Eine kleine rosa Pille namens Addyi soll Frauen von sexueller Unlust befreien. In den USA startete gerade der Verkauf eines Medikaments, dessen Bezeichnung als „Viagra für Frauen“ ebenso absichtlich falsch ist wie die Argumentation zur Markteinführung. Bereits zwei Mal hatte hatte die US-Arzneibehörde FDA die Zulassung des Medikaments abgelehnt, zu wenig Wirkung, zu viele Nebenwirkungen.
Dass es Addyi trotzdem in die amerikanischen Apotheken geschafft hat, liegt an einer gewaltigen Imagekampagne und der Forderung nach Gleichberechtigung, dass es nach den vielen sexualunterstützenden Medikamenten für Männer endlich auch für Frauen derartiges geben müsse.
Doch die medizinischen Fakten sind ernüchternd: Aufgrund der sehr engen Anwendungsvorschriften wird Addyi vielen Frauen gar nicht verordnet werden dürfen. Beispielsweise wurde die Zulassung beschränkt für gesunde Frauen vor der Menopause. Die Tablette muss täglich eingenommen werden, erst nach mehreren Wochen tritt die luststeigernde Wirkung ein und nur bei einer von zehn Frauen. Die Nutzerin soll komplett auf Alkohol verzichten, sonst kann es zum Kreislaufversagen kommen. Zudem erhöht die Einnahme der Antibabypille das Risiko für Unverträglichkeit.
Hierzulande wird die Lustpille mindestens noch einige Jahre nicht zur Verfügung stehen, eine Zulassung von Addyi in Deutschland ist derzeit nicht geplant. Das ist nicht schlimm. Sexuelle Unlust wird sich nicht alleine mit einer Pille reparieren lassen. Aber alle Studien mit luststeigernden Pharmaka für Frauen haben gezeigt, dass allein schon die intensive Beschäftigung mit der eigenen und der partnerschaftlichen Sexualität eine erhebliche Verbesserung der Zufriedenheit bewirkte. Das eigene Tun macht Veränderungen möglich. Und deshalb: Pflegen Sie Ihre Lust!
Alles Liebe wünscht
Dr. Torsten Freitag, Sexualtherapie
und Paarberatung im Allee-Center