Für Kuscheltiere versprechen günstige Haltungskosten.
Von Kimberley Tietz
Wer nach einer erfolgreichen Verabredung in den Genuss kommen möchte, die Herzensdame noch auf einen Kaffee zu sich nach Hause einzuladen, …
sollte vorher noch einmal überprüfen, ob das eigene Schlafgemach nicht eher „Daumennuckler mit Wohnhaft bei Hotel Mama“ schreit, anstatt ein maskulines Götterbild darzubieten. Plüschhasen und Stoffbären könnten der Angebeteten falsche Signale vermitteln, so wie: „Schaut mich an. Muttis Rockzipfel ist die standhafteste Konstante in meinem noch all zu jungen Leben“.
Der Zug der Baumwoll-Watte-Tiere fuhr schon längst zu präpubertären Zeiten ab, sagen viele, doch ist dem wirklich so? Betrachtet man die Leichtigkeit in ihrer Pflege stellt man schnell fest, dass die Anschaffung eines Kuscheltieres sich als wirtschaftlicher herausstellt, als die eines echten Tieres oder gar eines Ehemannes. Ja, nicht einmal eine Topfpflanze könnte sich als so unkompliziert und ergiebig erweisen wie ein kleiner Stoffgefährte. Weder schlechte Licht- noch Nahrungsverhältnisse können das Gemüt des wenig lebsamen Kuschelpartners trüben und auch zur Urlaubszeit braucht kein verhasster Nachbar in die eigenen vier Wände einzudringen, um ihnen Fürsorge zukommen zu lassen. Ganz ohne lästige Auseinandersetzungen mit den Flughafenkontrolleuren, können sie sogar unsere persönlichen Reisebegleiter werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der passiv-harmonischen Art dieser Plüschwesen. Kein Widerspruch, kein Aufbegehren, keine Unmutsäußerung würde je über ihre vernähten Lippen kommen. Ihre Art des Nehmens und Gebens liegt in ihrer Natur des stummen Zuhörens und indirekten Trostspendens. Wie viele lang verheiratete Paare würden wohl ihre gesamte Schwiegerfamilie für solch einen Luxus hergeben? Wir sehen, zu Unrecht haben wir unsere schweigsamen aber dennoch liebenden Begleiter oft schon unterschätzt. Durch Dick und Dünn, durch Hitzewelle und Schneesturm, durch Expansion und Rezession – seit unserer Kindheit begleiten sie uns. Treu, loyal und wunschlos glücklich mit ihrem Dasein an unserer Seite.
Würden Sie Ihren besten Freund seit Schulzeiten im Bio-Müll entsorgen, nur weil er mit seiner langjährigen Mitgliedschaft im örtlichen Strick- und Häkelverein und seiner etwas besorgniserregenden Affinität zu dreibeinigen Katzen mit bipolarer Persönlichkeitszerstörung nicht in den konservativen Schützenverein Ihrer Arbeitskollegen passt? Nein, das würden Sie nicht. Sie wissen, dass Charakter nichts mit Statussymbolen oder gesellschaftlichem Ansehen zu tun hat. Wenden Sie diese Erkenntnis nun auch auf ihre leblosen Stofflieblinge an und Sie werden erkennen, bevor Sie Ihrem Teddy den Laufpass geben, setzen Sie doch lieber Ihren nörgelnden Hausdrachen vor die Tür.