„Wenn Gott gewollt hätte …“

thomas_editorialTeuflische Biologie versus christliche Werte – und sie vermehren sich doch …

Schön, dass man sich in Sachsen-Anhalt über die großen Dinge der Weltgeschicke zu Wort meldet und klare Position bezieht. So bleiben die Christdemokraten hierzulande in Sachen Gleichstellung der sogenannten „Homoehe“ standfest. In anderen Politikfeldern zeigt die Partei mehr Flexibilität. Zum Beispiel, wenn es um Sozialleistungen geht, die angeblich von der Gesellschaft nicht erbracht werden könnten.

Konsequent gleichstellungsaffin hingegen versucht die politische Interessenvertretung christlicher Werte das zwischenmenschliche Miteinander mit Quoten-Gesetzgebungen zu steuern. Bei der juristischen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partner mit der Ehe zwischen Mann und Frau würden Steuer- bzw. Adoptionrechte mit der klassischen Ehe auf Augenhöhe sein. Das zu verhindern, gibt es gute konservative Gründe: So müsse man befürchten, dass Kinder, die innerhalb solcher Partnerschaften aufwachsen, aufgrund der Vorbildwirkung in der sexuellen Entwicklung beeinträchtigt würden. Doch wie erklärt sich dann folgende Tatsache: Obwohl die Mehrzahl homosexuell empfindender Menschen unter heterosexuellen Vorbildern aufgewachsen ist, hatten diese keine wirksame Strahlkraft für die sexuelle Orientierung. Das „göttliche Fortpflanzungsedikt“ wonach nur Mann und Frau für Nachkommenschaft sorgen können, wird in der CDU so himmelhoch gehalten, dass irdische Wünsche daran nicht heranreichen dürfen. „Wenn Gott gewollt hätte…“, dass es anders wäre, hätte er es anders gemacht – mit dieser schlichten Kausalität werden Veränderungssehnsüchte christlich zugedeckt. Wenn der Schöpfer gewollt hätte, muss man dann antworten, gäbe es sicher Schreckenserscheinungen wie Krieg und Mord auf diesem Planeten nicht. Gott als übergeordnete Instanz für die Regeln unseres Zusammenlebens zu bemühen, erscheint wenig hilfreich. Besser ist es, auf Wunder zu hoffen. Und die gibt es: Gleichgeschlechtliche Partner können sich untereinander nach biologischem Diktat nicht fortpflanzen und doch vermehren sie sich. Schlüssiger erscheint die Ablehnung der Gleichstellung aus finanziellen Motiven. Das Recht auf Ehegattensplitting für gleichgeschlechtliche Paare wird Vater Staat definitiv Steuereinnahmen kosten. Singles bringen einfach mehr ein. Und wie wir wissen, ist das Geld der öffentlichen Etats knapp. Schließlich will CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble im Deutschen Staatshaushalt eine Schwarze Null herbeizaubern. Da wird jeder Euro gebraucht und nicht jedes gewünschte Recht kann Recht werden.
Thomas Wischnewski