Verhindern Kameras größere Schäden?

Immer wieder sitzt man in einer Straßenbahn, deren Scheiben zerkratzt oder in einem Bus, dessen Sitzpolster aufgeschlitzt sind. Haltestellen – die Glaswände zerborsten, Automaten beschmiert oder der Boden von zerbrochenen Flaschen übersät – gehören ebenfalls zum Alltag in Großstädten. Vandalismusschäden sorgen nicht nur für subjektive Unsicherheit unter den Fahrgästen, sie verursachen in den Netzen des öffentlichen Nahverkehrs bundesweit jährlich Schäden in Millionenhöhe. Auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe bleiben davon nicht verschont. In den Bussen und Straßenbahnen fielen vor allem Fensterscheiben und Sitzpolster der blinden Zerstörungswut mancher Personen zum Opfer. Graffiti-Schmierereien seien ebenfalls ein großes Ärgernis, meint MVB-Pressesprecher Tim Stein. „Allerdings sind die Wartebereiche an den Haltestellen noch häufiger von Vandalismus betroffen als die Fahrzeuge.“ Die Häuschen im Haltestellenbereich, die sich im Besitz der Firma Ströer befinden, gelten als Risikogut und werden daher nicht versichert. Etwa 30.000 Euro gingen dem Unternehmen jährlich durch die Beschädigung von Wartehäuschen in Magdeburg verloren, wie ein Sprecher mitteilte. Neben der kostenintensiven Neubeschaffung spiele auch die Arbeitszeit eine große Rolle. „Mehr als 1.000 Arbeitsstunden müssen jährlich damit verbracht werden, Dinge im Haltestellenbereich zu reparieren – das ist wertvolle Zeit, die sicher sinnvoller genutzt werden könnte.“ Dass der Wartebereich häufiger von Vandalismus betroffen ist als die Fahrzeuge, liegt möglicherweise am Einsatz von Videotechnik. 2003 haben die MVB begonnen, ihre Fahrzeuge schrittweise auszustatten. Heute verfügen 43 von 83 Straßenbahnen und 29 von 51 Bussen über Videokameras. Und seit Einführung der Überwachungstechnik hätten sich die Fälle von Vandalismus spürbar reduziert. „Im Jahr 2003 hatten wir 182 Vandalismusfälle an unseren Fahrzeugen zu verzeichnen. Im Jahr 2015 waren es nur noch 42“, erklärt Tim Stein. „Dies ist einerseits auf den Einsatz von Videokameras zurückzuführen, andererseits aber auch auf die Ausmusterung von Altfahrzeugen. Wir nehmen an, dass die Hemmschwelle, fremdes Eigentum zu zerstören, bei den modernen Fahrzeugen deutlich höher ist, als bei den alten der Bauart Tatra.“ Auch wenn Sachschäden für das Unternehmen sehr ärgerlich sind, so stellen doch Übergriffe auf das Fahrpersonal glücklicherweise eine absolute Ausnahme dar. Straßenbahnfahrer sind durch die abschließbare Kabine von vornherein gut geschützt. Der Fahrerarbeitsplatz in den Bussen ist jedoch nicht abgeschirmt. „Unsere Busfahrer haben Anfang des Jahres ein mehrstündiges Deeskalationstraining erhalten, um den Umgang mit schwierigen Zeitgenossen zu üben“, schildert der MVB-Pressesprecher. Des Weiteren ist jedes Fahrzeug über Funk mit der Leitstelle verbunden, die rund um die Uhr besetzt ist. „Sollte es in seltenen Ausnahmefällen zu Vorfällen kommen, können unsere Mitarbeiter schnell reagieren und Hilfe anfordern“, so Tim Stein weiter. „Wir stehen zudem im ständigen Austausch mit der Polizei und nehmen regelmäßig an Beratungen, beispielsweise zu Einsätzen bei Demonstrationen oder bei Fußballspielen, teil.“ Tina Heinz