Kaderschmiede für Olympia-Schwimmer

Hellas2Einst Szenetreff der Hautevolee fristet das Hellas Freibad sein Dasein als Biotop.

Wasser ist ein Element, aus dem Magdeburgs Sportler ihre Medaillen fischen.

Der SC Hellas brachte große Schwimmer hervor, wie Erich Rademacher, Max Amann und Arno Bieberstein. 1928 gewann die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft mit Erich „Ete“ Rademacher, Max Amann, Emil Benecke, Otto Cordes und Joachim Rademacher die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Amsterdam. Vier Jahre später bei den Olympischen Spielen in Los Angeles holte sich das Team nochmals die Silbermedaille. „Ete“ Rademacher stellte 30 Weltrekorde auf. Am Ende seiner Laufbahn konnte er auf 998 Siege zurückblicken. Achtmal wurde er Deutscher Meister über 100 Meter Brust und gewann mehrere Europameisterschaftstitel. Seine sportliche Karriere begann beim SC Hellas Magdeburg, in dessen Knabenstaffel er 1913 seinen ersten Sieg errang. Über einen Zeitraum von annähernd 20 Jahren startete er für diesen Verein. Ihm zu Ehren taufte die Stadt das Schwimmbad in Neu-Olvenstedt auf seinen Namen.
Die Gründung des traditionsreichen Schwimmvereins aus Magdeburg erfolgte am 3. August 1904 durch 19 Gründungsmitglieder, die vormals dem Schwimmclub von 1896 angehörten. Bereits im Gründungsjahr konnte der Verein 40 Siege auf nationaler Ebene verzeichnen. In der Folgezeit wurde der Verein zu einem der bedeutendsten Schwimmsportvereine Deutschlands und brachte große Schwimmer hervor. Die Vereinsmitglieder schufen aus einem alten Gondelteich am Magdeburger Schöppensteg eine moderne Sportanlage, das „Hellas Freibad“. Es war nicht nur eine Sportstätte, sondern auch gesellschaftlicher Treffpunkt der Magdeburger Sporthautevolee.
Immer wieder treten die Schwimmer und Wasserballer des SC Hellas auf das Siegerpodest – 1919 konnten sie den 1700. Sieg verzeichnen. 1943 holten die Athleten den 5000. Sieg in einem offiziellen Wettkampf, dazu zwei deutsche Meisterschaften. Das war nach dem Zweiten Weltkrieg für die neuen Besatzungsmächte zu viel Medaillenglanz. Der SC Hellas durfte nach 1945 nicht mehr am aktiven Sport in der sowjetischen Besatzungszone teilnehmen. Es folgte die Auflösung der Wettkampfmannschaften – alle aktiven Sportler schlossen sich anderen Vereinen an und bleiben erfolgreich. Der Verein arbeitete in Braunschweig weiter und kehrte erst mit der politischen Wende nach Magdeburg zurück. Heute zählt er wieder mehr als 350 Mitglieder.
Das Schwimmbad allerdings fristet ein Schattendasein als Feuchtbiotop. Der Badebetrieb ist seit drei Jahrzehnten längst eingestellt und in der Schwimmanlage haben Frösche, Lurche und anderes Getier die Oberhand. (rf)
(Fotos: Stadtarchiv Magdeburg, SC Hellas)