cosenza (Kalabrien) in Italien ist Pianetas Geburtsstätte. Der in Gelsenkirchen lebende Sympathieträger hat sich erholt und auf Rang vier der deutschen Schwergewichtsliste (Rang 41 in der Welt) fest eingetragen. Drei Siege fuhr der WBO Europameister im Schwergewicht seither ein (zuletzt gegen den Kroaten Ivica Bacurin in Ungarn im Dezember 2014) und reifte zur Persönlichkeit.
Es war auch die Begegnung mit dem Weltmeister, die ihm viel Erfahrung einhauchen ließ. Das beste Boxalter betritt er nun, wenn im Juli sein zehntes Profi-Jubiläum ins Haus steht. In der Schwergewichtsnacht des SES-Boxstalls trifft Francesco Pianeta im Hauptkampf des Abends auf Ruslan Chagaev (Uzbekistan). Der 36-Jährige schlug einst Nikolay Valuev und sicherte sich den WBA-Weltmeister Titel. Damit war ihm ein Eintrag in das Buch der Boxgeschichte, verbunden mit viel Ruhm, sicher. Im siebten WM-Titelkampf tritt Chagaev gegen Schwergewicht Pianeta an, der sich den WBA-Gürtel sichern will. Für den 30-Jährigen steht die nächste Reifeprüfung ins Haus. Diese wird vor heimischer Kulisse, wenn die GETEC-Arena am 11. Juli zur Schwergewichtsnacht lädt, zum Meilenstein in seiner Boxkarriere. Pianeta und seine Mitstreiter aus dem Magdeburger Hause SES bilden die deutsche Schwergewichtselite.