Ein Weg, um die natürliche Entwicklung mit dem Schulwissen in Einklang zu bringen. Christward Buchholz über das Waldorfkonzept
Von Viola Leonarczyk
Du hast eine plumpe Eins bekommen – das ist keine Rückmeldung, sondern eine ganz schlechte Botschaft“, sagt Christward Buchholz. „Es heißt, du musst nicht mehr weitermachen, du kannst schon alles.“ Etwas überspitzt stellt er die Benotung an den staatlichen Schulen in Frage. Christward Buchholz ist Geschäftsführer des Trägervereins der Freien Waldorfschule Magdeburg und findet, dass es mehr als nur einer Note bedarf, um die Leistung eines Kindes zu beurteilen.
Das Konzept der Waldorfschulen berücksichtigt in erster Linie die natürliche Entwicklung eines Kindes und bringt sie mit dem zu erlerndenden Wissen in Einklang. Christward Buchholz beschreibt ein Beispiel: „Etwa im Alter von 10 Jahren nehmen die Schüler ihr Umfeld anders wahr. Die heile Kinderwelt bekommt Brüche. Sie erkennen, dass Erwachsene manchmal etwas versprechen, es dann aber nicht halten, dass auch die Eltern nicht unfehlbar sind. In diesem Stadium tuen sich Zweifel auf“.
Das ist der Zeitpunkt, an dem in der Waldorfschule mit der Bruchrechnung begonnen wird, egal ob die Division oder andere Rechenarten bis dahin perfekt sitzen. Die kindlichen Bedürfnisse erfordern jetzt das Befassen mit den Brüchen. Christward Buchholz: „Wie würde es sich anfühlen eine große Torte allein zu verputzen? Oder könnte man diese nicht aufteilen, um sie mit anderen zu genießen. So können die Schüler Mahtematik mit realen Situationen im Leben begreifen.“
In der Informationsbroschüre heißt es: „Waldorfschulen wollen gleichermaßen intellektuelle, kreative, künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten entwickeln.“ Den Unterricht ergänzen zwei Fremdsprachen, handwerkliche Arbeiten, Fingerfertigkeiten und gemeinsames Theaterspielen. Zu diesem Thema erklärt der Geschäftsführer: „Bei der Handarbeit fertigen die Kinder nicht nur ein Stück aus bunter Wolle. Sie lernen dabei auch, was es für Konsequenzen hat, wenn sie erst nach fünf weitergestrickten Reihen bemerken, dass sie eine Masche haben fallen lassen. Es wird nicht geschimpft oder gemaßregelt. Das Kind wird die Reihen wieder aufribbeln müssen, um den Fehler zu beheben. Und wenn in Mathematik nach einem langen Rechenweg das Ergebnis nicht stimmt, wird es auch hier den Weg zurückverfolgen müssen, um auch dort den Fehler zu finden. So beschreibt der Geschäftsführer, dessen eigener Sohn gerade in den Abschlussprüfungen steckt, den Zusammenhang zwischen Schulstoff und den praktischen Lebensaufgaben. Neben den staatlichen Prüfungen in Mathe, Deutsch, Englisch, Natur- und Gesellschaftswissenschaften werden den Waldorfschülern in der 12. Klasse zusätzlich Prüfungen abgenommen im Erstellen einer Marmorplastik, dem Mitspiel im Theaterstück und einer Eurythmie-Darbietung.
Derzeit besuchen in Magdeburg 490 Schüler in der Einrichtung in der Kroatenwuhne die Klassen 1 bis 13. Zwölf Jahre haben Kinder und Lehrkräfte Zeit, das Waldorfkonzept und das Wissen zu vermitteln, um den Realschulabschluss zu erreichen. Im folgenden 13. Jahr kann das Abitur abgelegt werden. Mehr zur Waldorfschule in Magdeburg erfahren Sie auch unter www.waldorfschule-magdeburg.de