Hilfe bei Schlaflosigkeit: Immer mehr Menschen leiden an Schlafstörungen.
Von Jacqueline Heß
Jeder Mensch wünscht sich einen gesunden und erholsamen Schlaf. Nicht immer geht dieser Wunsch in Erfüllung. Bundesweit leidet etwa jeder zehnte Deutsche an dauerhaften Schlafstörungen.
Doch nur ein Bruchteil wird erkannt. Hilfe gibt es in Schlaflaboren, von denen es in Deutschland über 300 gibt. In Sachsen-Anhalt sind es 13.
„Das Wichtigste vorneweg: Ohne Schlaf stirbt der Mensch, nach circa 14 Tagen bekommen wir eine Entzündung und Fieber und es weiß keiner, warum dies so ist. In der Regel braucht der Mensch täglich zwischen sechs und neun Stunden Schlaf. Es wurde wissenschaftlich erwiesen, dass Schlaf unter sechs und über neun Stunden mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate einhergeht. Dann steigt das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Warum, weiß man auch hier nicht genau“, so Dr. Sebastian Föllner aus dem Schlaflabor der Universitätsklinik für Pneumologie Magdeburg. „Der Schlafbedarf ändert sich im Leben. Kinder brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Wie viel, das hängt vom Alter ab. Kindergartenkinder sollten neun bis elf Stunden schlafen. Je älter ein Mensch wird, desto mehr nähert er sich später wieder dem Schlafbedarf eines Neugeborenen an. Babys schlafen durchschnittlich nicht mehr als vier Stunden am Stück. Einen ähnlichen Rhythmus haben 70- oder 80-Jährige. Es fällt vielen schwer, das zu akzeptieren. Ich erkläre meinen Patienten ab 60 Jahren immer, dass ihnen pro Tag nur ein Schlafkonto von circa sechs Stunden zur Verfügung steht. Nicht selten kommen Patienten zu mir und wundern sich, warum sie abends nicht mehr einschlafen. Doch jedes Mittagsschläfchen geht von diesem Konto bereits ab.“
Im Schlaflabor der Uni-Klinik für Pneumologie wird die Schlafmedizin aus dem internistisch-pneumologischen Blickwinkel betrachtet mit den Schwerpunkten schlafbezogene Atemstörungen und Beatmungsmedizin. Die meisten Patienten kommen mit einer ausgeprägten Dauermüdigkeit oder mit dem Schlafapnoe-Syndrom. „Dieses Syndrom bekommt man selber nicht mit, meistens weckt einen der Bettpartner, weil man während des Schlafes nicht atmet. Um nicht zu ersticken, weckt der Körper einen unbewusst auf. Dieses abwechselnde Aufwachen-Luftholen-Einschlafen setzt sich die ganze Nacht über fort, ist aber nie erholsam. Dadurch ist man am nächsten Morgen wie gerädert. Je länger wir das Syndrom erforschen, desto mehr wird deutlich, dass die Schlafapnoe einen Risikofaktor einer erhöhten Sterblichkeitsrate darstellt. Man bekommt früher einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder höheren Blutdruck“, so der Schlafmediziner.
Zur Diagnose der Schlafapnoe muss der Patient zunächst mit einem kleinen Gerät eine Nacht Zuhause schlafen, in der die Atmung aufgezeichnet wird. Wenn sich der klinische Verdacht bestätigt, dann erfolgt eine genaue Untersuchung im Schlaflabor. Im Gesicht des Patienten werden acht und am Kopf sechs Elektroden befestigt. Mit einem Sensor wird die Atembewegung aufgenommen, ein Mikrofon befindet sich am Kehlkopf, an Brust und Bauch werden Gurte angelegt und an den Beinen Elektroden befestigt, so kann jede Bewegung und Atmung datenmäßig aufgezeichnet werden. Zudem wird der Patient die ganze Nacht mit Infrarotkameras und einem Raummikrofon aufgenommen. Die Vorbereitung dauert circa 40 Minuten. Die langfristige Standardtherapie ist eine Schlafmaske für die nächtliche Beatmung. Das Gerät hält mit Luftdruck die Atemwege auf.
Ab wann sollte man sich Sorgen bei Schlafstörungen machen? Der Arzt erklärt: „Jeder hat schon einmal längere Zeit schlechter geschlafen als sonst. Generell gilt: Die Schlafsymptome sollten drei bis vier Monate bestehen. Alles andere kann man ignorieren, da es dann doch oft von stressigen Phasen beispielsweise in einer Prüfungsphase oder dem Beruf abhängig ist. Das ist normal und legt sich mit der Zeit wieder. Wer dauermüde ist, sollte sich erst einmal richtig ausschlafen. Geht man gleich zum Arzt, ist die Standardfrage: ,Wann hatten Sie das letzte Mal länger als 14 Tage Urlaub? Haben sich Ihre Beschwerden in der dritten Woche gebessert?’ Bei der Schlafapnoe ist es hingegen so, dass die Atemaussetzer ein Zeichen dafür sind, sofort zum Arzt zu gehen.“ Man kann versuchen, den Schlaf mit zahlreichen Tipps zu verbessern. Dazu gehört beispielsweise, dass man sich nicht im Bett wälzt, sondern aufsteht und etwas tut. Einigen hilft auch, tagsüber das sogenannte „Power Napping“ auszuprobieren. Dabei schläft man circa 15 bis 20 Minuten, um nicht in die Tiefschlafphase zu gleiten und fühlt sich anschließend wieder fit und ausgeruht. Für einen guten Schlaf soll man auch die Probleme des Tages nicht mit ins Bett nehmen, z. B. alles vorher auf den Zettel schreiben. Weiterhin sollten die Rahmenbedingungen wie ein bequemes Bett mit einer guten Matratze stimmen und die Raumtemperatur sollte 18 Grad Celsius nicht überschreiten. Dr. Föllner: „Wenn man 60 Jahre alt ist, hat man etwa 20 Jahre, also ein Drittel seines Lebens, verschlafen. Viele scheinen sich mit der Zeit mit einem Schlafmangel zu arrangieren. Dass sie damit einen großen Teil ihrer Lebensqualität einbüßen, ist ihnen gar nicht bewusst.“