Politik mit alten Mitteln

thomas_editorialFrohe Botschaften über gute Taten machen leider noch keine Kinder.

Die Bertelsmann Stiftung malt uns ein düsteres Zukunftsbild. Demnach soll es in Sachsen-Anhalt im Jahre 2030 nur rund 1,95 Millionen Einwohner geben. Das sind dann rund 310.000 weniger als heute. Neu ist die Tatsache nicht.

Die Prognosen zur negativen Bevölkerungsentwicklung sind weit älter als 20 Jahre. Außerdem wird es Regionen geben, die nicht schrumpfen, nämlich die Ballungsräume um die großen Städte. Der Aderlass an Menschen passiert im ländlichen Raum. Auch das ist keine neue Erkenntnis. In der Altmark kann man den Prozess ausgezeichnet beobachten. Tragisch ist an dem Szenario nur, dass auf der politischen Bühne permanent Tänze aufgeführt werden, die uns weismachen sollen, man könne dem Trend entgegenwirken. CDU-Fraktionschef im Landtag, André Schröder, sagte: „Studien, die ganze Regionen zu Verlierern stempeln, bringen uns nicht weiter, machen unnötig mutlos und ignorieren positive politische Bewältigungsstrategien.“ Seiner Ansicht nach hätte die Landesregierung in den letzten Jahren angepackt und die demografische Entwicklung sei deutlich abgebremst worden. Und es gäbe außerdem Ideen für „eine moderne Familienpolitik“. So würde beispielsweise das ,Welcome-Center’ junge Familien bei ihrer Rückkehr nach Sachsen-Anhalt unterstützen. Ein Begrüßungshätscheln mag sicher eine nette Geste sein, ist jedoch immer noch kein nachhaltiger Arbeitsplatz als Existenzgrundlage für eine Familie. Und wie die Christdemokraten für steigende Geburtenraten im wertkonservativen Familienbild sorgen wollen, erschließt sich schwer. Leider funktioniert die Fortpflanzung nicht per Verordnung. Frauen als notwendige biologische Träger für die Nachwuchserzeugung nehmen weiterhin und völlig zu Recht vermehrt die Rolle einer selbstständigen erwerbstätigen Frau an und finden unter den gegebenen Bedingungen weniger Zeit für Kinder. Die Investitionen, die fortlaufend in die Infrastruktur des ländlichen Raumes gesteckt werden, beschleunigen –  meines Erachtens – eher die Möglichkeiten schneller die Dörfer zu verlassen, als dort jemanden zu halten. Es ist eine Tatsache, dass Landregionen noch weniger Arbeitsplätze bereitstellen können als Ballungszentren. Warum sollten junge Menschen dort auf das Verstreichen des Lebens warten und aus langer Weile Kinder zeugen? Hingegen bleiben die Ausgaben für sogenannte weiche Standortfaktoren wie Bildung und Kultur gering. Menschen mit Ideen, versuchen ihre Zukunft selbst zu gestalten. Aber dafür braucht man fähige Pädagogen und Vorbilder. Solche erzeugt man selten mit politischen Botschaften über eigene gute Taten.
Thomas Wischnewski