Szenetreff für 12.000 Magdeburger

HerrenkrugSchon im 16. Jahrhundert gehörte das östlich der Elbe gelegene Areal – heute als Herrenkrug benannt – im Besitz der Magdeburger Ratsherren. Das stark bewaldete Gelände wurde in der damaligen Zeit als Weidefläche und zur Holz- und Heugewinnung genutzt.

Aber auch Wilderer nutzten das Waldgebiet als illegales Jagdrevier.1676 beschlossen die Stadtoberen daher, zum Schutz vor Wilderern ein Wärterhaus zu erbauen. Das Gebäude diente allerdings vornehmlich als Wirtshaus. Die Ratsherren waren ständige Gäste im Wirtshaus und sprachen Krug um Krug dem schmackhaften Bier aus Magdeburger Brauereien zu. In kürzester Zeit hatte sich so im Volksmund der Name Herrenkrug gefunden. Dank saftiger Weideflächen siedelte sich hier auch eine gut gehende Kuh- und Schafwirtschaft an, die in angeschlossener Meierei die Produkte verarbeitete. Extra zur Lagerung entstand dabei ein Eiskeller.
Als im Jahr 1806 Napoleons Truppen in Magdeburg einfielen, kam auch im Herrenkrug-Park das Geschäft zum Erliegen. Das Wirtshaus verfiel und wurde im Jahr 1813 auf Befehl des französischen Gouverneurs abgerissen und durch ein Schützenhaus ersetzt. Während eines Beutezuges von nächtlichen Wegelagerern und Wilderern wurden hunderte Schafe und Rinder geraubt und zahlreiche der schönsten Bäume gerodet.
Erst nach Abzug der Franzosen im Jahr 1814 kehrte nach und nach das Leben in den Herrenkrug zurück. Der amtierende Oberbürgermeister Magdeburgs August Wilhelm Francke beauftragte den Entwurf einer Parkanlage. Ab 1818 waren in Folge Persönlichkeiten wie Friedrich Wilhelm Wolff, Peter Joseph Lenné, Paul Niemeyer und Gottlieb Schoch im Laufe von 100 Jahren gestalterisch im Dienste des Herrenkrug-Parks tätig.
Auch das Schützenhaus wurde abgerissen. An seiner Stelle errichtete Wolff ein klassizistisches Gesellschaftshaus. Rauschende Bälle und heitere Feste wurden hier gefeiert. Der Park entwickelte sich zusehends zu einem beliebten Ausflugsziel mit Schankwirtschaft – reges gesellschaftliches Leben zeichnete sich ab. Man begann mit der Planung des Parkrestaurants, welches im Jahr 1887 eröffnet wurde. Da existierte die Meierei bereits nicht mehr. Den alten Holz-Eiskeller ersetzte man durch einen neuen aus Stein, der von nun an der Lagerung von Bier, Champagner und Fleisch diente.
Ende des 19. Jahrhunderts konnte das Parkrestaurant dem Ansturm der Gäste nicht mehr gerecht werden. Im Jahr 1904 wurde das gesamte Areal um einen Festsaal erweitert. Bis zu 12.000 Besucher fanden zu Blütezeiten des Herrenkrugs in den Gebäuden und Parkanlagen Platz.