Neulich, also es ist schon ein Weilchen her, durfte ich mich endlich wieder mit Grünzeug beschäftigen. Eigentlich erledige ich sonst andere Aufgaben als Hauswart bei der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke. Aber manchmal, wenn Zeit ist, wühle ich gern im Dreck. Das war sehr entspannend – ein bisschen im Erdboden graben, Petunien einpflanzen und dann ein wenig mit Wasser matschen.
Und schön sah das dann auch noch aus! Allerdings hielt der Zustand der Entspannung nicht lange an, denn nach ein paar Tagen musste ich feststellen, dass sich die Zahl der Blümchen verringert hatte.
Vielleicht war es ein Tier, das im Erdboden herumgewühlt und die Petunien verschleppt hatte? Die diebische Elster zum Beispiel … Also pflanzte ich neue ein, nur um sie Tage später wieder zu vermissen. So ging das eine Weile, bis ich mich in zivil – also ohne blaue Arbeitskleidung – auf die Lauer legte. Mein Kollege war so nett und brachte mir nach Stunden Stulle und Wasser vorbei, ablösen wollte er mich aber nicht. Und ich war nicht gewillt, aufzugeben, bis ich die diebische Elster geschnappt hatte. Oder sollte ich lieber sagen: diebische Else? Denn kurz, bevor meine Augen zufielen, wurde ich belohnt. Oma Else schlich sich an, holte unter ihrem Strickjäckchen ein Schäufelchen hervor und zack – weg waren wieder ein paar Pflanzen. Mit Blick auf ihren Balkon wusste ich dann auch, wo sie gelandet waren. Nur schimpfen mochte ich sie nicht. Lieber habe ich ihr noch zwei, drei Petunien vorbeigebracht. „Damit Se nich mehr gram müssn“, habe ich zu ihr gesagt. Da sind ihre Wangen ganz rot geworden. An solchen Tagen mag ich meinen Job …
Bis später, Ihr Mädchen für alles