„Die Saison in Stein meißeln“

sport_mariusKapitän des 1. FC Magdeburg, Marius Sowislo, über mögliche Zieleinläufe seines Teams.

Von Norman Seidler

Der 1. FC Magdeburg steht zwei Spieltage vor Saisonende noch immer auf dem ersten Platz der NOFV-Regionalliga Nordosttabelle fixiert. Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FSV Zwickau spitzt sich zu. Verlor der FSV endlich, konnten die Blau-Weißen gegen den BFC Dynamo nicht zum Vorentscheid um die Meisterschaft beitragen, weil es zu Hause ein 1:1-Unentschieden gab. In jener Partie zeigte Schiedsrichter Henry Müller aus Cottbus dem Mannschaftskapitän des FCM, Marius Sowislo, gelb – damit ist der in Bytom (Polen) geborene Deutsche in einem der wichtigsten Saisonspiele gesperrt. Weitere Dinge beschäftigen die Magdeburger derzeit: verletzte Spieler, Leistungsdruck, Chancen der Ersatzleute und die mögliche Relegation. Magdeburg KOMPAKT sprach mit dem 32-Jährigen Unternehmer über die restliche Saison des 1. FCM.

Das vorentscheidende Spiel gegen den BFC Dynamo konnte zu Hause nicht gewonnen werden, trotz allem ist Magdeburg mit einem Punkt Vorsprung Spitzenreiter und verzeichnete sogar einen Punktgewinn, da Zwickau verlor. Zeigte das BFC-Spiel, dass ihr verletzlich seid?
Wenn jemand meint, dass wir keine Tore kassieren können, dann liegt er so ziemlich falsch. Wir sind schlagbar, aber momentan sind wir unwahrscheinlich hungrig und das zeichnet uns aus. Die erste Halbzeit war eine der besten ersten Halbzeiten der Saison. Man muss eben 110 Prozent über die volle Distanz geben und bis zum Abpfiff an die Leistungsgrenze gehen, da uns jeder ein Bein stellen möchte. Wir stehen unter Zwang dauernd alles zu geben, da kann nicht jedes Spiel ein Sieg sein.

Der Druck ist weiterhin groß. Gegen Hertha II steht eine schwere Auswärtsaufgabe an, wie kann man dieser Situation Herr werden?
Wir müssen unseren Stil beibehalten und das Spiel durchbringen. Offensivpressing steht ganz oben auf der Liste, das heißt Torsituationen kreieren und mit hohem Aufwand punkten. Wir wissen nicht, was uns erwartet, da die Zweitvertretungen Wundertüten sind, aber wir müssen so oder so auf unser eigenes Spiel schauen. Seit dem wir das System des Trainers verinnerlicht haben, haben wir vieles richtig gemacht.

Du hast deine fünfte gelbe Karte kassiert und bist somit am Sonntag gesperrt, wie kann die Mannschaft ohne ihren Kapitän siegen und wie unterstützt du das Team von außen?
Ich bin mir sicher, dass das Team mein Fehlen kompensieren wird. Wir sind als Mannschaft immer enger zusammen gerückt und haben die bisherigen Aufgaben als Kollektiv positiv bewältigt. Meinen Teil dazu beitragen kann ich, indem ich die Jungs im Training motiviere. Sie wissen genau, dass sie Gas geben müssen und das werden sie auch.

Zahlreiche verletzte Spieler tummeln sich in den eigenen Reihen, der Kader ist ausgedünnt. Wie schlägt sich das auf die verbleibenden fitten Spieler nieder und wie geht man dagegen vor, dass Demotivation einkehrt?
Es ist nicht schön, dass so viele Spieler ausgefallen sind, vor allem einige Leistungsträger. Aber das hat gezeigt, dass es Chancen für Andere eröffnet. Jeder von uns arbeitet genau darauf hin und jeder Spieler wird gebraucht, was sich nun zeigt. Ich sehe das als Vorteil, denn nun erkennt jeder, dass er Stolz sein kann, Teil dieser tollen Truppe zu sein. Man muss Spieler wie Sven Torge Bremer oder Niklas Brandt loben, denn sie reisen mit den Anderen auswärts mit, übernachten im Hotel und versuchen, weiterhin Gesicht zu zeigen und die Schulter der anderen zu stützen. Jeder hat und kennt seine Funktion im Team und das ist das Tolle.

Wie sehr denkst du, beziehungsweise die Mannschaft bereits an die möglichen Relegationsspiele?
Das wichtigste wird sein, die Relegation erst einmal zu erreichen. Der Meistertitel ist unser Fokus. Wenn man sich die Serie von 18 Siegen und zwei Remis anschaut, erkennt man schnell, dass wir es immer geschafft haben, für das nächste Spiel gewappnet zu sein. Das ist unser großes Gut. Wir werden alles versuchen, um die Meisterschaft für uns zu entscheiden. Sollte das klappen, schauen wir auf die Relegationsspiele. Natürlich blickt man trotzdem mal, wer da auf einen zu kommt.

Falls ihr die Meisterschaft erringen könnt, aber in den entscheidenden Relegationsspielen verliert, wie würdet ihr aus der Saison gehen?
Daran denkt man nicht. Ich denke nicht über Dinge nach, die noch nicht sicher sind. In den Relegationsspielen ist alles möglich und da werden wir erst Recht alles raushauen, um uns für die ganze Saison zu belohnen. Sollte es nicht schaffbar sein, ist gewiss, dass wir auch in der nächsten Spielzeit wieder eine sehr starke Mannschaft ins Rennen schicken. Doch momentan bin ich der Aktive und möchte das in Stein meißeln. Wir wollen das, was wir in der Hand haben auch festhalten.

Falls du am 1. Juni auf dem Rathausbalkon stehen könntest und vor dir tausende FCM-Fans zur Aufstiegsfeier begrüßen dürfest, wie würdest du sie begrüßen?
Ich könnte in diesem Moment nichts sagen, weil ich sprachlos wäre. Die Fans leiden seit Jahren unter dieser vierten Liga und wir wollen hier nur noch gemeinsam raus. Es wäre ein großes Fest, an dem alle Beteiligten teilnehmen würden.

Zum Abschluss: Dein Vertrag wurde bis 30. Juni 2016 verlängert, privat steht Nachwuchs ins Haus – es läuft super. Wie würdest du dich in Verbindung mit Magdeburg beschreiben?
Als kleinen Ossi. Ich fühle mich hier sehr wohl. Niemand kannte mich und für mich war es ein herausgehen aus meinem gewohnten Bochumer Umfeld. Dieser Verein und diese Tradition, das war eine Chance und die habe ich wahrgenommen. Das dritte Jahr ist schon Klasse gewesen und Magdeburg ist die größte Station meiner Karriere. Keine Sekunde möchte ich hier vermissen.