Passionierter Überschwang

katrin_budde_0115Katrin Budde über Stärken, Schwächen und die Leidenschaft für „ihr“ Bundesland.

Von Tina Heinz

2016 – das (in Worten DAS) Jahr der Frauen? Hillary Clinton wird die erste weibliche Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Vielleicht… Katrin Budde wird erste Ministerpräsidentin des Landes Sachsen-Anhalt. Eventuell… Und die Frauenquote kommt. Bestimmt. Zur Erinnerung: Ab 2016 soll in börsennotierten Großunternehmen bei der Aufsichtsratswahl eine Quote von mindestens 30 Prozent gelten. Zudem wurde im Gesetz von Manuela Schwesig und Justizminister Heiko Maas (beide SPD) festgelegt, dass 3500 mittelgroße Unternehmen sich eigene Zielvorgaben beim Frauenanteil in Vorstand, Aufsichtsrat und den obersten zwei Managementebenen setzen müssen. Auch Regelungen für eine Frauenquote im öffentlichen Dienst des Bundes wurden getroffen. Klingt zunächst gut, ist bei genauerem Hinsehen jedoch nur ein Fortschrittchen.


Aber immerhin besser als Stagnation, meint Katrin Budde. „Es ist gut, dass sich etwas bewegt“, sagt die Landesvorsitzende der SPD Sachsen-Anhalt. „Egal, um welchen Bereich es geht… gemischte Teams aus Frauen und Männern sind am besten. Frauen reflektieren Dinge auf andere Weise als Männer. Und von solchen Unterschieden kann man profitieren.“ Es hat eben jeder Mensch andere Stärken – und natürlich auch Schwächen. Ein Hoch auf die Vielfalt.
Katrin Buddes größ-te Schwäche ist derzeit die Ungeduld. Die Ungeduld mit sich selbst. „An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass es viel zu lange dauert, bis mein Bein wieder so funktioniert, wie ich das möchte.“ Dann hält die SPD-Fraktionsvorsitzende kurz inne, winkt ab und sagt: „Das wird schon wieder.“ Auch wenn sie ab und an statt zur Physiotherapie lieber zum Tanzen gehen würde – gerne Wiener Walzer oder Tango – muss sie dies betreffend die Beine noch eine Weile still halten.
Auf ihr politisches Engagement trifft das gewiss nicht zu. Erst recht nicht, nachdem sie den Sturm auf die Staatskanzlei zum großen Ziel erklärt hatte. In ihre persönliche Lebensplanung passe dieses Ziel sehr gut hinein. „Jetzt, da die Kinder aus dem Haus sind und mit dem Studium beginnen, habe ich mehr Kraft und Zeit für dieses Unterfangen.“ Der perfekte Augenblick also, um sich als Landesmutter für Sachsen-Anhalt einzusetzen.
In die Karten lässt sich Katrin Budde natürlich nicht schauen. Weder über ihre Chancen, als Siegerin am 13. März 2016 Schlagzeilen zu machen, noch über eventuelle Koalitions-Konstellationen möchte sie jetzt sprechen. Lieber informiert sie über ihre Stärken. Macht das einen überheblichen Eindruck? Wohl kaum, eher einen selbstbewussten. Oft werde man als Frau bei bestimmten Verhaltensweisen in eine Schublade gesteckt. „Zu viele Klischees sind in den Köpfen der Menschen verhaftet. Frauen, die sich nicht alles gefallen lassen und diskutieren oder gegenargumentieren, werden als zickig eingestuft. Bei Männern nennt man das selbstbewusst und durchsetzungsfähig“, meint die SPD-Landesvorsitzende.
Sie nennt noch ein weiteres Beispiel, dass sie auf sich selbst bezieht. „Ich bin ein kommunikativer, offener Mensch, der auf andere zugeht“, sagt Katrin Budde und zuckt mit den Schultern. „Manche würden das vielleicht als aufdringlich beschreiben. Aber ich sehe das als positive Eigenschaft, die man auch braucht, wenn man gestalten möchte.“
Gefragt nach ihren Stärken, muss die SPD- Spitzenkandidatin nicht lange überlegen, und verweist auf 25 Jahre politische Erfahrung. „Vor allem, was Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik betrifft… und das ist für Sachsen-Anhalt ganz wichtig“, betont Katrin Budde. Es sei ihr wichtig, alle Ecken des Landes und die Problemlagen zu kennen. „Sachsen-Anhalt gehört leider zu den Bundesländern, die am meisten unterbewertet werden. Dabei wurde seit der Wende so viel erreicht. Viele Industriebereiche konnten gerettet werden, auch auf kulturellem Gebiet hat sich viel bewegt und in Sachen Bildung befinden wir uns auf einem guten Weg.“
Sie könnte die Aufzählung noch weiterführen und etliche Beispiele nennen, warum es sich lohnt, nach Sachsen-Anhalt zu kommen oder hier zu bleiben. Und wenn sie sich so in Begeisterung redet, könnten Kritiker behaupten, das sei zu überschwänglich und wirke zu aufgesetzt. Katrin Budde erwidert dann: „Als Politikerin muss ich doch für mein Land brennen.“