Gabriele und Andreas Herbst wohnen am Krähenstieg in geradezu romantischer Umgebung mitten im Neubaugebiet. Die ehemaligen Pastoren der Hoffnungsgemeinde gehören zum Magdeburger Urgestein Magdeburger kirchlicher, aber auch im Bezug auf gesellschaftliche Präsenz. Beide haben einen Namen in der Arbeit mit der tansanischen Partnerkirche, vor allem Gabriele Herbst aber auch in der Arbeit mit Geflüchteten. Diese Arbeit begann bereits vor dem politischen Umbruch. „Damals kamen junge Tansanier in die Gemeinde, die waren Studenten der Bezirksparteischule, die ja hier in der Nähe gelegen war. Es war in ihrer Heimat selbstverständlich, dass sie als Sozialisten am Sonntag den Gottesdienst besuchten. Irgendwann fehlten sie. Als ich sie wieder sprach, erzählten sie mir, dass der damalige Direktor der Parteischule ihnen den Besuch der Kirche verboten hatte“, erzählt Andreas Herbst. Haben die vielen Kontakte, die Reisen Gabriele Herbsts nach Tansania, die Kontakte zu arabischen Geflüchteten auch ihre Küche verändert? Andreas Herbst hebt die Hände: „Nein, nein. Ich bevorzuge deutsches Essen.“ „Natürlich esse ich gern Falafel, also diese frittierten Bällchen aus pürierten Bohnen oder Kichererbsen. Ich koche gern mit Bulgur oder bereite mir Hommos, pürierte Kichererbsen als Dip für allerlei Gerichte“, verrät Gabriele Herbst. „’Mein Kontinent’ ist ja, bedingt durch meine Reisen und Begegnungen dort, Afrika. Dort habe ich die kleinen Bananen kennengelernt, die man hier als ‚Babybananen’ kaufen kann. Auch, wie man Kochbananen oder Maniok zubereitet, habe ich dort gesehen.“ Zwanzig Jahre war Gabriele Herbst in der „Ausländer-Arbeit“ der Kirche tätig. „Von daher kommt natürlich meine Vorliebe für arabisches Essen. Das weiße gesäuerte Fladenbrot Injera, das man in Eritrea und Äthiopien isst, verwende ich sehr gern in meiner Küche.“ Zur Ehrenrettung fällt Andreas Herbst ein, dass er neben dem deutschen Schnitzel auch die aus der türkischen Küche stammenden, mit Hackfleisch gefüllten, Weinblätter mag. Na bitte, da ist doch etwas hängengeblieben.
„Ja“, meint Gabriele Herbst, „also über die Jahre hat sich auch unsere ‚normale’ Küche verändert: Wir verwenden weit mehr Gemüse als früher, auch anderes Gemüse wie Fenchel. Es kommt nicht mehr so viel Fleisch auf den Tisch, und wenn, dann eher etwas vom Hühnchen. Insofern hat der Kontakt mit unseren ausländischen Freunden tatsächlich auf unsere alltägliche Küche abgefärbt. Mit dieser Küche kommen die schönen Erinnerungen an all die Begegnungen, die Hochzeiten, die wir beispielsweise mit tunesischen Freunden gefeiert haben. Ludwig Schumann