Wenn Praxis mehr Spaß macht als Schule …

„Produktives Lernen“ ist eine Alternative, wenn Jugendliche mit der „klassischen“ Schule nicht klarkommen. Vor 10 Jahren als Projekt gestartet, ist es festes Angebot an der Leibniz-Schule geworden. Mit großem Erfolg

Alle Absolventen bekommen einen Ausbildungsplatz“, freut sich René Scheer. Der Lehrer der Leibniz-Schule bezieht sich dabei auf die Schulabgänger vom Produktiven Lernen. Das wurde vor zehn Jahren als Projekt gestartet für Schüler, die mit dem Regelschulsystem Probleme hatten – Sitzenbleiber, Schulschwänzer, Kinder und Jugendliche, die sich selbst schon fast aufgegeben haben. Sie bekommen beim Produktiven Lernen eine neue Chance. Denn hier wird nicht für, sondern von der Praxis gelernt. Die typische Schülerfrage „Wofür brauche ich das?“ stellt sich nicht, denn das erfahren die Schüler bereits vor der Theorie. Durch Praktika. Alle Schüler absolvieren jeweils ein dreimonatiges Praktikum in mehreren, unterschiedlichen Firmen. Dort arbeiten sie an drei Tagen in der Woche. An den anderen beiden Tagen eigenen sie sich in der Schule praxisorientiertes Wissen an. Die Tätigkeitserfahrungen fließen in den Unterricht ein. Wer beispielsweise in einer Kfz-Werkstatt arbeitet, lernt in der Schule dann, wie und warum ein Fahrzeug funktioniert. Denn nur wer das weiß, kann es auch reparieren.
„Jedes Kind, jeder Jugendliche lernt anders“, erklärt René Scheer, der mit drei weiteren Pädagogen die Schüler betreut. „Manchen liegt das Praktische besser als theoretisches Lernen.“ Genau für diese Schüler ist das Produktive Lernen gedacht. „Wir sind keine Aufbewahranstalt für Problemkinder“, betont er, „sondern geben jenen eine Chance, die sie nutzen wollen“. Deshalb gibt es vorab ein Auswahlverfahren. Jeweils im Frühjahr können sich Schüler, die mindestens die 7. Klasse abgeschlossen haben, für einen PL-Platz bewerben. Es gibt Bewerbungsgespräche, und wer angenommen wird, hat zunächst eine sechswöchige Orientierungsphase, bevor ein Bildungsvertrag abgeschlossen wird. Der läuft über zwei Jahre. Am Ende steht fast immer ein Ausbildungsvertrag, weiß Scheer aus Erfahrung. Bedauern Firmen oft, dass Auszubildende zu wenig Wissen mitbringen, so ist das mit den PL-Schülern anders: Sie haben bereits während des Praktikums Wissen, Geschicklichkeit und Engagement unter Beweis gestellt. Beide Seiten haben sich kennengelernt und wo es passt, bleibt die Verbindung. Die PL-Schüler bekommen einen Ausbildungsvertrag. Wie die jungen Frauen und Männer, die am 6. Juli ihre Abschlusszeugnisse erhalten. (ab)