Eine Krankheit verändert das Leben – häufig im negativen, manchmal auch im positiven Sinn. Für Martina Spauke liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo dazwischen. Dabei ist sie nicht selbst von der Krankheit betroffen, sondern ihr Mann Edgar. Bereits in den 1980er Jahren wurde bei ihm eine chronische Glomerulonephritis (beidseitige Entzündung der Nieren) diagnostiziert – ein Leben als Dialysepatient unausweichlich. Zunächst verdrängte er die Tatsache und lenkte sich mit viel Sport ab. „Nach neuen Erkenntnissen kann man die Dialyse erheblich hinauszögern, wenn man entsprechenden Sport treibt“, so Edgar Spauke. Leider werde die positive Auswirkung des Sports auf Dialyse-Patienten jedoch häufig nicht kommuniziert. „Dieses Thema wird unterschätzt“, meint Martina Spauke, die sich aufgrund des persönlichen Bezugs intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt und die notwendigen Kurse besucht hat, um u.a. Menschen mit Nierenerkrankungen zu unterstützen. Ebenso wie ihr Mann Edgar ist sie beim Verein für Sporttherapie und Behindertensport 1980 Magdeburg e.V. tätig. „Seit 2012 betreue ich als Übungsleiterin Dialyse-Kurse und helfe als Vertretung auch in anderen Kursen aus, was es mir ermöglicht, ständig etwas Neues hinzuzulernen.“ Die Dialyse-Patienten haben einmal pro Woche in der Dialyse-Praxis Nielebock die Möglichkeit, mit Martina Spauke zu trainieren. „Die Behandlung dauert vier Stunden, die Maschine braucht etwa 90 Minuten, um anzulaufen, anschließend habe ich etwa 45 Minuten Zeit, um mit den Teilnehmern Sport zu machen, bevor sie durch die Dialyse zu erschöpft sind“, erklärt die gebürtige Thüringerin. Die Erschöpfung sei überhaupt der größte Feind. „Viele können sich nicht zum Sport motivieren. Und dann entsteht eine Abwärtsspirale:
Die Kräfte schwinden, das Wohlbefinden nimmt ab, der Alltag lässt sich immer schwieriger bewältigen und darunter leidet auch das Selbstvertrauen.“ Daher sei es wichtig, beispielsweise die Herz- und Lungentätigkeit durch Atemübungen anzuregen und durch leichte Bewegungen den Abbau der Muskulatur zu verhindern sowie Ausdauer und Kraft zu trainieren. „In der Praxis ist beispielsweise ein Ergometer vorhanden, was während der Dialyse genutzt werden kann. Außerdem arbeiten wir mit Thera-Bändern und geben wichtige Hinweise zur Ernährung“, so Martina Spauke, die gemeinsam mit ihrem Mann beim VSB 1980 viel Rückhalt bekommen hat. „Und ohne die Hilfe zahlreicher Mitglieder im Verein, wäre es auch nicht möglich gewesen, die Dialyse-Kurse ins Leben zu rufen.“ Einzig die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Wirksamkeit des Sports bei Nierenerkrankungen lasse noch zu wünschen übrig. (th)