Spurenverursacher

290715PG_Strasse2Es war der Magdeburger Karl Eduard Voigtel, der 1880 den Kölner Dombau vollendete und damit am Rheinufer bedeutende Spuren in Stein hinterließ.

Wer zog schon alles von Magdeburg aus, um in der Welt Spuren zu hinterlassen?

Natürlich war da Otto der Große und der andere berühmte Sohn der Stadt, Otto von Guericke, der es mit den Untersuchungen zum Vakuum in die Physiklehrbücher schaffte. Doch gab es und gibt es fortwährend eine quirlige Schar Menschen, die Magdeburg aus unterschiedlichsten Gründen zeitweise oder dauerhauft den Rücken kehrten, um anderenorts Karriere zu machen oder Zuflucht zu suchen. Doch die Verbindung zu ihren Wurzeln reißt deshalb nicht ab und das Wirken strahlt stets auch zurück auf den Ort der Herkunft.
So ist „Johann von Magdeburg“ – mit bürgerlichem Namen Heinrich Zschokke – in der Schweiz ein berühmter Schriftsteller, der in einer seiner Erzählungen die Bezeichnung „Hans Dampf in allen Gassen“ berühmt machte. Die Landeshauptstadt kann auf einige historische Persönlichkeiten mehr verweisen, die es zu Einträgen in die Geschichtsbücher brachten. Da war der Dombaumeister Karl Eduard Voigtel, der die Vollendung des Kölner Doms bewerkstelligte. Magdeburger können also eine Menge unternehmen oder eben an Orten auf der ganzen Welt Spuren hinterlassen, und das nicht nur als Urlauber.
Vor allem Anfang der 90er Jahre zogen einige Tausend gebürtige Elbestädter aus, um in der Welt ihr Glück zu suchen. Mit der deutschen Einheit brachen so viele Arbeitsplätze weg, dass viele gar keine andere Wahl hatten, in einem der westdeutschen Bundesländer oder gar im Ausland eine neue Exis-tenz zu finden. Rund 50.000 Einwohner verlor die Landeshauptstadt in wenigen Jahren und nur ein Teil davon zog ins Umland.
Die Spuren der einst großen Schwermaschinenbauindustrie findet man in der Welt. Die Motoren des Schiffsdieselmotorenherstellers SKL fahren noch heute über die Meere. Einst produzierte die Magdeburger R. Wolf A.G. – zumindest in der erworbenen  Lokomotivfabrik von Christian Hagans Söhnen Otto und Friedrich in Erfurt – Lokomotiven für die Preußischen Staatseisenbahnen.
Man findet Magdeburger in Hamburg, München, Stuttgart, Köln und Berlin. Viele arbeiten sogar in Führungspositionen, andere haben erfolgreich Firmen gegründet. Der gastronomische Leiter des VW-Konzerns in Wolfsburg ist ein Magdeburger. In höchster Ebene beim Internetkonzern Google wird ebenfalls ein kluger Kopf aus der Elbestadt beschäftigt. Zahlreiche andere engagierte Frauen und Männer findet man in Direktorenpositionen und anderen verantwortungsvollen Jobs. Und noch niemand der „Abtrünnigen“ hat seine Heimat verleugnet. Die meisten Menschen sehen heute mit Stolz auf die Stadt ihrer Wiege. Auf diese Weise legt sich immer wieder ein Band zwischen die Ausgezogenen und die Hiergebliebenen. Weil die einen den Namen der Stadt in die Welt tragen und die anderen dafür sorgen, dass auf dem Heimatboden etwas wächst und gedeiht und historisch Wertvolles bewahrt wird. (tw)

Otto I. (der Große)
geb. 23. November 912 / gest. 7. Mai 973 in Memleben
Otto I. kam aus dem Geschlecht der Liudolfinger, war ab 936 Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches, ab 951 auch König von Italien und ab 962 römisch-deutscher Kaiser. Otto hat Spuren in weiten Teilen Europas hinterlassen.  Mit dem Sieg bei der Schlacht auf dem Lechfeld, am 10. August 955, beseitigte Otto eine dauerhafte Gefahr durch das Vordringen der Ungarn. Seine Grabstätte im Magdeburger Dom untermauert die große Bedeutung, welche die Stadt für den 1. Römischen Kaiser deutscher Nation hatte. Zahlreiche Bistümer wurden durch Ottos Wirken dem Erzbistum Magdeburg zugeschlagen. Ottos Spuren in 37 Regierungsjahren sind durch Italienfeldzüge und seine Regierungsgeschäfte im gesamten Reich erkennbar. Im späten 13. Jahrhundert nannte der Dominikaner-Chronist Martin von Troppau Otto den Großen den ersten Kaiser der Deutschen (primus imperator Theutonicum). Ottos Wirken hatte seiner Zeit der Lieblingspfalz und dem späteren Erzbistum Magdeburg damit eine Bedeutung von europäischem Rang gegeben.

Mechthild von Magdeburg
geb. um 1207 im Erzstift Magdeburg / gest. 1282 im Kloster Helfta
Mechthild von Magdeburg war eine christliche Mystikerin und gilt als die Nachfolgerin der berühmten Hildegard von Bingen. Sie verschrieb sich der Armutsbewegung. Bis heute ist sie bekannt durch ihr Buch „Das fließende Licht der Gottheit“ (FLG), das sie in Niederdeutsch, der Sprache des Volkes und der Armen, verfasst hat. Es gilt als das bedeutendste Beispiel der deutschsprachigen Mystik vor Meister Eckhart. Was aus heutiger Sicht als literarischer Edelstein erscheint, war zur Zeit Mechthilds ein Stein des Anstoßes. Denn hier schrieb eine FRAU und Begine Literatur theologischen Inhalts in Volkssprache statt in Latein und wurde dafür angefeindet. Sie berief sich auf einen göttlichen Auftrag. Um 1270 zog sie ins Kloster Helfta und trug dazu bei, dass dies ein weltweit berühmtes Zentrum mittelalterlicher Frauenmystik wurde.

Otto von Guericke
geb. 30. November 1602, Magdeburg / gest. 21. Mai 1686, Hamburg
Zu Otto von Guericke muss man in Magdeburg nicht viele Worte verlieren. Der Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder ist vor allem für seine Experimente zum Luftdruck mit den Magdeburger Halbkugeln bekannt. Seine Spuren hinterließ er auch in anderen Städten. An der Universität in Leipzig studierte er ab 1617 an der Artistenfakultät. Dem Fachstudium Jura ging er ab 1621 an der Universität Jena nach. Und auch an der Universität Helmstedt sowie in Leiden war er zugegen, wo Otto von Guericke ebenfalls Jura und Festungsbau studierte. Im Anschluss an seine Studienzeit begab er sich auf eine Bildungsreise durch England und Frankreich. Nachdem Magdeburg 1631 zerstört wurde war er als Festungsbauingenieur in Erfurt tätig, kehrte jedoch ein Jahr später in seine Heimatstadt zurück. Zum Bürgermeister wurde Otto von Guericke 1646 gewählt. In seine Amtszeit fällt auch seine wissenschaftliche Hauptleistung: die Begründung der Vakuumtechnik. 1649 erfand er die Kolbenvakuumluftpumpe. Das spektakulärste Experiment gelang ihm jedoch 1657, als er in der Öffentlichkeit die „Kraft“ des Vakuums demonstrierte – zwei große Halbkugeln aus Kupfer waren dafür mittels einer Dichtung zusammengelegt worden. Die Luft wurde aus dem Inneren herausgepumpt und vor jede Halbkugel wurden acht Pferde gespannt, die die beiden Hälften nicht voneinander treffen konnten. Erst als die Kugel mit Luft gefüllt wurde, fiel sie auseinander…

Georg Philipp Telemann
geb. 24. März 1681 in Magdeburg / gest. 25. Juni 1767 in Hamburg
Der deutsche Komponist des Barock ist wohl einer der bedeutendsten Söhne der Stadt. Er prägte durch neue Impulse maßgeblich die Musikwelt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Musik erlernte Telemann hauptsächlich im Selbststudium. Während seines Jurastudiums in Leipzig erzielte er erste größere Kompositionserfolge. Er gründete dort ein Amateurorchester, leitete Opernaufführungen und wurde zum Musikdirektor der damaligen Universitätskirche ernannt. Auch in Eisenach, wo er kurzzeitig angestellt war, hinterließ Telemann Spuren. 1712 wurde er in Frankfurt am Main zum städtischen Musikdirektor und zum Kapellmeister zweier Kirchen ernannt, daneben begann er mit der Veröffentlichung von Werken im Selbstverlag. 1721 zog es den Barockmusiker nach Hamburg. Dort besetzte er als Cantor Johannei und Director Musices der Stadt eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. Auch die Leitung der Oper übernahm er in der Hansestadt. Zu internationalem Ruhm gelang Telemann schließlich mit einem achtmonatigen Aufenthalt in Paris 1737 und 1738.

Friedrich Wilhelm von Steuben
geb. 17. September 1730 in Magdeburg / gest. 28. November 1794 in Utica, New York
Steuben war ein preußischer Offizier und US-amerikanischer General. Bereits mit vierzehn Jahren begleitete er seinen Vater als Freiwilliger in den Zweiten Schlesischen Krieg und nahm an der Belagerung von Prag teil. Von den großen Erfolgen Friedrichs II. begeistert, trat er 1747 in das Regiment von Lestwitz ein und wurde 1753 Leutnant. Im Siebenjährigen Krieg lernte Steuben die Kriegsführung der leichten Truppen kennen, die unabhängig operierten und durch plötzliche, überraschende Angriffe den Feind störten. Als Auszeichnung für seine Verdienste im Krieg nahm Friedrich der Große Steuben als Hauptmann in die von ihm selbst geleitete Sonderklasse zum Erlernen der Kriegskunst auf. Zahlreiche Dienstreisen führten den Offizier ins Ausland, darunter nach Frankreich. Dort lernte er 1777 den amerikanischen Botschafter in Paris, Benjamin Franklin, kennen. Auf seine Empfehlung hin ging Steuben nach Nordamerika, wo 1775 der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg ausgebrochen war. Steuben trat dort in die amerikanische Kontinentalarmee ein. Die Armee, die sich zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Zustand befand, wurde durch den gebürtigen Magdeburger als Generalmajor und Generalinspekteur taktisch und operativ um- bzw. aufgebaut. Steuben sorgte für die Disziplinierung, die Organisation und die Einübung der Truppen und war zeitweilig Generalstabschef George Washingtons. Aus diesem Grund gilt er als Architekt der amerikanischen Unabhängigkeit, zumindest auf militärischer Ebene. Seine taktischen Anweisungen bildeten die Grundlage für den amerikanischen Sieg in der Schlacht von Monmouth – der Wendepunkt des Krieges im Juni 1778. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages in Paris 1783, der formal den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zwischen dem Königreich Großbritannien und den Dreizehn Kolonien in Nordamerika beendete, schied Steuben mit allen militärischen Ehren aus dem aktiven Dienst aus.

Heinrich Zschokke
geb. 22. März 1771 in Magdeburg / gest. 27. Juni 1848 in Aarau (Schweiz)
Heinrich Zschokke, heufig auch Johann von Magdeburg und Johann Heinrich David Zschokke genannt, war ein deutscher Schriftsteller und Pädagoge. Der Sohn des Altmeisters der Magdeburger Tuchma-cherinnung Schokke wuchs nach dem Tod der Eltern erst bei Geschwistern und dann bei dem Schriftsteller und Rektor des altstädtischen Gymnasiums Elias Caspar Reichard auf. Er besuchte das Pädagogium am Kloster Unser Lieben Frauen sowie das altstädtische Gymnasium. Ab 1788 war er Theaterdichter einer Wandertruppe, im Herbst 1790 nahm er ein Studium der Philosophie und Theologie an der Universität Frankfurt (Oder) auf. Nach der Promotion 1792 war er bis 1795 Privatdozent für Philosophie. Nachdem die Franzosen im März 1798 die Schweiz erobert und die Helvetische Republik ausgerufen hatten, unterstützte Zschokke die „Patrioten“, die einen Anschluss Graubündens an den neuen Staat forderten. Als bei einer Volksabstimmung am 1. August 1798 die Gegner des Anschlusses gewannen, wurde er von seinen politischen Gegnern bedroht und musste neun Tage später nach Aarau fliehen. Als Schriftsteller wandte sich Zschokke anfangs der Räuber- und Schauerromantik zu, etwa in der Tragödie „Graf Monaldeschi“ (1790) und den Romanen „Abällino der große Bandit“ (1793) und „Alamontade, der Galeerensklave“ (1803). Später schrieb er moralische Erzählungen mit aufklärerischer Tendenz. Seine Novellen („Geister und Geis-terseher“ oder „Leben und frühes Ende eines Nekromantisten“, „Der tote Gast“, „Das Goldmacherdorf“, „Die Nacht in Brczwezmcisl“ waren beim Publikum sehr beliebt, ebenso sein Erbauungsbuch „Stunden der Andacht“. 1814 erschien seine Erzählung „Hans Dampf in allen Gassen“. Zschokke war zu seiner Zeit einer der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller.

Wilhelm Weitling
geb. 5. Oktober 1808 in Magdeburg / gest. 25. Januar 1871 in New York City
Weitling war Frühsozialist mit christlichen Überzeugungen und gilt als erster deutscher Theoretiker des Kommunismus. Er initiierte den Bund der Gerechten, welcher als Vorläufer und Keimzelle der späteren sozialistischen und kommunistischen Parteien Europas und der Welt gilt. Eigentlich war Weitling von Beruf Schneidergeselle, aber auch als Herausgeber und Schriftsteller machte er sich einen Namen. In Frankreich und anderen europäischen Ländern hinterließ er Spuren hauptsächlich aufgrund seiner kommunistischen Theorien. In Paris schloss er sich dem Bund der Geächteten an, dessen Anhänger wegen ihrer demokratisch-revolutionären Gesinnung in den reaktionären Staaten des Deutschen Bundes politisch verfolgt wurden. Unter der Führung des Gebürtigen Magdeburger spaltete sich 1836 eine große Gruppe vom Bund der Geächteten ab und nannte sich fortan Bund der Gerechtigkeit. Den Hauptsitz verlegten die „Gerechten“ von Paris nach London. Dort wurde die Organisation zunehmend von Karl Marx und Friedrich Engels beeinflusst. 1847 wurde der Bund der Gerechten in Bund der Kommunisten umbenannt. In den 1840er Jahren war Weitling in der Schweiz unterwegs, um dort Handwerkervereine zum Kampf zu ermutigen. Nachdem Wilhelm Weitling 1846 Marx und Engels kennengelernt hatte, gab es aufgrund der Führungsansprüche und der unterschiedlichen Auffassungen über eine Revolution immer wieder Auseinandersetzungen. Ende der 1840er Jahre reiste der aus dem Bund der Kommunisten ausgeschlossene Weitling daher nach New York, wo er zwischen 1850 und 1855 die Zeitschrift Republik der Arbeiter verlegte und den Deutschen Arbeiterbund New York (German Workingsmen’s League) gründete.

Karl Eduard Richard Voigtel,
geb. 31.05.1829 Magdeburg / gest. 28.09.1902 Köln
Nach dem Besuch des Gymnasiums seiner Geburtsstadt Magdeburg studierte Voigtel 1849–51 an der königlichen Bauakademie in Berlin Architektur- und Ingenieurwissenschaften und trat danach als Bauführer in den praktischen Dienst. 1853 war er in der Rheingegend mit Kirchenprojekten und Hochbauten beschäftigt und lernte hier den Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner kennen, der ihn 1855 zu seiner Unterstützung nach Köln berief. Voigtel übernahm die Bauführung am Dom und wirkte als spezieller Stellvertreter Zwirners. Nach dessen Tod 1861 wurde er mit der Gesamtleitung des Kölner Dombaus beauftragt, der 1880 abgeschlossen werden konnte. Voigtel hatte insbesondere Anteil am Ausbau der beiden Türme, des Strebebogenwerks des Hochschiffs, des Inneren des Langhauses sowie des Daches mit dem Dachreiter. Während der Festlichkeiten am 15. und 16. Oktober 1880 wurde der Magdeburger als Vollender des Kölner Doms, des nationalen Symbols für ein vereinigtes deutsches Vaterland in der Zeit nach der Reichsgründung, gefeiert und mit dem Titel eines Geheimen Regierungsrates geehrt. Nach 1880 war er weiter in Köln tätig, befaßte sich mit der Ausschmückung und dem Ausbau des Dominneren und restaurierte zudem mittelalterliche rheinische Kirchen wie die Minoritenkirche Köln und die romanische Pfarrkirche Sinzig.

Karl August Lingner
geb. 21. Dezember 1861 / gest. 5. Juni 1916 in Berlin
Lingner brachte u. a. das bis heute vertriebene Mundwasser „Odol“ auf den Markt (1892) und machte es zu einem der frühen erfolgreichen Markenprodukte. Geboren als dritter Sohn eines Kaufmanns in Magdeburg, lernte er ebenfalls im Handel, lebte in Gardelegen und Paris, gründete mit dem Techniker G.W. Kraft (1855-1929) die Firma Lingner & Kraft, die u.a. Rückenkratzer, Stahllineale und Federreiniger vertrieb. 1891/92 bietet der Chemiker Dr. Richard Seifert Lingner die Vermarktung eines Antiseptikums an und eröffnet ihm den Zugang zu den maßgebenden Arbeiten der modernen Bakteriologie. Mit der Herstellung des „Odol“ (odus, Zahn und oleum, Öl) kam Lingner dem Bedürfnis breiter Bevölkerungsschichten nach Schutz vor den unsichtbaren Bakterien nach, sein Produkt fand daher reißenden Absatz. 1916 starb Lingner an Zungenkrebs.

Henning von Tresckow
geb. 10. Januar 1901 in Magdeburg / gest. 21. Juli 1944 bei Ostrów
Henning Hermann Robert Karl von Tresckow war Generalmajor der deutschen Wehrmacht und eines der Mitglieder des militärischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Tresckow stammte aus einer alten preußischen Adelsfamilie, die auf eine lange Reihe von Offizieren in den verschiedensten Heeren zurückblicken konnte. Sein Vater Hermann (1849–1933) war bei der Kaiserkrönung im Spiegelsaal von Versailles als Leutnant zugegen gewesen und hatte es in der preußischen Armee bis zum General der Kavallerie gebracht. Als einer der jüngsten Leutnante der Truppe erhielt er bereits im Juli 1918 das Eiserne Kreuz II. Klasse. Während der Weimarer Republik blieb Tresckow zunächst Offizier. Im Januar 1919 war er als Angehöriger des Regiments „Potsdam“ an der Niederschlagung des Spartakusaufstandes beteiligt. Im Januar 1939 wurde Tresckow nach Elbing zur 21. Infanterie-Division versetzt (Chef der 10. Kompanie, III. Bataillon, Infanterie-Regiment 45). Am 1. März erfolgte die Beförderung zum Major. Mitte August 1939 wurde von Tresckow Erster Generalstabsoffizier in der 228. Infanterie-Division. Mit dieser nahm er am Feldzug gegen Polen teil. Am 1. April 1942 wurde Tresckow zum Oberst im Generalstab in der Heeresgruppe Mitte ernannt. Neben Stauffenberg war er die treibende Kraft hinter dem Umsturzplan des 20. Juli 1944. Jedoch wurde er kurz vor der Ausführung des Anschlags an die Ostfront abkommandiert. Um nicht bei der erwarteten mit Folter verbundenen Untersuchung die Namen weiterer Beteiligter preisgeben zu müssen, entschloss sich Tresckow zum Selbstmord.

Erich Ollenhauer
geb. 27. März 1901 in Magdeburg / gest. 14. Dezember 1963 in Bonn
Der ehemalige SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer gehört zu den Gründern der Sozialistischen Internationale. Er besuchte in Magdeburg die Volksschule und schloss sich früh der Sozialistischen Arbeiterjugend an. 1918 trat er in die SPD ein. 1919 wurde er Redaktionsvolontär bei der „Magdeburger Volksstimme“. Ein Jahr später wurde er Sekretär des Hauptvorstands der Sozialistischen Arbeiterjugend in Berlin. 1928-1933 war er Vorsitzender des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands. Im April 1933 wurde er in den Vorstand der SPD gewählt. Im Mai emigrierte Ollenhauer nach Prag, später nach Frankreich, um dem NS-Regime zu entgehen, das ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannte. Ab 1940 floh Ollenhauer über Spanien und Portugal nach London. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde zunächst  2. Vorsitzender der SPD, dann Mitglied im Bundestag. Auf der Gründungsversammlung der Sozialistischen Internationale in Frankfurt/Main wurde Ollenhauer 1951 zum Vizepräsidenten gewählt, 1952 zum Vorsitzenden. Später trat er als Kanzlerkandidat der SPD gegen Konrad Adenauer an.

Nomi Rubel
geb. 31. Januar 1910 in Magdeburg / gest. 11. September 1996 in New York
Nomi Rubel (eigentlich Senta Nomi Grosvogel-Rubel, geboren Senta Petzon) war eine deutsch-amerikanische Schriftstellerin, Regisseurin und Theaterleiterin. Nomi war das einzige 1910 geborene Kind des jüdischen Kaufmanns Julius Petzon. Nach Schulbesuchen in Magdeburg und Hannover ging sie ab 1927 an einer höheren Handelsschule in Berlin in die Lehre. Einen Lehrabschluß erlangte sie jedoch nicht. Bereits 1928 heiratete sie Herbert Lubranschik, einen jüdischen Sozialdemokraten aus Schönebeck (Elbe). 1929 wurde sie Mutter eines Sohnes Ernst Joseph. Die Familie übersiedelte dann nach Berlin. Hier wurde 1932 das erste Theaterstück der Künstlerin „Odette. Ein Spiel für den Frieden“ uraufgeführt, welches zu Toleranz und Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen aufrief. Nach der 1933 erfolgten Machtergreifung der Nationalsozialisten ging die Familie 1934 ins Exil nach Palästina. 1948 wanderte Nomi Rubel in die USA nach New York aus, wo ihre Eltern lebten. Zwischen 1977 und 1979 entstanden autobiographische Notizen, die jedoch nicht veröffentlicht wurden. 1992 schuf sie einen ersten autobiographischen Roman „Schwarz-braun ist die Haselnuß“. Auch der 1996 folgende weitere Roman „Jardena. Die Geschichte eines neuen Lebens in einem alten Land“ war autobiographisch geprägt. In ihrem letzten Lebensjahr kehrte sie zu Besuchen in ihre Geburtsstadt Magdeburg zurück.