Es ist 17.15 Uhr. 15 Minuten vor Filmbeginn – mit Mama kämpfe ich mich durch das Foyer im CineStar am Pfahlberg. 500 Quadratmeter ist es groß, hatte mir Axel Meyer erzählt. Er ist hier der Theaterleiter und weiß also über alles bestens Bescheid. 500 Quadratmeter – das klingt eigentlich nach viel Platz.
Aber am Abend, wenn die Menschen ins Kino strömen, wirkt das gar nicht so groß. Dann drängen sie sich alle vor der Theke im Foyer und stellen sich nach Popcorn, Nachos, Eis oder süßen Getränken an.
Popcorn mag ich auch, am liebsten mit Zucker – wie die meisten Kinogänger in Deutschland – und nicht mit Salz. Die weißen Wölkchen aus Mais werden hier vor Ort am Pfahlberg hergestellt. Alles, was man dafür braucht, ist Zucker, Fett und Mais in riesigen Mengen. Und natürlich eine große Maschine, die in der Popcorn-Küche steht. Das hat mir Frau Heine gezeigt. Sie zieht sich einen weißen Kittel an, setzt eine weiße Haube auf und dann geht’s los. Zuerst erhitzt sie das Öl, gibt Zucker und die Maiskörner hinzu und schließlich quillt das fertige Popcorn in einen großen silbernen Auffangbehälter. Sieht aus wie im Märchen „Der süße Brei“. Als würden die weißen Bällchen gar nicht mehr aufhören, aus der Maschine zu ploppen. In der Popcorn-Küche stehen ein paar Säcke, die fast so groß sind wie ich. Mindestens 60 Stück werden an einem Wochenende benötigt, sagt Herr Meyer. Und weil es sehr aufwändig ist, die Popcorn-Maschine zu reinigen, muss Frau Heine immer große Mengen auf einmal produzieren, anstatt jeden Tag nur ein paar kleine Tüten. Anstrengend! Da esse ich das Popcorn lieber und schau mir dabei einen Film an …
Aber woher kommt dieser Film eigentlich? Hinter der Leinwand ist ja nichts. Nur gegenüber davon, also hinter den Köpfen des Publikums drängt sich ein Lichtstrahl aus der Wand. Und hinter diese Wand befindet sich der Arbeitsplatz von Herrn Karsten, denn er ist der Verantwortliche für die Technik. In einem langen Gang befinden sich da mehrere Türme mit vielen Kabeln. Und diesen Türmen werden der Ton sowie die Bilder entlockt und über die Lautsprecher bzw. Projektor wird das fertige Filmerlebnis dann in den Kinosaal transportiert. Kompliziert sieht das alles aus. Aber Herr Meyer meinte, im Vergleich zu früher sei das schon einfacher und platzsparender.
Ein alter Projektor steht da noch – als Erinnerung an die alten Zeiten. Mit dem wurden Filmrollen abgespielt, die einen Durchmesser von 1,30 Meter hatten. „Früher mussten Lkw diese Filmrollen anliefern – das Material war sperrig und schwer“, erinnert sich der Theaterleiter. „Aber das ist nun alles der Digitalisierung zum Opfer gefallen.“ Herr Meyer zeigt mir eine kleine Box – darin befindet sich die Festplatte, auf der ein Film gespeichert wird. Die bekommt das CineStar einfach mit der Post zugesendet und Herr Karsten muss dann jeden Film einspeisen. Das alles geschieht am Computer. Dort wird auch für eine gesamte Woche – von Donnerstag bis Mittwoch – festgelegt, in welchem Kinosaal zu welcher Uhrzeit welcher Film läuft und wie lange jeweils die Werbung vorher dauert.
In diesen neun Türmen, die entlang des Gangs stehen, ist also alles einprogrammiert. Die Türme eins bis neun wissen für eine Woche, was sie zu tun haben. Neun Türme sind es, weil es natürlich neun Kinosäle gibt und die befinden sich im CineStar alle auf einer Ebene. Ungefähr 2.220 Menschen könnten sich gleichzeitig Filme anschauen, sagt Herr Meyer. Saal 9 ist der größte. 420 Personen finden dort Platz und es werden die Blockbuster gezeigt, zum Beispiel „James Bond“, „Star Wars“ oder „Die Tribute von Panem“. Saal 2 ist mit 140 Sitzplätzen der kleinste von allen. Dort laufen die Filme, die Herr Meyer als „alternativ“ bezeichnet.
Damit meint er wohl Filme, die nicht so ein großes Publikum anziehen. Oder Filme, die in fremden Sprachen mit deutschen Untertiteln gezeigt werden. Davon soll es in Zukunft mehr geben. Und auch Konzerte, hat Herr Meyer erzählt, möchte er in Zukunft in den Kinosaal, beziehungsweise auf die Leinwand holen. „Die Berliner Philharmoniker beispielsweise oder andere großartige musikalische Ereignisse.“ Außerdem gibt es ja noch die Sondervorstellungen während der Schulkinowoche oder – besonders für Mama geeignet – CineLady.
Aber jetzt habe ich so viel erzählt … der Film geht doch gleich los und ich habe ich mich noch nicht entschieden, wie groß die Popcorn-Tüte werden soll. Außerdem muss Mama noch Kino-Gutscheine zum Verschenken kaufen. Aber ich finde, das kann sie auch nach der Vorstellung oder am Gutschein-Stand im Elbepark machen. Nicht, dass wir noch etwas vom Film verpassen!
Tina Heinz
Oskar auf Erkundungstour im Kino.
Im CineStar am Pfahlberg bekommt er nicht nur von Frank Karsten die Technik gezeigt und erklärt (3. Foto). Er kann es sich auch im Kinosessel bequem machen und Popcorn naschen (1. Foto). Besser noch, Oskar darf sogar mit anpacken und unter der Aufsicht von Christiane Heine das fertige Popcorn aus der großen Maschine schaufeln und verpacken (2. Foto). Fotos: Peter Gercke