70 Jahre DEFA – Vom Filmaktiv zum Staatsbetrieb

DEFAVor 70 Jahren, am 17. Mai 1946, wurde die DEFA-Deutsche Film Aktiengesellschaft gegründet. Dank DEFA-Stiftung sind Filme von damals heute wieder öffentlich zugänglich.

Von Cornelia Stahl

Im Jahr 1945 schrieb die von den Alliierten besetzte Stadt Berlin erneut Filmgeschichte. In der sowjetisch-besetzten Zone galt das Interesse russischen und Propagandafilmen. Am 17.Mai 1946 überreichte der sowjetische Kulturoffizier Tulpanow die Gründungsurkunde der Deutschen Film Aktiengesellschaft, DEFA. 1950 entstand der Progress-Filmverleih. Das DEFA-Synchronisationsstudio und weitere Spezialstudios folgten. Bis 1992 produzierte die DEFA zirka 700 Spielfilme, 750 Animationsfilme  sowie 2.250 Dokumentar- und Kurzfilme und synchronisierte 8.000 Filme.

moerder_unter_unsAntifaschismus und Amateurfilmstudios
Die Kulturabteilung der SED diktierte den Künsten Antifaschismus. Wichtige Filme entstanden:  „Die Mörder sind unter uns“ (1946), „Irgendwo in Berlin“ (1946) und Kurt Maetzigs „Ehe im Schatten“ (1947), in dem er gleich zweimal das Thema Suizid bearbeitete: Eheleute wählten aus Furcht vor Deportation den Freitod. Gleiches geschah mit Maetzig Mutter. Eine der vier Produktionsbereiche der DEFA war die Kinderfilmabteilung (1953). Der Kinderfilm „Irgendwo in Berlin“ (1946) skizziert die Nachkriegsgeschichte Jugendlicher. Einen Wendpunkt kündigte Wolfgang Staudtes Film „Rotation“ (1949) an, der die Welt eines Kleinbürgers  seziert. 1951 gründete der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands Filmamateurgruppen mit der Aufgabe, Filmkunst zu unterstützen. In Betriebsfilmstudios  sowie Pionier- und Jugendfilmstudios schufen engagierte Laien Gegenwelten zu ideologisch verordneten Inhalten. Experimental- und Undergroundfilme erlebten eine Blütezeit. 1985 gab es 180 Amateurfilmstudios.

festival_volksdemokratischFestival des volksdemokratischen Films
Im Mai 1951, beim 1. Deutschen Kulturkongress, trafen sich erstmals Kulturschaffende beider deutscher Staaten. Wochen später folgte das Filmfestival Berlinale. DEFA-Filme suchte man vergeblich im Programm. Ein Grundsatzentscheid verbot die Aufführung von Filmen sozialistischer Länder, da man ihnen Internationalität absprach. Die Passierbarkeit der Sektorengrenzen ermöglichte es Ostberlinern jedoch, die Berlinale zu besuchen. Im Juni 1951 glänzte Ostberlin mit dem sozialistischen Film-Festival „Festwoche des volksdemokratischen Films“. Im Mittelpunkt standen polnische, rumänische und tschechoslowakische Filme. Zahlreiche DEFA-Filme entstanden damals als Koproduktion, vor allem mit den tschechoslowakischen Barrandov-Studios.

ehe_im_schattenVerhindert und zensiert
1965 erlebten Künstler ein einschneidendes Jahr. Filme, Literatur und Bildende Kunst unterlagen der Zensur, insbesondere jene, die nicht ins Konzept der SED passten. Das 11. Plenum des  Zentralkomittes der SED 1965 legte zehn DEFA-Filme fest, die verboten wurden. 1966 setzte man ebenso Frank Beyers Film „Spur der Steine“ wegen antisozialistischer Tendenzen auf die Verbotsliste.  Den Repressalien ausgesetzt, verließen Filmkünstler die DDR. Wertvolle Filme blieben nachhaltig beim Publikum in Erinnerung. Kinder liebten Indianerfilme mit dem Hauptdarsteller Gojko Mitic. „Die Söhne der großen Bärin“, 1966, oder „Die Spur des Falken“, 1968, zählen zu den bekanntesten, ebenso  Literaturverfilmungen wie „Lütt Matten und die weiße Muschel“, 1964, und „Die Reise nach Sundevit“, 1966, die 2016 erneut auf der Berlinale gezeigt wurden.

GmbH und DEFA- Stiftung
1990 wurde die DEFA in eine GmbH umgewandelt. „Der Tangospieler“ von Roland Gräf und „Das Land hinter dem Regenbogen“ von Herwig Kipping entstanden. Dank Gründung der DEFA-Stiftung 1998 gibt es eine Hinterlassenschaft an wertvollen Filmen. Der Progress-Filmverleih beheimatet DEFA-Kinoproduktionen (1946-1993), „Wochenschau“-Ausgaben, 3.800 Dokumentarfilme sowie Filmproduktionen der DEFA-Stiftung (1999-2006). Das Filmmaterial ist öffentlich verfügbar.
www.progress-film.de.