Kenia verbrennt Elfenbein …

schumannIch bin ein langsamer Leser. Vielleicht, weil ich Angst habe, zuviel unbeachtet zurückzulassen. Nun wissen Sie auch, dass Angst ein miserabler Ratgeber ist. In meinem Falle fungiert man dann als Papiermagnet: Stapelweise Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, die man nicht weglegen kann, weil darin ja etwas Interessantes stehen könnte, dass ich ausgerechnet überübermorgen dringlich brauchen könnte. Furchtbar. Diese stürzenden Stapel allenthalben. Nur weil man Angst hat, etwas möglicherweise Unwiederbringliches unwiederbringlich entsorgt zu haben. Ich sagte es ja schon. Dabei muss man nur die Tür aufmachen und vor diese treten, um prompt in der nächsten Geschichte zu stecken. Um etwas zu erleben, braucht man diese Stapel toten Papiers gar nicht. Aber wer will heute schon noch vor die Tür treten, wenn man ahnen kann, dass dort bald jemand steht, der sie eintreten wird? Apropos eintreten.


Ich habe mir mal angeschaut, wofür denn unsere neue, von jedem vierten Bürger gewählte Arbeiter- und Intellektuellenpartei eintritt. Ich bin freilich nicht klüger davon geworden. Herr Poggenburg will Waffen für alle, aber keine amerikanischen Verhältnisse. Wahrscheinlich tschechische Waffen. Die sind von den verschiedensten Terror-Gruppierungen bereits erprobt. Ich finde das eine gute Wahl. Mein Rat: Der Lehrkörper in den Schulen sollte zuförderst ausgerüstet werden, sozusagen als Förderung des Unterrichts mit anderen Mitteln, weil, wenn die Schüler noch leichter an Waffen kommen wie bisher, muss der Lehrer sich ja wehren können. Ja, und bei fünf Millionen Muslimen im Land, sagt er, muss man schon mal den Islam dulden, sofern er friedlich ist, aber „wir brauchen keinen Muezzin und keine Minarette.“ Ich meine, da hat er Recht, oder? Was soll Herr Poggenburg, solange er nicht Ibrahim heißt, mit einem Muezzin? In Stuttgart wurde auch wieder fröhlich von einem christlichen Abendland geschwafelt, aus dem wir herkommen. In einer der Schulen, an denen meine Frau unterrichtet, wurden eine Anzahl Kinder gefragt, aus welchem Grund denn Ostern gefeiert würde. Nicht eines der Kinder hatte das auf dem Schirm. Oh, Herr Poggenburg, da haben Sie mit der Missionsarbeit auf dem Gebiet der ehemaligen DDR einen gewaltigen Batzen Arbeit vor sich, bevor Sie an das Eigentliche gehen können. Denn wie soll jemand das besagte Abendland verteidigen, wenn der Abend und Morgen nicht auseinander halten kann? Wobei, wenn Ihnen das gelingt, könnte der Lohn die Heiligsprechung werden. Sie hätten dann ja bereits ein Wunder vollbracht. Aber vielleicht reicht das ja auch, wenn man weiß, dass der Heilige Osterhase an Ostern dem Weihnachtsmann die Eier geklaut hat, um sie nun langwierig gekocht als farbige Schrumpelklöten der Familie zu servieren. Das klingt nicht elegant, scheint aber dem heutigen Niveau zu entsprechen, wenn man sich beschaut, wie ein Volk aufsteht, die Freiheit von Schrumpelklöten grundgesetzlich zu verteidigen. Herr Poggenburg braucht also keinen Muezzin und kein Minarett. Das hätte mich auch gewundert, hätte er es anders behauptet. Wie aber ist es mit den Muslimen, die ihre Religion gern ausüben würden, und zwar nicht im Hinterstübchen. Wenn Sie, Herr Poggenburg, auch lesen würden, was der BND via Herrn Maassen veröffentlicht, dann sitzen die, die Sie (zu Recht) fürchten, gerade in diesen Hinterstübchen-Moscheen. Und in der Folge hieße das doch auch, die lärmenden Gebäude jener anderen, angeblich unsere Kultur geprägt habenden religiösen Minderheit, der Christen, die ja nun wahrlich auch keine arische Religion vertreten, sondern eine, die aus den Gebieten stammt, die heute vorwiegend muslimisch sind, wenn ich mal erinnern darf, müssten rückgebaut werden. Runter mit dem Turm. Mit den Glocken kann man via Schrotthändler das Volksvermögen erhöhen, meinetwegen die Rente sicherer machen. Ach, da haben wir ja noch ein Problem: Der Herr Meuthen ist ja eindeutig neoliberalistisch für weniger Staat und mehr private Vorsorge. Geht mit einem Professorengehalt auch gut zu machen. Frau Petry will freilich die beginnende Gerechtigkeitsdebatte nicht verpassen. Das beißt sich. Ach so, da haben wir ja die verschiedenen Flügel dafür, die, was nicht passt, wieder zusammenbringen. Ja, das ist mein Eindruck als langsamer Leser: Die Arbeiter- und Intellektuellenpartei ist eine Ja, aber-Partei. Ich bin für Waffen, aber keine amerikanischen Verhältnisse. Ich bin gegen Burka, Muezzin und Minarett, habe aber im Prinzip nichts gegen den Islam, solange er nicht zu Deutschland gehört. Ich bin nicht gegen den Verzehr von Fleisch, aber die Schlachtung darf nicht stattfinden, jedenfalls nicht, wie andere das machen. Wenn unsere Schweine lebend in die heiße Brühe fallen, ist das was grundsätzlich anderes. Das wollen wir ja nicht. Ich bin für mehr Eigenverantwortung, aber der Staat muss dafür sorgen, dass die Eigenverantwortung, ohne dass sie aufgehoben wird, nicht übertrieben wird. Sonst verlieren wir ja im Osten unsere Wähler. Wir sind nicht rechtsextrem, aber zumindest im Osten der Solidarität verpflichtet, oder so ähnlich. Ja. Wie schrieb denn Gerald Wolf unlängst in Magdeburg Kompakt über Angst und Ängste: Da piekse eine „ungezähmte Opposition“ dem Establishment in den Arsch. Arsch hat er nicht gesagt. Da ist er vorsichtig in der Wortwahl. Wie man aber als intelligenter Mensch einer Vereinigung auf den Leim geht, die sich aus der Angst nährt, die aber tunlichst die Angst der Menschen nicht abbaut, sondern anheizt, wird mir ewig ein Geheimnis bleiben. Er hat es freilich selbst gut beschrieben: „Brainless“ nannte er den Zustand, „hirnlos“. Angst macht hirnlos, die Angst vor Überfremdung macht da keine Ausnahme. Freilich, man hat ja eine Strategie: Eine Mauer um Deutschland soll gebaut werden. Gut, die Mauer heißt diesmal Zaun. Das klingt harmloser. Aber geschossen werden muss da schon mal. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los: Wir hatten das doch alles schon mal, die Angst, die Mauer, die Lager. Das ist die logische Folge. Der Angst folgen irgendwann die Lager. In die kommen dann die Südenböcke. Heiliges Blechle. Aber es ist schon gut, einen Fahrplan zu haben, damit man weiß, wo man sich anstellen muss. Was das jetzt mit den Elefantenstoßzähnen in Kenia zu tun hat? So viel wie die Freiheit mit der AfD. Nichts.