Satirische Bescheide vom Verstandesbeamten Knüllig-Dingeldeu
Es spricht gänzlich gegen meinen verstandesamtlichen Verstand, wenn sich Behörden in die falsche Richtung in Bewegung setzen. Man muss sich mal vorstellen, da gibt es eine Frau K. in Magdeburg, die über Jahre nicht nur ganze Gerichte beschäftigt hat, sondern in der Folge dieser Auseinandersetzungen mithilfe eines kleinen Heeres von Bauverwaltungsfachleuten als Söldner eine Festungsanlage erstürmt und dem Erdboden gleich macht.
Als wäre die Stadt Magdeburg in ihrer Geschichte nicht schon genug geschleift worden, können jetzt Mauern eingerissen werden, die in jahrelanger Schweißarbeit von vielen Enthusiasten und Kulturschaffenden errichtet wurden. Ein Bollwerk gegen Langeweile und platte Unterhaltung, Schutzmauern für kreativen Geist und ein Hort des fröhlichen Treffens und Verweilens, der schönen Musen sowie zum Hören und Staunen.
Andere Städte würden sich die Finger nach einem solchen Kleinod lecken. Doch dies gilt an der Elbe offensichtlich wenig. Da macht man sich gemein mit der gemeinen Gesetzeslage, findet keine Lösungen, sondern nur den Weg des geringsten Widerstandes, auf dem man die Regeln mit Regeln pflastert. Mit Auflagen und Vorschriften buckelt man vor den rechtsstaatlichen Mechanismen, unter denen einer den Willen vieler aushebeln kann. Leute können wegen entgangener Erholung von Reiseveranstaltern Schadenersatz einfordern, wenn das Hotel nicht ihren erwarteten Standards entspricht. Magdeburger schaffen es nicht, einen besonderen Ort wie die Festung Mark als Platz der Inspiration und Bereicherung weiter zu öffnen und zu entwickeln, sondern knicken unter dem Aufschrei einer empörten Nachbarin ein und zeigen jenen die Folterinstrumente, die es geschafft haben, das Leben bunter und ansprechender zu gestalten. Das klingt nach mittelalterlichem Mief, nach einer Rückkehr des Scheiterhaufens. Es geht zurück in die Vergangenheit, in der Einzelne denunzieren und verunglimpfen dürfen und sich die Obrigkeit zum Büttel machen lässt.
Hat eigentlich schon einmal jemand gefragt, wie sich der Bürger auf dem nahen Land fühlt, der täglich und nächtlich das Blöken der Schafe erdulden muss? Da kommt kein Lärmgutsachverständiger und prüft, ob die Nachtruhe gestört wird. Möglicherweise wohnen jedoch genau diese Bauverwaltungsordnungsschützer nahe solcher Schafe und haben sich so selbst zu willfährigen Schäfchen machen lassen, die keinen Schneid mehr besitzen, selbst auszuziehen und sich Kraft ihres Amtes zu behaupten.
Wo sind die klugen und selbstbewussten Juristen dieser Stadt, die einer Begrenzung des kulturellen Lebens Einhalt gebieten? Ich habe gehört, es ginge immerhin um nicht mal ein Duzend aufspielender Veranstaltungstage in der Festung und nun soll jede Lesung, jedes Kleinkonzert im Innern der dicken Mauern höchst amtlich mit einem Lautstärkeprüfsiegel versehen werden. Gut, wenn das Zeitalter der Kultur zurückgedrängt werden soll, dann müssen wir auch dem Scharfrichter wieder einen Platz geben und den kurzsichtig-kleingeistigen Stänkerern über der Schulter das Mäkelorgan abschneiden lassen. Tut mir leid, alles in dieser Festungsangelegenheit geht mir gegen den Verstand und wird hiermit Kraft des mir übertragenen Verstandes verstandesamtlich abgelehnt.
i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat (tw)