Demenz: Von regelmäßigem Sport profitieren

vsb_manuelabolmDemenz ist nicht gleich Demenz. Die Krankheit beeinträchtigt u.a. Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Orientierung, Denkvermögen, sprachlichen Ausdruck und Sprachvermögen. Manche Betroffene werden im Verlauf der Erkrankung zunehmend apathisch, andere haben einen starken Bewegungsdrang. Doch egal, wie sich Demenz äußert: Sport ist oft ein gutes Mittel. „Dabei geht es nicht um Leistung oder anspruchsvolle, perfekt ausgeführte Abläufe. Vielmehr steht die Freude an der Bewegung im Zentrum und das Miteinander in den Sportgruppen“, erzählt Manuela Bolm. Für den Verein für Sporttherapie und Behindertensport 1980 Magdeburg e.V. leitet sie sieben Kurse in Pflegeheimen, darunter drei im Vitanas Demenz Centrum Am Schleinufer.

Die Magdeburgerin hat eine Ausbildung zur Physiotherapeutin abgeschlossen. „Schon in diesem Beruf hatte ich viel mit älteren Menschen zu tun und wollte mich diesbezüglich sportlich weiterbilden“, schildert Manuela Bolm. Beim Verein für Gesundheit, Bewegung und Sport e.V. ist sie seither für betriebliche Gesundheitsförderung und für Rehabilitationssport zuständig. Kurse für demenzkranke Menschen zu geben, berge neben den sportlichen Aspekten jedoch zusätzliche Herausforderungen. „Man braucht viel Geduld und noch mehr Einfühlsamkeit – die Kurse sind also eher von menschlicher Seite eine besondere Aufgabe.“ Zwar müsse sie die Übungen stets vor- und mitmachen. „Da aber häufig Sitzgymnastik gemacht wird, ist das für mich weniger anstrengend.“

Jeden Freitag bringt Manuela Bolm Bewegung ins Demenz Centrum Am Schleinufer. Foto: P. Gercke

Jeden Freitag bringt Manuela Bolm Bewegung ins Demenz Centrum Am Schleinufer. Foto: P. Gercke

Das gelte allerdings nicht für die an Demenz Erkrankten. „Ihre Konzentration sinkt schneller und es müssen mehrere Ruhephasen in die Übungsstunde eingebaut werden“, erzählt die Kursleiterin. „Wichtig ist es, dass wir von Kopf bis Fuß alles bewegen – komplexe Übungen sind eher selten.“ Dennoch sei es – trotz der Einfachheit der Aufgaben – schwierig, alle Teilnehmer zu motivieren. „Dann hilft es, mit gewissen Gegenständen zu arbeiten – beispielsweise mit Luftballons oder Bällen. Davon fühlen sich manche eher angesprochen und werden dadurch aktiv.“ Hilfreich sei auch der Einsatz von Musik. „Die Wirkung von beliebten Liedern auf die Teilnehmer ist sehr hoch, da wird auch mal mitgesungen. Und sich zur Musik zu bewegen, fällt vielen Menschen leichter.“

Dass regelmäßiger Sport dazu beiträgt, die Mobilität, Aktivität und Aufmerksamkeit der Demenzkranken zu erhalten, haben bereits mehrere Studien bestätigt. Darunter eine Untersuchung der Universität Heidelberg zum Thema „Körperliches Training und Demenz“ am geriatrischen Zentrum der Uni. Sie ergab, dass regelmäßiges Training die Patienten stärkt und die geistigen Funktionen ebenso verbessert wie ihre Koordination. Der Grund dafür: Nicht nur die Durchblutung der Muskulatur wird angeregt, sondern auch die des Gehirns, weshalb dieses mehr Sauerstoff bekommt. „Und da macht es sich bereits bei Kursen, die wöchentlich stattfinden, bemerkbar, dass sich der Zustand der Betroffenen nicht so schnell verschlechtert. Dies ist wiederum nicht nur dem Sport zu verdanken, sondern auch der Ermunterung der Bewohner des Demenz Centrums, am Alltagsgeschehen teilzuhaben“, sagt Manuela Bolm. Tina Heinz