Diesmal habe ich etwas besonderes vorbereitet. Ich habe nämlich ein kleines phantastisches Filmfestival in unserer Nachbarstadt Braunschweig besucht. Zum fünften Mal (davon die ersten beiden Male in Dresden) fand dort die CINESTRANGE statt, bei der es, wie immer, sehr familiär zuging. Die beiden Hauptorganisatoren sind Dr. Michael Flintrop, ein filmbegeisterter Anwalt, der seinen Doktortitel als Filmwissenschaftler bekommen hat, und Marc Fehse, dessen Film „Sky Sharks“, in welchem es um fliegende Haie geht, die von Nazizombies gesteuert werden, sich gerade in der Post-Produktion befindet. Darum gruppiert sich eine muntere Truppe von Stargästen, Fans, Bloggern und Wissenschaftlern, die gerne mit den Zuschauern ins Gespräch kommen. Es gibt kleine Partys und Panels, in denen die Filmemacher Rede und Antwort stehen. In diesem Jahr war das Mark L. Lester, der einen Preis für sein Lebenswerk entgegennehmen konnte. Sein Film „Die Klasse von 1984“ hat angesichts der Situation an Schulen in Problemgebieten eine fast erschreckende Aktualität gewonnen. Dazu kam Luigi Cozzi, ein italienischer Regisseur, der vor allem mit seinen beiden Herkulesfilmen aus den 80ern, deren Star Lou Ferrigno war, auch hier bekannt geworden ist. Sein neuester Film „Blood on Méliès Moon“ erwies sich auf der Leinwand als kluge Mischung aus einer anspielungsreichen Dokumentation über die Frühzeit des Kinos mit einer fiktiven Horror- und Science-Fiction-Geschichte, bis man nicht mehr genau zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden vermochte.
Auch der bescheidene und freundliche Cozzi, der vermutlich alles über das Kino weiß, erhielt einen Preis. In seinem Film „Star Crash – Sterne im Duell“, der ein bonbonbuntes Wunderwerk aus den 70ern ist, konnte man diese Liebe zum Kintopp bestaunen. Die Hauptdarstellerin Caroline Munro war ebenfalls anwesend, und die immer noch sehr attraktive Schauspielerin, die in dem Film sehr offenherzige Kostüme trug, erzählte gut gelaunt, dass sie in ihrer Naivität anfangs geglaubt hatte, dass es sich bei dieser Kleidung nur um die Unterwäsche unter den eigentlichen Kostümen gehandelt hätte. Übrigens spielte sie auch in „Der Spion, der mich liebte“ an der Seite von Roger Moore. Martine Beswick, eine britische Schauspielerin, die ebenfalls sehr attraktiv gealtert ist, durfte Sean Connery in den 60ern sogar zweimal begleiten („Liebesgrüße aus Moskau“, „Feuerball“). Bei einem „James-Bond-Abend“ in einer Cocktailbar konnte man darüber allerhand erfahren. Der vermutlich bekannteste Stargast aber war John Landis. Am Freitagabend gab es für ihn ebenfalls einen Preis und eine Laudatio, die der Filmwissenschaftler Ivo Ritzer hielt. Landis erklärte anschließend grinsend, dass er nichts davon verstanden habe.
Seine witzig pointierten, aber auch durchaus spitzen Bemerkungen zum Kino zeigen einen hellwachen Geist. Und dann lief erstmals die neu erstellte und längere Version der berühmten „Blues Brothers“ über die größte Leinwand des Kinos. Für diese Version hatte der Distributor die neuen Szenen mit den Originalsprechern aufwändig nachsynchronisiert. Die deutschen Stimmen der Brüder Blues, Thomas Danneberg und Rainer Basedow, waren auch anwesend. Natürlich gab es auch neue Filme und Dokumentationen im vollgepackten Programm (u.a. „Banned Alive“, eine Doku über Kannibalenfilme). Ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Und hoffe, dann auch mal ein paar Magdeburger dort zu treffen. Vielleicht sogar als Stargäste.