Mein Ex sagt …

thomas_editorial… das ständige Gerede von Männern über Politik finde sie ganz schön öde. Ob ihr Freund mit ihr ausschließlich über gesellschaftspolitische Themen reden würde, wollte ich wissen. Das verneinte sie, aber sobald er mit einem Kumpel zusammensäße drehte sich alles nur um Politik. Ich wusste nicht, was besser sei, sagte ich ihr. Einerseits käme von Frauen oft der Vorwurf Männer würden eigentlich nur über Sex reden. Sprechen sie über Politik sei das auch wieder nicht richtig. Außerdem behauptete ich, dass ich es in diesen unruhigen Zeiten gar nicht schlecht finde, dass über solche Themen geredet würde.

Sie ließ sich trotzdem nicht beirren und zeterte in einer Tour darüber, dass man doch auch mal andere Dinge im Kopf haben müsste. Fußball, fragte ich spitzbübisch dazwischen? Offensichtlich hatte sie grundsätzlich ein Problem mit Männerthemen, behauptete ich. Wahrscheinlich würde sich ihr Freund selten oder gar nicht darüber beschweren, was sie mit ihren Freundinnen bereden würde. Damit war ich in ihren Augen erst recht in ein Fettnäpfchen getreten. Schließlich würde dies nur zeigen, dass die Herren der Schöpfung ziemlich ignorant seien und sich gar nicht für Sachen interessierten, die Frauen wichtig seien. Wenn Männer kosmische Debatten führten, sollte es ihrer Meinung nach um Kosmetik gehen, provozierte ich und meinte, dass wir auf diese Weise beide keine Einsicht fänden und sie kein Verständnis für ihren Freund gewinnen würde. Allerdings riet ich ihr, mal darüber nachzudenken, dass jedes Thema, über das sie gern reden möchte, auch einen Widerhall in der Politik hätte. Schließlich würden dort die Regeln, Maßstäbe und Normen erzeugt, mit denen sie letztlich leben müsste. Wenn sie sich einmal mehr für solche Diskussionen interessieren könnte, würde ihr vielleicht öfter deutlich werden, warum manche Dinge sind wie sie sind, auch innerhalb ihrer ureigensten Themen. Mit der Bemerkung, was Kochen und Rezepte mit Politik zu tun hätte, wies sie meinen Einwand zurück. Erstens, wie die Zutaten erzeugt würden und warum sie überhaupt bestimmte Speisen zu welchen Preis kaufen könnte. Ich musste nicht weiterreden, weil meine Ex genervt die Augen verdrehte. Ich konnte mich wieder in Ruhe dem Politikteil der Zeitung zuwenden.
Thomas Wischnewski