Die Erinnerung verblasst: Magdeburgs größter Musentempel versinkt im Bauschutt der Geschichte. Der Kristall-Palast, einst größter Konzert- und Ballsaal mit mehr als 2.700 Plätzen an der Leipziger Straße, bot in den beginnenden „Goldenen Zwanzigern“ des vorigen Jahrhunderts Unterhaltung und Amüsement für die „vornehme Gesellschaft“ und das aufstrebende Bohéme.
Show und Varieté gehörten zu den allabendlichen Repertoires. Das direkt an der Leipziger Straße errichtete Gebäude umfasste neben den Gesellschaftssälen auch noch einen Speisesaal. 1889 ursprünglich von der Kaiserbrauerei A. & W. Allendorff mit zwei „Gartenpavillions und Colonaden“ errichtet, wurde es schnell dem Ansturm nicht mehr gerecht. 1891 wurde desshalb dahinter noch ein großer Saal errichtet, so dass das ursprüngliche Gebäude zum Vorderhaus wurde. Der Saal enthielt Musikbühnen, einen Anbau für die Küche und Veranden. In den „Goldenen Zwanzigern“ warb das Management zunächst mit dem Slogan „Krystall-Palast Leipziger Straße, Größter Konzert- und Ballsaal der Provinz Sachsen“, später mit „Kristall-Palast Magdeburg, Haus der vornehmen Gesellschaften“.
Die meisten Veranstaltungsgebäude in Magdeburg fielen der Feuersbrunst in der Bombennacht am 16. Januar 1945 zum Opfer. Anders der Kristallpalast. Seine Schäden hielten sich in Grenzen und so konnte das wichtigste Veranstaltungszentrum der Region nach Beseitigung der Kriegsschäden 1946 wiedereröffnen. 1953 startete die eigene Veranstaltungsreihe „Kristall-Palast ganz groß!“ mit vielen namhaften Künstlern. Ab 1978 bezogen die Kabarettisten der „Kugelblitze“ ihre feste Spielstätte – ein Zirkuszelt – im Großen Saal. 1986 beendete die Baupolizei den Spielbetrieb – bis heute ist dieses Gebäude dem Verfall preisgegeben.