Was brummt und summt da durch den Garten? Schwarz-gelb gestreift. Bienen, bekommt Thomas Haase oft zu hören. Dann muss er schmunzeln und fragt: „Welche Farbe haben Bienen denn?“ Na, schwarz und gelb eben. Und die kleine, freche, schlaue Biene Maja ist schuld an diesem Irrtum. „Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, dass Bienen braun sind“, erzählt Thomas Haase.
„Außerdem glauben viele, dass sie so aggressiv sind wie die schwarz-gelben Wespen. Dabei sticht eine Biene nur, wenn sie sich bedroht fühlt – wenn man sie bspw. beim Obstpflücken mit der Hand quetscht.“
Und Thomas Haase muss es wissen. Schließlich beschäftigt er sich seit fünf Jahren intensiv mit dieser Insektengruppe, hat etwa 20 Bienenvölker, stellt Honig her und ist stellvertretender Vorsitzender des Magdeburger Imkervereins. Wer sich wie er so für die fliegenden Pollen-verbreitenden Tierchen interessiert, kennt auch die in den 1940er Jahren von Albert Einstein ausgesprochene Warnung: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Ob die von Einstein prognostizierten vier Jahre tatsächlich zutreffen würden, sei dahingestellt (und muss auch nicht erprobt werden). Fest steht jedoch, dass die Bedeutung der Biene für unser Ökosystem unterschätzt wird – meint Thomas Haase. „Nicht nur für die Honiggewinnung und die Herstellung von Kosmetikartikeln oder Wachs sind Bienen essentiell. Vor allem die Bestäubungsleistung – ohne die Landwirte und Gartenbesitzer aufgeschmissen wären – ist enorm“, erklärt der Imker. Bei der Bestäubung mitteleuropäischer Pflanzen spiele der Wind nur zu 19 Prozent, Wasser gar nur zu 1 Prozent eine Rolle. „Den Großteil der Arbeit erledigen Insekten. Etwa 80 Prozent aller einheimischen Blüten werden von der Westlichen Honigbiene bestäubt, nur 20 Prozent gehen auf das Konto von Hummeln, Wildbienen, Wespen und Schmetterlingen.“
Diese ökologisch bedeutende Rolle in die Öffentlichkeit zu tragen, das ist eine Hauptaufgabe des mehr als 90 Mitglieder starken Imkervereins. „Schulklassen können beispielsweise zu uns kommen und alles über die Insekten erfahren und darüber, wie der Honig ins Glas kommt“, sagt Thomas Haase, dessen Frau Nadine aufgrund einer Allergie nicht direkt mit den Bienen arbeitet, ihn jedoch bei der Honigherstellung unterstützt. „Der Verein möchte auch die Kommunikation mit der Stadtverwaltung intensivieren und steht bei bestimmten Fragen oder Problemen beratend zur Seite – wenn es zum Beispiel darum geht, wie und wo man nach einer Baumfällung Ausgleichspflanzungen anlegt oder wie man in einer Stadt das Zusammenleben mit Bienen unkompliziert gestalten kann.“
Auch für Menschen, die sich selbst Bienenvölker zulegen und Honig herstellen möchten, ist der Imkerverein die richtige Adresse. Thomas Haase selbst hatte sich 2011 zum ersten Mal über Bienen informiert. „Ich war auf der Suche nach einem Hobby, bei dem ich entspannen und Stress abbauen kann. Und am liebsten wollte ich in und mit der Natur arbeiten“, schildert der Magdeburger. Also entschied er sich, Schulungen zu besuchen, um sich Wissen über die Arbeit mit Bienenvölkern anzueignen. „Natürlich musste ich auch viel über Honig lernen: woraus besteht er, wie wird er verarbeitet, wie gelagert und an welche Regularien muss mich halten? Und am Wichtigsten ist es, sich bewusst zu machen, welch große Verantwortung man dabei hat.“
Tina Heinz