Wenn Damen zu Stöcken greifen

030216PG_Hockey32Hockey hat beim MSV Börde eine lange Tradition. Ende der 1980er Jahre war allerdings mit dem Damenteam Schluss. Nun, 30 Jahre später, gehen wieder ehrgeizige Bördefrauen auf Punktejagd in der Oberliga.

Die Luft ist schweißgetränkt.

Es ist laut in der Halle. Das Spielfeld, so groß wie beim Handball, ist von weißen Banden umrahmt. Die Spielerinnen tragen kurze Röcke statt Hosen und lassen den kleinen, 163 Gramm schweren Ball mit ihren Krummstäben über das Parkett tanzen. Ein kurzer Knall, der Torwart muss hinter sich greifen. Tor für die Hockeydamen des MSV Börde im Spiel gegen den ESV Dresden. Die 20-jährige Spielführerin Eva Seyrich und ihre Mitspielerinnen jubeln. Es ist ein besonderer Moment. Das erste Tor für die neugegründete Damenmannschaft der Hockeyabteilung des MSV Börde – das nach 30 Jahren!
Was waren das doch für große Erfolge, die die Hockeyabteilung vom MSV Börde zu DDR-Zeiten hat feiern können. Etliche Nominierungen für die Nationalmannschaft der DDR, 1953 wurde das Damenteam DDR-Meister, die Herren 1967. Dann kam Ende der 1980er Jahre das Aus für die Damen. Ein Team, das am laufenden Spielbetrieb teilnimmt, war lange nicht in Sicht. Und doch trieb es immer wieder langjährige Hockeyspielerinnen und Studentinnen wie die Kölnerin Eva Seyrich zum Verein. Trainiert wurde mit der 1. Herrenmannschaft, die aktuell in der Mitteldeutschen Oberliga spielt. Wollten sie am laufenden Spielbetrieb teilnehmen, wichen sie zwangsläufig auf den Osternienburger Hockeyclub aus – einer der wenigen Hockeyvereine Sachsen-Anhalts neben Leuna und Köthen. Für Eva, die seit ihrem vierten Lebensjahr Hockey spielt, allerdings irgendwann zu aufwendig. „Ich wollte Hockey in Magdeburg spielen und nicht immer den Weg auf mich nehmen.“ Warum sollte es auch nicht möglich sein, in Magdeburg ein Damenteam zu gründen?  An der Universität und Fachhochschule sind fast 19.000 Studenten aus ganz Deutschland immatrikuliert, auch aus Hockeyhochburgen wie Hamburg, Köln oder Frankfurt. Die wollen während des Studiums auf ihren Sport natürlich nicht verzichten. Eva setzte über die sozialen Netzwerke alle Hebel in Bewegung und fand ihr Team in erfahrenen Spielern wie auch in ehrgeizigen Hockeyneulingen.
Mittlerweile sind aus 9 Spielerinnen 15 geworden. Die werden von Carsten Meyer und Maik Rolfsmeyer für die erste Saison in der Mitteldeutschen Hallenhockey-Oberliga trainiert, zwei langjährige Hockeyspieler und auch Studenten. Für die beiden Trainer kein Neuland, Rolfsmeyer war Spielertrainer der 1. Herrenmannschaft von Börde bis er im vergangenen Jahr zum Osternienburger
Hockeyclub wechselte. Meyer trainierte bereits in seiner Heimat Worms Teams verschiedenen Alters. „Für mich war es eine spannende Herausforderung, bei einer Mannschaftsgründung dabei zu sein und die Anfänger in die Mannschaft gut einzubinden“, sagt Meyer. „Ich wollte Eva bei ihrem Engagement auch unterstützen. Nach 30 Jahren war es an der Zeit, das Magdeburg wieder eine Damenhockeymannschaft bekommt.“ Das Rezept scheint aufzugehen, wenn man einen Blick auf die Tabelle der Oberliga wirft. Aktuell liegen die Bördedamen auf Rang vier. Das würde bedeuten, dass sie sich für die Endrunde der Liga qualifizieren. Die vier besten Mannschaften beider Staffeln spielen die Platzierungen dabei nochmals unter sich aus. „Wenn man bedenkt, dass wir erst seit Oktober zusammen spielen und wie weit wir durch Trainingsfleiß und Engagement gekommen sind, kann man als Trainer nur den Hut ziehen.“
Am kommenden Heimspieltag Ende Februar kann das Team von Carsten Meyer und Maik Rolfsmeyer seinen Platz vier weiter festigen. Dann müssen die Damen erneut gegen die erfahrene und robuste Mannschaft aus Meerane spielen gegen die sie zuletzt 1:5 verloren hatten. Deutlich bessere Erfolgsaussichten gibt es gegen das Team aus Weimar, das sie im Hinspiel mit 3:0 besiegt hatten. Und nach der Hallensaison geht es natürlich auf das Feld – die Damen haben Blut geleckt.

Fany Weisz

Mitteldeutsche Hallenhockey-Oberliga,
4. Spieltag: 28. Februar, ab 10.00 Uhr,
Sporthalle Sudenburg, Wilhelm-Höpfner-Ring